# taz.de -- Schutz der Meere: Rettet Ozean und Klima
       
       > Die Weltmeere regulieren das Klima, sie geraten aber zunehmend selbst in
       > Not. Sie zu schützen, zahlt sich ökologisch und ökonomisch langfristig
       > aus.
       
 (IMG) Bild: Durch die Wiederherstellung von Korallenriffen ließen sich auch Treibhausgase binden
       
       Der ehemalige US-Außenminister [1][John Kerry soll den Klimaschutz wieder
       zur Priorität der US-Außenpolitik machen]. Darüber hinaus sind von ihm neue
       Impulse für den Meeresschutz zu erwarten. Bereits 2014 begründete Kerry die
       jährlichen „Our Ocean“-Konferenzen, die sich unter seiner Ägide zum
       internationalen Motor für den Schutz des Ozeans entwickelt haben.
       
       Gemeinsam mit Umweltstiftungen setzt sich der Top-Klimadiplomat für ein
       weltweites Netzwerk von Meeresschutzgebieten ein. Dass
       [2][EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen] und der Hohe Vertreter
       der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Josep Borell, ebenfalls eine neue
       transatlantische Agenda für globalen Wandel vorschlagen, trifft sich gut.
       
       Diese sieht neben [3][Klimaschutz] und Pandemie-Bekämpfung gemeinsame
       Anstrengungen im Meeresschutz vor, wie etwa ein globales Abkommen gegen die
       [4][Meeresvermüllung] oder die Einrichtung von Meeresschutzgebieten in der
       Antarktis.Denn Klima und Ozean sind auf das engste miteinander verzahnt.
       Der Ozean nimmt etwa ein Viertel des in die Luft freigesetzten CO2 wieder
       auf und speichert über 90 Prozent der durch den Menschen freigesetzten
       Wärme.
       
       Bisher verlangsamt er so den Klimawandel und damit auch seine Folgen für
       die Menschheit. Doch der Ozean ist an seiner Belastungsgrenze. Die
       Meeresökosysteme nehmen bereits erheblichen Schaden, warnt der Weltklimarat
       IPCC im „[5][Sonderbericht über den Ozean und die Kryosphäre in einem sich
       wandelnden Klima]“. Zur Meeresverschmutzung, insbesondere durch
       Plastikmüll, zur Überfischung und Vernichtung wichtiger Arten und
       Lebensräume kommen die negativen Auswirkungen des Klimawandels hinzu:
       
       Meeresspiegelanstieg, Wassererwärmung und die mit steigender
       CO2-Konzentration einhergehende Versauerung des Ozeans. Zwei Drittel der
       Meere wurden bereits stark vom Menschen beeinträchtigt, so der
       [6][Weltbiodiversitätsrat IPBES]. Nur wenn Klimaschutz und Erhalt des
       Ozeans gemeinsam vorangebracht werden, wird sich daran etwas ändern. Neben
       ehrgeizigem Klimaschutz muss dafür die Widerstandsfähigkeit der
       geschwächten Meeresökosysteme gestärkt werden.
       
       In der Meeresforschung besteht Einigkeit, dass dafür möglichst große
       Meeresflächen unter einen strengen Schutz gestellt werden müssen. Um die
       Überfischung zu beenden, sollten die Bestände nachhaltig und
       naturverträglich bewirtschaftet werden. Dafür müssen Fischereisubventionen
       abgebaut, aber auch Überkapazitäten reduziert und illegale beziehungsweise
       die Lebensräume schädigende Fischereipraktiken verhindert werden.
       
       Durch die Wiederherstellung von Mangroven, Seegraswiesen und Korallenriffen
       ließen sich nicht nur wichtige Lebensräume für bedrohte Tierarten
       zurückbringen, sondern zugleich auch [7][Treibhausgase] binden. Außerdem
       wären die Küsten gegen steigende Meeresspiegel und heftigere Stürme
       widerstandsfähiger. All dies wäre ein Gewinn nicht nur für Meeresnatur und
       Klima, sondern auch für die direkt davon abhängigen Menschen:
       
       Über die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Küstenregionen und gut jeder
       dritte Mensch nutzt den Ozean als wichtige Nahrungsmittelquelle. Dass sich
       Schutz und nachhaltige Nutzung der Meere ökonomisch langfristig auszahlen,
       hat jetzt eine Gruppe von Regierungschefs aus 14 Ländern anerkannt –
       darunter wichtige maritime Nationen wie Chile, Indonesien, Japan, Kanada,
       Kenia oder Norwegen, aber auch kleinere Inselstaaten wie Fidschi und Palau.
       
       Denn nur wenn der Klimawandel möglichst auf [8][1,5 Grad Celsius] begrenzt
       werden kann und es gleichzeitig gelingt, die Meeresnatur effektiv zu
       schützen, wird der Ozean auch dauerhaft Beiträge zur Ernährungssicherheit,
       Armutsbekämpfung, Energieversorgung oder Gewinnung neuartiger Stoffe für
       die Pharmaindustrie liefern können. Gemeinsam hat die Gruppe der 14 Länder
       angekündigt, dass sie bis zum Jahr 2025 100 Prozent ihrer nationalen
       Gewässer nachhaltig bewirtschaften werden.
       
       ## Mangroven, Seegraswiesen und Korallenriffe
       
       Zudem möchte man mindestens 30 Prozent der weltweiten Meeresgebiete bis
       2030 unter Schutz stellen. Hauptantrieb dieser „G14 der Meere“ ist eine
       langfristige und nachhaltige Nutzung des Ozeans, dessen jährlicher Beitrag
       zur weltweiten Wirtschaftsleistung auf etwa 1,5 Billionen US-Dollar
       geschätzt wird. Auch wenn dieser Pakt für Meeresschutz erst ein Anfang sein
       kann: Das Besondere ist, dass hier auch Staaten mit im Boot sind, die
       bisher kaum als Vorkämpfer für Meeresschutz in Erscheinung getreten sind.
       
       Für die EU, die seit Jahren für den Schutz des Ozeans eintritt, bietet sich
       jetzt die Gelegenheit für Allianzen, um Fortschritte für Ozean und Klima zu
       erzielen. Denn nach einer fast einjährigen Covid-19-bedingten Pause stehen
       2021 in der globalen Umweltpolitik eine Reihe wichtiger Entscheidungen an.
       Neben ambitionierten Reduktionsverpflichtungen und nationalen
       Umsetzungsplänen zur Einhaltung des Pariser Klimaabkommens sollen
       übergeordnete UN-Naturschutzziele für die nächsten zehn Jahre festgelegt
       werden.
       
       Und die seit Jahren laufenden Verhandlungen über ein rechtlich
       verbindliches Abkommen zum Schutz der Artenvielfalt auf der Hohen See
       stehen vor dem Abschluss. Daher sollte die Bundesregierung den Schutz des
       Ozeans auf die Tagesordnung ihres [9][Klimakabinetts] setzen und mit den
       EU-Partnern auf John Kerry und andere Vorreiter zugehen und gemeinsame
       Initiativen vorschlagen.
       
       Nur wenn es gelingt, mit gutem Beispiel voranzugehen und bisher
       blockierende Staaten wie China oder Russland von der Notwendigkeit einer
       Transformation im Umgang mit dem Ozean zu überzeugen, wird es möglich sein,
       fatale Folgen für Ozean und Mensch zu vermeiden. Der Neustart in den
       transatlantischen Beziehungen und die wachsende Handlungsbereitschaft
       vieler Staaten könnte die letzte Chance für eine rechtzeitige Wende sein.
       
       31 Dec 2020
       
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 (DIR) [5] https://www.de-ipcc.de/252.php
 (DIR) [6] https://www.de-ipbes.de/
 (DIR) [7] /Europaeische-Union-und-Kapitalanlagen/!5735115
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