# taz.de -- heute in bremen: „Es geht zu den Voyager-Satelliten“
       
       Interview Finn Starken
       
       taz: Herr van Hasselt, was ist an alten, zerkratzten Schallplatten
       interessant? 
       
       Jan van Hasselt: Die Platten, die ich gefunden habe, sind nicht nur alt,
       sondern Direktschnitte. Das bedeutet, dass es nur ein einziges Exemplar von
       ihnen gibt. Für einen Plattensammler wie mich ist dies das Tollste
       überhaupt.
       
       Was macht Ihre Direktschnitte so besonders? 
       
       Die Platten wurden vor dem Zweiten Weltkrieg aufgenommen. Damals gab es
       noch keine Tonbänder. Daher hat man Platten nur benutzt, um einzigartige
       Sachen aufzunehmen. Wenn ich also Platten finde, die vor dem Krieg
       aufgenommen wurden, weiß ich: Da muss etwas Besonderes drauf sein.
       
       Was ist denn auf Ihren Platten zu hören? 
       
       Das kann ich noch nicht verraten. Das gibt es heute Abend zu sehen und
       hören.
       
       Ein wenig müssen Sie schon verraten … 
       
       Mir war lange Zeit nicht klar, ob auf den Platten überhaupt Musik gespielt
       wurde. Es waren unklare Töne zu hören. Waren es also nur Testtöne? Oder die
       einer Webmaschine? Ich habe darüber mit dem Museum für Kommunikation
       gesprochen. Die haben gesagt: Was du da hast, sind feine Töne, die von
       keiner Maschine kommen. Ich habe herausgefunden, dass es tatsächlich etwas
       ganz anderes war.
       
       Über Ihre Suche nach den Tönen ist das Stück „Die eisigen Monde von
       Wilhelmsburg“ entstanden. Was hat der Hamburger Stadtteil damit zu tun? 
       
       Mein Bruder hat dort auf einer illegalen Müllkippe die alten Schallplatten
       gefunden und an mich gedacht. Meine Recherche hat mich dann an die
       unterschiedlichsten Orte geführt: zum Reichsparteitagsgelände nach Nürnberg
       und dem Kulturkampf der Nazis, aber auch hoch in den Weltraum zu den
       Voyager-Satelliten.
       
       Worauf lasse ich mich als Zuschauer heute Abend ein? 
       
       Ganz einfach: Ich habe Schallplatten auf dem Müll gefunden. Ich werde
       zeigen, was auf den Schallplatten zu hören ist, und versuche, ihre
       Geschichte zu erzählen. Wissenschaftlich belegen kann ich die Geschichte
       nicht, aber alles, was ich erzähle, ist wahr – und unterhaltsam.
       
       Die Premiere findet online statt. Wie läuft das ab? 
       
       Eigentlich mache ich Ton-Bild-Vorträge in Theatern. Viele Geräte, die wir
       nun gefilmt haben, hätten sonst auf der Bühne gestanden. Die Zuschauer
       hätten sie sich vor Ort anschauen können. Nun habe ich eine Fernsehsendung
       aufgenommen. Darin werde ich zu den Schallplatten interviewt, es kommen
       Experten zu Wort – und: Es spielt Live-Musik.
       
       29 Jan 2021
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Finn Starken
       
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