# taz.de -- Drohende Räumung: Zoff um die Wartenberg 22
       
       > Das Bezirksamt Lichtenberg will die BesitzerInnen eines Wohnhauses in
       > einem verlassenen Gewerbegebiet nicht weiter dort wohnen lassen.
       
 (IMG) Bild: So wie hier in Friedrichshain will auch die Wartenberg 22 ihr Projekthaus weiterführen
       
       BERLIN taz | „Wohnen untersagt, Nutzung untersagt, wir müssen raus“ steht
       auf einem großen Transparent an einem Haus in der Wartenbergstraße 22 im
       Lichtenberger Gleisdreck. Dabei haben die über 20 BewohnerInnen das Haus
       2016 gekauft. Darunter sind KünstlerInnen, Studierende und Beschäftigte in
       unterschiedlichen Berufen. „Niemand bei uns zahlt mehr als 250 Euro Miete,
       dabei ist Heizung und WLAN inbegriffen“, erklärt Hausbewohner Rouven Wieman
       gegenüber der taz.
       
       Dass sich die BewohnerInnen trotzdem Sorgen um eine Räumung machen müssen,
       liegt am Bauamt Lichtenberg. Es steht auf dem Standpunkt, dass das Haus in
       einem verlassenen Gewerbegebiet liegt und daher nicht bewohnt werden darf.
       Hohe Geldstrafen wurde den BewohnerInnen angedroht, wenn sie das Haus nicht
       verlassen. Wegen der Coronapandemie wurde ein Räumungstermin zurückgezogen,
       bis ein Gericht darüber entschieden hat. Verlieren die BewohnerInnen den
       Prozess, müssen sie ausziehen.
       
       Für die Haltung des Lichtenberger Bauamts haben die BewohnerInnen kein
       Verständnis. „Es behauptet wider besseres Wissen, dass unser Haus nie ein
       Wohnhaus, sondern immer schon Gewerbehaus war und deshalb nicht bewohnt
       werden kann. Obwohl die VorbewohnerInnen bekannt sind, die Telefon- und
       Adressbücher seit 1893 nachzuvollziehen sind und Mitarbeiterinnen des Amtes
       unter der Hand zugeben, dass das Haus immer schon Wohnhaus war, werden wir
       weiter zum Auszug gedrängt“, empört sich Wieman.
       
       Er ist mit seinen MitbewohnerInnen an die Öffentlichkeit gegangen. Eine
       Petition, die ihren Verbleib forderte, erhielt im letzten Jahr mehrere
       Hundert Unterschriften. Aktuell diskutieren die BewohnerInnen der
       Wartenburg, wie sie das Haus mittlerweile nennen, ob sie ihre Forderung
       nach einen Bleiberecht in ihrem Haus durch einen BürgerInnenantrag an das
       Bezirksamt Lichtenberg bekräftigen.
       
       Dazu brauchen sie 1.000 Unterschriften, was in Coronazeiten nicht einfach
       ist. Doch NachbarInnen haben schon Unterstützung signalisiert. Schließlich
       sind auch andere Häuser im Lichtenberger Gleisdreieck bewohnt. Das
       weitgehend unerschlossene Gebiet könnte in den nächsten Jahren interessant
       werden. Denn eine weitere Trasse des in den 1990er Jahren beschlossenen,
       heute umstrittenen Autobahnbaus würde das Areal betreffen. Wieman sieht
       hierin auch einen Grund für die Haltung des Bauamts. Die BewohnerInnen der
       Wartenburg haben andere Pläne. In ihrem Garten wollen sie im Sommer Filme
       zeigen. Peter Nowak
       
       4 Feb 2021
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Peter Nowak
       
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