# taz.de -- Markus Söder und die Frauenquote: Ein Ruck für sich selbst
       
       > Der CSU-Chef plädiert für eine Frauenquote für Vorstände. Das hört frau
       > gern, allein ihr fehlt der Glaube.
       
 (IMG) Bild: Entdeckt neue Regungen in sich: Ministerpräsident Markus Söder
       
       Es geht ein Ruck durch die CSU. Oder, um ganz genau zu sein, ein Ruck durch
       den CSU-Chef Markus Söder. Der will jetzt [1][eine Frauenquote für
       Vorstände]. „Ich bin für die Frauenquote“, offenbarte der bayerische
       Ministerpräsident jüngst in einem Podcast für die Zeit: „Ich bin übrigens
       auch dafür – das sage ich hier sehr deutlich –, dass wir bei den Gesetzen,
       die jetzt in Berlin gemacht werden mit Vorständen, dass wir uns da jetzt
       noch mal einen Ruck geben und das dann auch vernünftig umsetzen müssen.“
       
       Das hört frau doch gern. Der Söder, ein Kämpfer an der Front der
       Geschlechtergerechtigkeit. Will aus aktuell 12 Prozent Frauen in den
       [2][deutschen Dax-Vorständen] mehr machen – ähnlich wie bei den
       Aufsichtsräten. Seit 2015 die Quote dort gesetzlich gilt, ist der
       Frauenanteil auf über 35 Prozent angestiegen.
       
       Frauen, verrät Söder im Podcast weiter, sind „ein Riesenpotenzial für unser
       Land an Ideen, an Kreativität, an Leistung. Und das muss man fördern, und
       jeder muss die gleiche Chance haben.“
       
       Aber dann erinnert sich frau. Wie war das noch mal, als Söder
       Ministerpräsident wurde? Da hat er erst mal Ulrike Scharf aus dem Weg
       geräumt – eine harte Verfechterin der Frauenquote für die eigene Partei.
       Dass die CSU seit einem Jahr überhaupt über eine Frauenquote debattiert,
       ist vor allem der früheren bayerischen Umweltministerin zu verdanken.
       
       [3][Die CSU, die Frauen und die Quote] sind ohnehin nicht die allerbesten
       Freundinnen. 21 Prozent Frauenanteil innerhalb der Partei, 90 Prozent der
       Rathäuser in Bayern werden von Männern regiert. Traditionsgemäß. Was also
       geht da für ein Ruck durch Söder?
       
       Vermutlich ist es der Ruck für sich selbst. Söders Machtambitionen, auch
       jene für das Bundeskanzleramt, vermag er kaum zu verstecken. Mit der
       Frauenquote läuft er sich schon mal warm. Sie ist ein Tribut an die Moderne
       und Kalkül für den Fall einer möglichen Koalition im Bund aus Union und
       Grüne ab Herbst 2021. Denn die Grünen, das weiß Söder, nehmen es mit der
       Quote ernst.
       
       Unabhängig davon, dass zur gesellschaftlichen Moderne auch Umwelt- und
       Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und Migration gehören, dürfte das mit
       der Frauenquote für die Vorstände ohnehin nicht so wild werden. Denn die
       wird – trotz des Versuchs der SPD, diese per Gesetz durchzusetzen – so bald
       nicht kommen. Zu stark sind die Gegner*innen in der Wirtschaft und in den
       Reihen der Eigentümer*innen. Aber als Söder-Imagekampagne macht es sich
       ganz gut, sich demonstrativ für Frauen in die Bresche zu werfen.
       
       Söders Ruck ist eher Opportunismus und Eigennutz als Einsicht und
       Überzeugung. Und durchsichtig obendrein.
       
       13 Nov 2020
       
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