# taz.de -- Chemnitz als Kulturhauptstadt: Vorwurf Beraterfilz
       
       > Über die Wahl zur Europäischen Kulturhauptstadt 2025 gibt es Streit.
       > Vorwürfe kommen ausgerechnet aus dem unterlegenen Nürnberg.
       
 (IMG) Bild: Chemnitz braucht den Status Kulturhauptstadt, um als Stadt lebenswerter zu werden
       
       Fünf Wochen nach Jubel und Begeisterung am 28. Oktober hat die Nominierung
       von Chemnitz als Europäische Kulturhauptstadt 2025 einen Dämpfer erhalten.
       Die Stadt hatte sich nach einem Entscheid der europäischen Jury in der
       Endrunde der deutschen Bewerber gegen Nürnberg, Hildesheim, Hannover und
       Magdeburg durchgesetzt. Nun erhebt Autor Uwe Ritzer in der Süddeutschen
       Zeitung Vorwürfe gegen das Bewerbungs- und Auswahlverfahren, das von
       Beraterfilz und Auftragszuschiebungen geprägt sei.
       
       Er spricht von einem „Wanderzirkus“, der keuz und quer durch den Kontinent
       tingele und konkurrierende Städte gleichzeitig berate. Namentlich wird der
       Tscheche Jiří Suchánek aus Pilsen genannt, der 2017 in die EU-Jury
       wechselte. In sein Pilsener Kreativwirtschaftszentrum plant [1][Chemnitz
       2025] eine auffällige Radtour. Auch der Name des Niederländers Mattijs
       Maussen fällt, der bereits 15 Kulturhauptstädte beraten hat, darunter eben
       [2][Chemnitz]. Ulrich Fuchs, Professor und eine Art grauer Eminenz der
       Kulturhauptstadtausschreibungen, wird kritisiert, weil seine Frau für
       Bewerberstädte tätig sei.
       
       Die Vorwürfe könnten schwerwiegende Folgen für das nominierte Chemnitz
       haben. Nach unbestätigten Informationen aus dem dortigen
       Kulturhauptstadtbüro hat die am vorigen Donnerstag tagende
       Kulturministerkonferenz 25 Millionen Euro Bundeszuschuss vorerst auf Eis
       gelegt. In dieser Woche sollen die Vorwürfe geklärt werden. Die
       federführende Kulturstiftung der Länder konnte zum Stand noch nichts sagen.
       
       Der Autor des SZ-Beitrags lebt in der unterlegenen Bewerberstadt Nürnberg.
       Bayerns Kunstminister Bernd Sibler (CSU) hatte darauf gedrängt, dass sich
       die Kulturministerkonferenz mit den Befangenheitsvorwürfen befasst. Der
       Deutschlandfunk erfuhr allerdings im Nürnberger Rathaus, dass man
       keinesfalls als schlechter Verlierer dastehen möchte und Chemnitz [3][den
       Titel] gönne. Eine solche Haltung entspricht auch dem zuvor spürbaren
       solidarischen Geist der Konkurrenten.
       
       Es fällt auf, dass kein Medienbeitrag bislang den Manager der
       [4][Chemnitzer Bewerbung] und Leiter des städtischen Kulturbetriebes Ferenc
       Csák erwähnt. Der erfahrene und hochkompetente gebürtige Ungar führte 2010
       Pécs zum Kulturhauptstadttitel und bedurfte für seinen aktuellen Erfolg mit
       Chemnitz gewiss keiner Kungeleien.
       
       14 Dec 2020
       
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