# taz.de -- FFP2-Maskenversorgung in Hamburg: Überforderte Apotheken
       
       > Die Pflicht, jeweils drei kostenlose FFP2-Schutzmasken an potenzielle
       > Risikopatient:innen herauszugeben, stellt Apotheken vor Probleme.
       
 (IMG) Bild: Warteschlange vor einer Apotheke in Eimsbüttel am vergangenen Dienstag
       
       HAMBURG taz | Die Verordnung der Bundesregierung stellt die Hamburger
       Apotheken vor Herausforderungen: Seit Dienstag sollen Apotheken jeweils
       drei FFP2-Schutzmasken pro Risikopatient:in kostenlos herausgeben. Wie die
       Apotheken das umsetzen, also die Schutzmasken kurzfristig beschaffen,
       prüfen und verteilen, müssen sie selbst zusehen – und sind damit teilweise
       überfordert.
       
       Die Vorräte waren in manchen Apotheken bereits am Dienstagnachmittag
       aufgebraucht, andere gaben die Masken von vornherein lediglich an
       Stammkund:innen heraus. Bei einigen Apotheken herrschte ein so hoher
       Andrang, dass sich lange Warteschlangen auf den Bürgersteigen bildeten–
       auch keine so gute Idee in Pandemiezeiten.
       
       Der Start der kostenlosen Maskenabgabe sei „holprig“ verlaufen, sagt der
       Präsident der Apothekerkammer Hamburg, Kai-Peter Siemsen. Dies sei aber bei
       einer Vorlaufzeit, die sich auf fünf Tage inklusive Wochenende beschränkt
       habe, in der die Apotheken selbstständig Masken auf dem freien Markt
       beschaffen mussten, zu erwarten gewesen. Die Apotheken seien derzeit zum
       Teil mit der drei- bis fünffachen Kundenanzahl gegenüber normalen Zeilen
       konfrontiert. „Insgesamt müssen die Hamburger Apotheken rund 650.000
       Masken-Anspruchsberechtigte versorgen“, sagt Siemsen.
       
       Der 64-jährige Manfred Frenz ist einer jener Anspruchsberechtigen, die am
       Dienstag keine Maske erhielten. Er hat einen Herzfehler und das
       Mindestalter von 60 Jahren überschritten – Alter und Vorerkrankung sind
       Faktoren, die ihn auch einzeln als einen der Anspruchsberechtigten
       klassifizieren würden. Am Dienstagmorgen sei er auf dem Weg zu seinem
       Arbeitsplatz zu der nächstbesten Apotheke geeilt, berichtet er der taz.
       
       Die Verkäuferin habe ihn zu allererst gefragt, ob er denn Stammkunde sei.
       „Ich wusste gar nicht, ob ich Stammkunde bin, ich versteh auch nicht, was
       ein Stammkunde in einer Apotheke sein soll – das ist ja keine Kneipe“, so
       der Hamburger. Die Verkäuferin habe daraufhin seine Kundendaten eingesehen
       und erklärt, dass er zuletzt 2019 Produkte in dieser Apotheke gekauft habe
       – und somit keine Maske bekommen würde. Die vom Bund bezahlten FFP2-Masken
       vergebe die Apotheke nämlich ausschließlich an Stammgäste. „Ob das legal
       ist, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht“, sagt Frenz.
       
       Auf die Frage, ob Apotheken Masken lediglich an ausgesuchte Kunden
       herausgeben dürfen, erklärt der Pressesprecher der Bundesvereinigung
       Deutscher Apothekerverbände (ABDA), Reiner Kern, dass dies legal sei und
       die Verordnung des Bundes in diesem Punkt keine klaren Richtlinien
       festlege. Anders als bei Medikamenten auf Rezept gebe es bei den
       Gratis-FFP2-Masken keinen Kontrahierungszwang, also nicht die Pflicht, die
       Ware herauszugeben.
       
       Kern äußert sich verständnisvoll: „Die Konzentration auf Stammkunden ist
       ein Versuch, Regeln für den eigenen Betrieb zu etablieren und damit auch
       dafür zu sorgen, dass die Patienten mit dem höchsten Risiko auf jeden Fall
       versorgt werden“, sagt er. Zwar könne auf diese Art nicht jede:r Patient:in
       mit den Masken versorgt werden, die ihr oder ihm zustünden, aber das sei
       ohnehin schwierig: „Die meisten Apotheken haben am ersten halben Tag mehr
       als 200% des Patientenaufkommens eines normalen Tages bewerkstelligt.“ Es
       seien ja erst wenige Tage vergangen. Der Anspruch auf die drei kostenlosen
       Schutzmasken gilt laut Verordnung bis zum 6. Januar.
       
       Frenz sagt, er sei auf dem Rückweg von seiner Arbeit zu einem weiteren
       Versuch aufgebrochen, um in einer anderen Apotheke eine Maske zu erhalten,
       doch diese war bereits ihren gesamten Vorrat losgeworden: „Schade“, sagt
       Frenz, „dann laufe ich wohl noch ein paar Tage länger mit meiner Stoffmaske
       herum.“
       
       18 Dec 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Leonie Theiding
       
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