# taz.de -- Geflüchtete in Paris: Kein Platz zum Schlafen
       
       > Zahlreiche Geflüchtete hausen in Paris auf der Straße – ohne Zelt und
       > ohne Decke. Ihre Camps werden immer wieder von der Polizei zerstört.
       
 (IMG) Bild: Manch einer ist schon glücklich, wenn er ein Zelt zum Schlafen hat
       
       PARIS taz | Sie kommen aus Afghanistan, dem Sudan oder Somalia und irren
       nachts durch die Straßen von Paris. „Wir haben keinen Platz zum Schlafen,
       kein Zelt, keine Decke“, schildert Abakar, ein 27-jähriger Sudaner, seine
       Situation in der Zeitung Le Monde. Seit [1][die Polizei das Lager in
       Saint-Denis im Norden der Stadt im November auflöste], leben zahlreiche
       Geflüchtete auf der Straße.
       
       300 bis 400 sind es laut der Schätzung von [2][Utopia 56]. Im November
       hatte die Hilfsorganisation mit Hunderten Afghanen den Platz der Republik
       besetzt, um auf die Misere der „exilés“ aufmerksam zu machen. Doch
       Polizist:innen vertrieben die Migranten mit Schlagstöcken und Tränengas,
       jagten sie durch die benachbarten Straßen.
       
       „Die Aktion wirft ein Licht darauf, wie die Geflüchteten von der Polizei
       behandelt werden“, sagt der Pariser Koordinator von Utopia 56, Kerill
       Theurillat, der taz. Mit der Besetzung erreichte die Organisation aber
       immerhin, dass 550 Unterkünfte zusätzlich geschaffen wurden.
       
       Schon seit Jahren konzentrieren sich die Geflüchteten auf den Großraum
       Paris, wo 50 Prozent aller Asylanträge gestellt werden bei nur 19 Prozent
       der Unterbringungsmöglichkeiten. Nur knapp ein Drittel der
       Asylbewerber:innen lebt laut Innenministerium in einer
       Erstaufnahmeeinrichtung. Hunderte Menschen hausen deshalb in Igluzelten und
       Schlafsäcken unter Eisenbahnbrücken oder Autobahnzubringern – ohne
       fließendes Wasser und Toiletten. In Saint-Denis waren es zuletzt rund 3.000
       Geflüchtete. Schon mehr als 60 Mal löste die Polizei solche Lager auf.
       
       Da der Pariser Polizeipräfekt Didier Lallement weiterhin keine Camps in der
       Hauptstadt zulässt, ziehen sich die Geflüchteten immer mehr in die
       nördlichen Vorstädte zurück. Dort schlagen sie sich einzeln oder in
       Kleingruppen durch. Mehr als 130 Lokalpolitiker:innen aus dem Pariser
       Norden forderten kürzlich in Le Monde eine „würdige Aufnahme“ von
       Geflüchteten und Obdachlosen. Sie wollen ein Treffen von
       Hilfsorganisationen, staatlichen Vertreter:innen und
       Lokalpolitiker:innen, um das Problem endlich gemeinsam anzugehen.
       
       4.500 neue Aufnahmeplätze sollen 2021 geschaffen werden, verspricht das
       Innenministerium. Den Appellunterzeichner:innen zufolge fehlen aber
       mindestens 20.000 Übernachtungsmöglichkeiten. Marlène Schiappa aus dem
       Innenministerium kündigte auch an, dass Geflüchtete ab Januar systematisch
       aus dem Großraum Paris in Regionen mit mehr Unterbringungsplätzen verlegt
       werden sollen. Im Juli war Frankreich wegen unmenschlicher
       Lebensbedingungen für Asylsuchende vom Europäischen Gerichtshof für
       Menschenrechte verurteilt worden. Geändert hat sich bis jetzt wenig.
       
       30 Dec 2020
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christine Longin
       
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