# taz.de -- Italien bei Olympia 2021: IOC droht Parlament
       
       > Der Streit über ein Sportgesetz eskaliert. Nun könnten italienische
       > SportlerInnen bei Olympia 2021 nur als unabhängige AthletInnen antreten.
       
 (IMG) Bild: Historisches Bild: Italiens Olympiamannschaft bei der Eröffnungsfeier von Rio 2016
       
       Ende Januar will das Internationale Olympische Komitee (IOC) darüber
       entscheiden, ob italienische SportlerInnen im Juli als „squadra azzurra“ zu
       den Sommerspielen nach Tokio reisen dürfen oder ob sie ohne Hymne und Fahne
       vertreten sein werden. In italienischen Medien wird auch darüber
       spekuliert, dass dann die Akkreditierungen für Funktionäre und Journalisten
       ungültig würden.
       
       Dem IOC stößt ein Gesetz übel auf, das vom italienischen Parlament 2018
       verabschiedet wurde. Danach wird eine staatliche Behörde namens „Sport e
       Salute“, Sport und Gesundheit, geschaffen, die die staatlichen Gelder an
       die nationalen Verbände verteilen soll. Im Jahr 2020 betrug der Etat 280
       Millionen Euro. Bislang werden diese Gelder von Italiens Nationalem
       Olympischen Komitee ([1][Coni]) verteilt.
       
       Seit zwei Jahren schwelt der Streit. Eine erste Verschärfung trat im
       September ein, als IOC-Präsident Thomas Bach sich „sehr besorgt über die
       Situation und die Funktionsweise des Coni“ geäußert hatte. Im IOC hält man
       das Gesetz für eine unerlaubte Einmischung der Politik in die Autonomie des
       Sports, einen Verstoß gegen die „Olympische Charta“.
       
       ## „Das Risiko ist sehr groß“
       
       Nun warnte Coni-Präsident Giovanni Malagò: „Das Risiko, ohne Hymne und
       Flagge nach Tokio zu fahren, ist sehr groß.“ Das IOC lässt die Muskeln
       spielen, ein Sprecher sagte, man habe doch alles „der italienischen
       Regierung bei vielen Gelegenheiten deutlich mitgeteilt“. Das IOC dürfte
       sich auch deswegen in einer starken Position sehen, weil [2][2026] in
       Mailand und Cortina d’Ampezzo die Olympischen Winterspiele stattfinden. Ob
       die Sportstätten wirklich genügen, daran waren zuletzt immer wieder Zweifel
       zu hören.
       
       Italiens Sportminister Vincenzo Spadafora hat bislang stets damit
       argumentiert, das Gesetz wahre die Autonomie des Sports. Im September hatte
       er noch gesagt, das IOC solle sich lieber um die Situation in Belarus
       kümmern. Nun sind Andeutungen zu hören, dass man das Gesetz nachträglich
       noch verändern möchte.
       
       6 Jan 2021
       
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