# taz.de -- Coronaleugner-Schweigemarsch in Berlin: Gestörte Opferinszenierung
       
       > Ein Schweigemarsch der Coronaleugner stößt in Prenzlauer Berg auf
       > massiven Protest. Die Gegner fühlen sich für die Zukunft bestärkt.
       
 (IMG) Bild: Sie hatten ein schweres Kreuz zu tragen
       
       BERLIN taz | Leise war es nicht beim „Schweigemarsch“ der
       [1][Coronaleugner*innen] am Sonntagmittag im Prenzlauer Berg. Nachdem die
       Bewegung in Berlin zuletzt nur auf wenig Widerstand gestoßen war, machten
       diesmal Hunderte ihren Protest hör- und sichtbar. Vom Startpunkt an der
       Bornholmer Straße bis zum Endkundgebungsort am Alexanderplatz machten
       Antifaschist*innen auf der Straße und aus ihren Fenstern Lärm, um die
       Inszenierung der Verschwörungsideolog*innen zu stören. Vereinzelt
       versuchten sie dabei auch, deren Marsch zu blockieren, was die insgesamt
       600 Polizist*innen jedoch schnell unterbanden.
       
       „Die Erzählung, dass sie zum Schweigen gebracht werden und dass sie den
       Willen der Mehrheit aussprechen, ist gescheitert“, sagte Björn Winter,
       Sprecher des Bündnisses gegen den rechten Schweigemarsch. Er sprach von
       einer „Opferinszenierung“, die aufgrund des Widerstands im Kiez nicht
       funktioniert habe. Dem maßgeblich von der North East Antifa organisierten
       Protest sei es darum gegangen, den Charakter der Demonstrant*innen als
       „ignorante, egoistische und rechtsoffene Minderheit“ herauszustellen.
       
       Das Konzept des Schweigemarschs, der zum zweiten Mal in Berlin stattfand,
       liefert dabei weniger eindeutige Bilder. Ohne Transparente oder Parolen ist
       der Charakter der Veranstaltung nur schwer zu dechiffrieren. Die etwa 1.000
       Demonstrant*innen führten lediglich Transparente mit dem Oxymoron
       „Schweigemarsch. Wir müssen reden“ mit sich. Geachtet wurde dabei, im
       Gegensatz zu anderen Veranstaltungen der Querdenken-Bewegung, auch auf
       Abstände und das Tragen von Mund-Nasen-Masken.
       
       Ziel dieser auch in Kreisen von Coronaleugner*innen umstrittene Strategie
       sei es „keinen Abbruch zu riskieren“, erklärte einer der Organisatoren der
       taz. Es gehe darum, damit die Mehrheit zu erreichen, die „bislang noch
       nicht auf den Straßen war“, so der Brandenburger, der seinen Namen nicht
       nennen wollte. Ähnliche Märsche fanden am Sonntag in etwa 20 Städten
       bundesweit statt. In Berlin allerdings blieb die Beteiligung hinter den
       erhofften 5.000 Personen weit zurück.
       
       ## Kein Problem mit Nazis
       
       Mit der Beteiligung von Nazis haben die Organisatoren kein Problem: Man
       betreibe keine Ausschließeritis“, so der Mitorganisator. Tatsächlich
       beteiligten sich an dem Marsch neben einzelnen Personen in rechter
       Szenekleidung etwa der NPD-Politiker Uwe Meenen oder der AfD-Abgeordnete
       Gunnar Lindemann sowie rechte Youtuber.
       
       Von den Bürgersteigen schallte es immer wieder herüber: „Ihr marschiert mit
       Nazis und Faschisten“. Auch Transparente auf Balkonen machten deutlich,
       dass die Aufklärungskampagne des Gegenprotestes im Vorfeld geglückt war.
       „Lieber 100 Jahre Lockdown als mit Euch im ewigen Reich“, lautet eine der
       unzähligen Botschaften.
       
       Winter rechnet damit, dass Coronaleugner*innen künftig vermehrt auf
       Gegenprotest treffen: „Das soll ein Auftakt auch für breitere Proteste in
       Mitte sein.“ Das Bündnis will auch die Rolle von [2][Anselm Lenz und
       Hendrik Sodenkamp offenlegen, den Gründern der Kommunikationsstelle
       Demokratischer Widerstand] und Pionieren der Anti-Corona-Proteste. „Sie
       haben eine der wichtigsten rechten Massenmobilisierungen nach Pegida
       geschaffen“, sagte er, diese Verantwortung gelte es zu thematisieren: „Wir
       müssen die Infrastruktur der Bewegung angehen.“
       
       22 Nov 2020
       
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 (DIR) Erik Peter
       
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