# taz.de -- Konsequenzen aus den Schulschließungen: Verriegeln reicht nicht
       
       > Auch die Schulen brauchen ein milliardenschweres Hilfsprogramm. Sonst
       > werden zu viele Kinder abgehängt.
       
 (IMG) Bild: Nicht bei allen klappt der Unterricht von zu Hause aus – es mangelt an Material und Unterstützung
       
       Echt fies. Wenige Minuten bevor Baden-Württemberg verkünden wollte, dass
       Schulen und Kitas wieder öffnen, [1][durchkreuzte die Virusmutante den
       Plan]. Nun verzichten auch andere Länder auf geplante Öffnungen oder
       verschärfen den Zugang zur Notbetreuung. Doch Häme oder Erleichterung sind
       nicht angesagt. Vielmehr müssen alle Alarmglocken schrillen.
       
       Es rächt sich, dass das Virus die Bildungspolitiker:innen vor sich
       her treiben konnte, statt dass diese früh einen Plan B angingen: Wie kann
       ein Schuljahr ohne Präsenzunterricht funktionieren? Dazu gehören
       verbindliche und bundesweit geltende Kriterien, ab wann Schulen geschlossen
       werden. Das heißt auch, Lernstoff zu priorisieren und Druck rauszunehmen,
       indem eine Benotung ausgesetzt wird.
       
       Aber vor allen muss man verhindern, dass eine ganze Generation von Kindern
       und Jugendlichen abgehängt wird. In Gefahr sind vor allem jene, denen nicht
       alles zufällt oder deren Eltern keine teuren Nachhilfestunden buchen
       können. Im Jahr vor Corona legte die Pisa-Studie offen, dass jede fünfte
       15-Jährige nur rudimentär lesen kann. Der Anteil dieser funktionalen
       Analphabeten dürfte in Zeiten geschlossener Schulen wachsen.
       
       Um gegenzusteuern, reicht es nicht, dass viele Länder [2][die
       Abschlussprüfungen verschieben] oder den Schüler:innen anbieten, das
       Schuljahr freiwillig zu wiederholen. Das schiebt die Verantwortung dem
       Einzelnen zu.
       
       Auch die Schulen brauchen – wie die Wirtschaft – ein milliardenschweres
       Hilfsprogramm. 500 Millionen für Laptops sind ein guter Anfang. Aber weder
       hat nun jede:r Schüler:in ein Gerät, noch klappt das Lernen zu Hause
       reibungslos. Wie Kliniken und Gesundheitsämter brauchen die Schulen, vor
       allem die in sozialen Brennpunkten, personelle Verstärkung – um Kinder
       online beim Lernen zu unterstützen und Lehrer:innen und
       Erzieher:innen zu entlasten. Das kann die Studierende sein, die
       Nachhilfe anbietet, die Schauspieler:in, die mit Schüler:innen Stücke
       schreibt, oder jemand, der die Videokonferenz zum Laufen bringt. Und
       schnell muss es gehen. Es brennt.
       
       28 Jan 2021
       
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