# taz.de -- Recherche zu Massentierhaltung: Gülletourismus verbreitet Erreger
       
       > Massentierhaltungstransporte verteilen antibiotikaresistente Erreger quer
       > durchs Land. Greenpeace fordert, die Gülleflut zu stoppen.
       
 (IMG) Bild: Gülletransporte können antibiotikaresistente Keime verbreiten
       
       BERLIN taz | Gülle mit [1][antibiotikaresistenten Keimen] und
       Antibiotikarückständen wird offenbar regelmäßig durch ganz Deutschland
       kutschiert. Das ist das Ergebnis einer Greenpeace-Recherche, die der taz
       vorab vorlag. Dafür wurden Gülleproben aus Schweineställen in Niedersachsen
       analysiert: Alle 11 untersuchten Proben enthielten Antibiotikarückstände, 7
       wiesen teilweise multiresistente Keime auf.
       
       Die 86 nachverfolgten Gülletransporte liefen im Durchschnitt über eine
       Distanz von etwa 220 Kilometern, häufig in andere Bundesländer. Der
       „Gülletourismus“ aus Regionen mit Massentierhaltung kann [2][fatale Folgen]
       haben: Auf den Feldern wirken die Bakterien auf Bodenorganismen ein und
       können ins Grundwasser gelangen.
       
       Überschüssige Gülle ist ein Problem der Massentierhaltung. Um die Belastung
       des Grundwassers mit Nitraten zu begrenzen, wird Gülle in anderen Regionen
       verkauft – mit ihr die Antibiotika aus der Tierhaltung. Sie tragen dazu
       bei, dass [3][krank machende Bakterien unempfindlich gegen Medikamente]
       werden.
       
       In Deutschland sterben [4][laut einer Studie] jährlich etwa 2.400 Menschen,
       weil sie sich mit einem resistenten Keim infiziert haben. Unklar ist
       lediglich, wie hoch der Anteil der Landwirtschaft an der Bildung von
       Resistenzen ist. [5][2018 wurden in Deutschland 722 Tonnen Antibiotika an
       Masttiere] gegeben – mehr als in der Humanmedizin.
       
       Die Transporte verbreiteten „Resistenzen gegen überlebenswichtige
       Antibiotika. Damit wächst die Gefahr, dass Infektionskrankheiten immer
       schwerer zu behandeln sind“, sagte Greenpeace-Experte Dirk Zimmermann.
       
       „Diese unverantwortliche Streuung der Risiken der industriellen Tierhaltung
       kann nicht die Lösung für die Überproduktion von Billigfleisch und Gülle
       sein. Nur wenn weniger Tiere besser gehalten werden, lässt sich die
       Gülleflut stoppen.“
       
       18 Nov 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Multiresistente-Keime--ein-FAQ/!5481080
 (DIR) [2] https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/landwirtschaft/umweltschutz/22854.html
 (DIR) [3] /Regierungsbericht-zu-Tierhaltung/!5598805
 (DIR) [4] https://www.thelancet.com/journals/laninf/article/PIIS1473-3099(18)30605-4/fulltext
 (DIR) [5] https://www.br.de/nachrichten/bayern/tonnenweise-antibiotika-in-der-tierhaltung-hohes-risiko,Ryggd0K
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kai Schöneberg
       
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