# taz.de -- Leben mit künstlicher Intelligenz: Datenfreigabe nur freiwillig
       
       > Die Enquetekommission „Künstliche Intelligenz“ des Bundestags legt ihren
       > Bericht vor. Konkreter wird ein anderer Report.
       
 (IMG) Bild: Die KI immer dabei: eine Übersetzungs-App soll verständlich machen, was im Joghurt ist
       
       BERLIN taz | Was die [1][Enquetekommission „Künstliche Intelligenz“] gut
       zwei Jahre nach ihrem Start vorgelegt hat, ist ein Rundumschlag. Die
       Gruppe, die jeweils zur Hälfte aus Bundestagsmitgliedern und aus externen
       Expert:innen zusammengesetzt war, beleuchtet das Thema künstliche
       Intelligenz (KI) unter anderem im Kontext von Gesundheit, Datenschutz,
       Diskrimierung und Nachhaltigkeit. „KI ist die nächste Stufe einer durch
       technologischen Fortschritt getriebenen Digitalisierung“, so beschreiben
       die Autor:innen [2][in dem Abschlussbericht die Bedeutung der eigenen
       Arbeit, die sie am Mittwoch an Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU)
       übergaben.]
       
       Der Bericht liest sich vor allem wie eine Bestandsaufnahme dessen, was im
       Bereich KI möglich ist. Doch wenn es um konkrete Konsequenzen etwa in
       Sachen Regulierung geht, bleibt das Papier meist vage im Wünschenswerten.
       Beispiel Gesundheit: Die Autor:innen empfehlen, dass eine Datenfreigabe für
       die Forschung „abgestuft, freiwillig und widerrufbar“ sein sollte. Oder
       dass, „wo möglich, offene Standards“ genutzt werden sollen. Und das gehört
       schon zu den konkreteren Empfehlungen in dem Bereich.
       
       Ursache dafür könnte sein, dass stets ein „breiter Konsens“ gesucht wurde,
       wie es einige Projektgruppen des Berichts betonen. Ein weiteres Symptom,
       wie schwierig die Debatte war, sind die Sondervoten: Jede
       Bundestagsfraktion verfasste eines. Immerhin konnte man sich darauf
       einigen, dass eine „menschenzentrierte KI“ Leitbild sein soll.
       
       Währenddessen hat der aktuelle [3][Automating-Society-Report], den die
       Organisation AlgorithmWatch und die Bertelsmann Stiftung ebenfalls am
       Mittwoch vorstellten, eine Bestandsaufnahme gemacht. Das Ergebnis: Der
       Einsatz von KI-Systemen und solchen, die automatisiert Entscheidungen
       treffen, hat in Deutschland und Europa in den vergangenen zwei Jahren stark
       zugenommen.
       
       ## Europaweite Regeln fehlen
       
       Für Deutschland führt der Report unter anderem das Beispiel Predictive
       Policing an. Eine Software sagt dabei auf Basis von Verbrechen in der
       Vergangenheit voraus, wo demnächst eines verübt werden könnte. Die Polizei
       reagiert beispielsweise, indem sie an dem Ort aus der Vorhersage stärker
       kontrolliert. Derartige Software wird unter anderem in Bayern und
       Baden-Württemberg eingesetzt.
       
       Sarah Fischer, Expertin für algorithmische Entscheidungsfindung bei der
       Bertelsmann Stiftung, kritisiert, dass ein einheitlicher Rechtsrahmen in
       Europa fehle. So mangele es unter anderem an Regeln zu Transparenz und
       Aufsicht solcher Systeme. „Wir sehen viele gute Absichten, die dann oft
       schlecht umgesetzt werden“, sagt sie. Doch die EU ist derzeit noch in der
       Findungsphase. Im Februar hatte sie ein „Weißbuch zur künstlichen
       Intelligenz“ veröffentlicht – jedoch ohne konkrete Vorschläge für einen
       Regelungsrahmen.
       
       Die Autor:innen des Reports fordern unter anderem öffentlich einsehbare
       Register für Systeme, die automatische Entscheidungen treffen. Darin
       müssten unter anderem das Ziel und das verwendete Modell erklärt und
       Trainingsdaten öffentlich gemacht werden. Vorteil einer derartigen Regelung
       wäre nicht nur ein deutlich größeres Maß an Transparenz bei automatisierter
       Entscheidungsfindung. Es würde auch dazu beitragen, dass die Mechanismen
       dieser Systeme für eine breitere Öffentlichkeit verstehbar und damit
       diskutierbar gemacht würden.
       
       28 Oct 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.bundestag.de/ausschuesse/weitere_gremien/enquete_ki
 (DIR) [2] https://www.bundestag.de/ausschuesse/weitere_gremien/enquete_ki#url=L2Rva3VtZW50ZS90ZXh0YXJjaGl2LzIwMjAva3c0NC1wYS1lbnF1ZXRlLWtpLWFic2NobHVzc2JlcmljaHQtODAxMTky&mod=mod569768
 (DIR) [3] https://automatingsociety.algorithmwatch.org/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Svenja Bergt
       
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