# taz.de -- Corona-Schnelltest im Check: Frohes Fest dank schnellem Test?
       
       > Bis es einen Impfstoff gibt, sollen Schnelltests helfen. Wie zuverlässig
       > sind sie? Wo bekommt man einen? Wem nützen sie? Fragen und Antworten.
       
 (IMG) Bild: Schnell Gewissheit? Sanitäter macht Abstriche für Schnelltests auf dem Grünen-Parteitag im November
       
       1 Ein Corona-Schnelltest – was ist das eigentlich genau, und wie
       unterscheidet er sich von anderen Tests?
       
       Bisher wurde eine Corona-Infektion vor allem mit dem sogenannten PCR-Test
       nachgewiesen. Der ermittelt, ob in einem Nasen- oder Rachenabstrich die
       RNA, also das Gen-Material des Coronavirus Sars-CoV-2 zu finden ist. Das
       funktioniert sehr zuverlässig, hat aber mehrere Nachteile: Diese Tests
       können nur in Laboren durchgeführt werden, weshalb das Ergebnis in der
       Regel erst am nächsten Tag vorliegt, bisweilen auch noch später. Zudem sind
       die Kapazitäten der Labore begrenzt.
       
       [1][Die neuen Schnelltests], die auch als Antigentests bezeichnet werden,
       entdecken keine RNA, sondern ein spezielles Protein des Virus. Um das zu
       tun, müssen sie nicht ins Labor geschickt werden, sondern liefern schon
       nach 15 bis 30 Minuten ein Ergebnis. Das ist allerdings weniger genau als
       bei einem PCR-Test. Noch ein Unterschied: Während ein PCR-Test etwa 50 Euro
       kostet, werden für einen Antigen-Schnelltest nur rund 10 Euro fällig.
       
       2 Wie läuft so ein Schnelltest genau ab? 
       
       Wie beim PCR-Test wird mit einem Tupfer ein Rachenabstrich durch den Mund
       (einfacher) oder durch die Nase (besser) genommen. Dieser wird in eine
       spezielle Flüssigkeit getaucht, die sogenannte Extraktionslösung. Davon
       werden anschließend einige Tropfen auf einen Teststreifen gegeben. Auf
       diesem Streifen erscheint dann nach 15 bis 30 Minuten ein Kontrollstrich,
       der anzeigt, dass der Test funktioniert hat. Erscheint nur dieser
       Kontrollstrich, ist der Test negativ; wenn zusätzlich ein zweiter Strich
       sichtbar wird, ist der Test positiv.
       
       3 Und wie sicher ist dieses Ergebnis? 
       
       Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat Tests von 113
       verschiedenen Herstellern zugelassen, die bestimmte Mindeststandards
       erfüllen sollen: Die Sensitivität, die angibt, wie viele tatsächlich
       Infizierte korrekt als infiziert erkannt werden, muss mindestens 80 Prozent
       betragen; die Spezifität, die angibt, wie viele Nichtinfizierte korrekt als
       negativ erkannt werden, muss bei mindestens 97 Prozent liegen.
       
       Diese Angaben beruhen aber nur auf den Angaben der Hersteller, eine
       unabhängige Überprüfung findet bisher nur in Einzelfällen statt. Ein Team
       um den Berliner Virologen Christian Drosten hat allerdings sieben
       Schnelltests untersucht, die schon im September erhältlich waren. Fünf
       davon schnitten sehr gut ab. Hergestellt werden diese von Abbott Rapid,
       Rapigen, Coris Bioconcept, Nal von Minden und Roche.
       
       4 Was bedeuten diese Angaben zu Sensitivität und Spezifität? Wie
       zuverlässig entdecken die Tests eine infizierte Person?
       
       Eine generelle Antwort darauf gibt es nicht, denn die Zuverlässigkeit hängt
       nach Angaben des [2][Robert-Koch-Instituts (RKI)] davon ab, wie
       wahrscheinlich es ist, dass jemand infiziert ist. Und die Zahlenangaben
       sind durchaus verwirrend. 80 Prozent Sensitivität bedeutet nämlich nicht,
       dass 20 Prozent der Ergebnisse wahrscheinlich falsch sind – die Rechnung
       ist komplizierter.
       
       An dieser Stelle darum nur ein wichtiges Ergebnis: Wenn ein Test bei einer
       Person ohne erhöhtes Infektionsrisiko in Deutschland derzeit bei einem Test
       mit einer Sensitivität von 80 Prozent und einer Spezifität von 99 Prozent
       ein negatives Ergebnis zeigt, ist das gemäß der RKI-Berechnung mit einer
       Wahrscheinlichkeit von 99,9 Prozent korrekt. Mit einem frischen negativen
       Schnelltest kann man demnach an Weihnachten ohne allzu große Sorge die
       Eltern oder Großeltern besuchen.
       
       Ein positives Ergebnis ist in diesem Fall dagegen viel weniger
       aussagekräftig – nur 29 der positiven Tests sind korrekt, in 71 Prozent der
       Fälle liegt in Wirklichkeit doch keine Infektion vor. Darum wird ein
       positiver Schnelltest in der Regel durch einen PCR-Test überprüft.
       
       Wenn die Wahrscheinlichkeit einer Infektion erhöht ist – etwa weil man
       Symptome hat, direkten Kontakt zu einem Infizierten hatte oder in einem
       extremen Hotspot lebt – fällt die Rechnung anders aus. Auch dann gilt aber,
       dass ein negatives Schnelltest-Ergebnis ziemlich sicher ist und ein
       positives eher unsicher.
       
       5 Wenn ich mich vor Weihnachten sicherheitshalber testen lassen will: Wie
       komme ich denn an so einen Test, und was kostet das?
       
       Einfach in der Apotheke kaufen oder im Internet bestellen kann die Tests
       offiziell nicht jede*r. Um sicherzustellen, dass der Rachenabstrich korrekt
       durchgeführt wird, werden sie nur an „medizinisches Fachpersonal“
       abgegeben. Inwieweit das nachgewiesen werden muss und überprüft wird,
       scheint aber vom jeweiligen Händler abzuhängen.
       
       Allerdings bieten inzwischen viele Hausärzte die Schnelltests an – wenn sie
       nicht aus medizinischen Gründen durchgeführt werden, sondern nur zur
       Sicherheit, müssen die Kosten in Höhe von etwa 35 Euro für Test und
       Durchführung selbst getragen werden.
       
       Zudem gibt es in vielen Städten bereits kommerzielle Anbieter – in Berlin
       etwa bietet der KitKat Club, in dem sonst wilde Partys stattfinden, seit
       Freitag Schnelltests inklusive Durchführung für 25 Euro an. Bei
       entsprechender Nachfrage dürften ähnliche Angebote auch an vielen anderen
       Orten entstehen. Wichtig: Sicherheit bietet der Test nur, wenn man ihn kurz
       vor dem Besuch durchführt. Schon am nächsten Tag kann sich der
       Infektionsstatus geändert haben.
       
       6 Wer hat Anspruch auf einen kostenlosen Test?
       
       Die neue Testverordnung, die diese Woche in Kraft getreten ist, legt fest,
       dass Krankenhäuser und Pflegeheime kostenlose Schnelltests für ihre
       Mitarbeiter*innen bekommen können; die Durchführung muss selbst organisiert
       werden. Auch für Besucher*innen soll es dort künftig kostenlose
       Schnelltests geben. Die Verordnung sieht vor, dass Einrichtungen bis zu 30
       Tests pro Patient*in und Monat enthalten – nach Ansicht der Deutschen
       Stiftung Patientenschutz ist das viel zu wenig. Auch der genaue Ablauf ist
       noch unklar. In Schulen sollen bei Verdachtsfällen künftig ebenfalls
       zunächst Schnelltests genutzt werden.
       
       Die genauen Abläufe, etwa wer in einem solchen Fall die Abstriche
       durchführt, sind aber auch hier noch offen. Und auch Ärzt*innen können
       Schnelltests jetzt für ihre Patient*innen kostenlos durchführen, wenn nur
       leichte Erkältungssymptome vorliegen – in diesen Fällen ist seit Anfang
       November anders als zuvor in der Regel kein PCR-Test mehr vorgesehen, um
       die Labore zu entlasten.
       
       7 Wie viele Schnelltests werden bisher genutzt?
       
       Das weiß niemand. Anders als über die PCR-Tests, die zentral erfasst
       werden, gibt es über die Zahl der durchgeführten Schnelltests bisher keine
       Informationen. Das Robert-Koch-Institut ermittelt sie nicht, Hersteller und
       Händler machen aus Wettbewerbsgründen keine Angaben. Und das ist ein
       Problem, denn für die Entwicklung des Infektionsgeschehens ist es wichtig
       zu wissen, welcher Anteil der durchgeführten Coronatests positiv ausfällt.
       Diese sogenannte Positivrate wird anhand der PCR-Tests ermittelt.
       
       Was derzeit geschieht, ist, dass immer mehr der langsamen und teuren
       PCR-Tests durch Schnelltests ersetzt werden. Nur wenn diese positiv
       ausfallen, wird noch ein zusätzlicher PCR-Test durchgeführt – und nur
       dieser wird dann gezählt. Die Positivquote steigt durch eine solche
       Verschiebung innerhalb der Tests, auch wenn sich am tatsächlichen
       Infektionsgeschehen nichts ändert. Wie stark dieser Effekt ist, lässt sich
       aufgrund der fehlenden Zahlen aber nicht ermitteln.
       
       4 Dec 2020
       
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