# taz.de -- Frauenrechtlerin in Saudi-Arabien: Loujain al-Hathloul auf freiem Fuß
       
       > Al-Hathloul hatte sich dafür eingesetzt, dass Frauen in Saudi-Arabien
       > Auto fahren dürfen. Nach fast drei Jahren im Gefängnis wurde sie
       > freigelassen.
       
 (IMG) Bild: Saudi-Arabien: Frauenrechtlerin Loujain al-Hathloul nach ihrer Freilassung am Mittwoch
       
       KAIRO taz | 1.001 Tage war die Gallionsfigur der saudischen
       Frauenrechtsbewegung Loujain al-Hathloul im Gefängnis, jetzt wurde sie
       freigelassen. Bekannt wurde die 31-Jährige, weil sie unermüdlich das Recht
       saudischer Frauen eingeklagt hatte, Auto fahren zu dürfen.
       
       Ihre Freilassung am Mittwochabend sei „eine unglaubliche Erleichterung, die
       längst überfällig war“, heißt es in einer Erklärung der
       Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Auch der neue
       US-Präsident Joe Biden ließ es sich nicht nehmen, ihre Freilassung
       persönlich zu kommentieren. „Sie war eine laute Stimme [1][im Kampf um
       Frauenrechte]. Sie freizulassen, war richtig“, erklärte er bei einer
       Pressekonferenz in Washington.
       
       Der Zeitpunkt ihrer Verhaftung 2018 war kurios. Nun wenige Tage bevor
       Kronprinz Muhammad Bin Salman den saudischen Frauen endlich das Recht
       zusprach, selbst am Steuer eines Autos sitzen zu dürfen, war Loujain als
       eine der Wortführerinnen der Frauenfahr-Kampagne zusammen mit weiteren
       Mitstreitern festgenommen worden. Reformen dürfen in Saudi-Arabien
       offensichtlich nur von oben gewährt, und nicht von unten gefordert werden.
       
       Loujain wurden illegale Kontakte zu ausländischen Diplomaten und Medien
       vorgeworfen. Laut Angaben ihrer Familie wurde sie in Haft gefoltert. Sie
       soll Elektroschocks, Schlägen und sexuellen Belästigungen ausgesetzt
       gewesen sein. Angeblich soll ihr die Freiheit versprochen worden sein, wenn
       sie zustimme, nicht öffentlich über die Folter an ihr zu sprechen.
       Saudische Behörden streiten den Vorwurf ab. Ende Oktober 2020 begann sie
       einen Hungerstreik, um gegen ihre Haftbedingungen zu protestieren und um zu
       erreichen, dass sie wieder Kontakt zu ihrer Familie haben kann.
       
       ## Saudi-Arabien in der Kritik
       
       Im Dezember 2020 wurde sie von einem Anti-Terror-Gericht in Riad schuldig
       gesprochen, zu einer Änderung des Regimes aufgerufen zu haben, eine
       ausländische Agenda durchsetzen zu wollen und die öffentliche Ordnung
       gestört zu haben. Sie wurde zu fünf Jahren und acht Monaten Gefängnis
       verurteilt. Allerdings zog das Gericht von diesem Strafmaß 34 Monate zur
       Bewährung ab. Da sie die restliche Zeit bereits abgesessen hat, wurde sie
       jetzt freigelassen.
       
       Saudi-Arabien war wegen ihrer Haft immer stärker in die internationale
       Kritik geraten. Die Freilassung gilt auch als ein [2][Zugeständnis an die
       neue US-Regierung], die eine härtere Gangart gegen die
       Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arabien angekündigt hatte.
       
       Loujains Freilassung ist allerdings von zahlreichen Restriktionen
       begleitet, wie einem fünfjährigen Ausreiseverbot aus Saudi-Arabien.
       Außerdem wurde ihr offenbar verboten, sich zu ihrem Fall und der Haft
       öffentlich zu äußern.
       
       Mohamed Al Omari, ein saudischer Menschenrechtsaktivist in London,
       befürchtet, dass ihre Bewährungszeit schnell zu einem Problem werden
       könnte. „Lojain steht vor großen Herausforderungen“, erklärt er. „Sie wurde
       in den letzten drei Jahren zu einem Symbol des Kampfes in Saudi-Arabien.
       Sie wird eine Menge Druck verspüren, wenn sie redet oder wenn sie
       schweigt.“
       
       So scheint das Kalkül des saudischen Kronprinzen Bin Salam zu sein: Eine
       schweigende Lojain auf freiem Fuß ist besser als eine, die im Gefängnis zur
       Legende wird.
       
       11 Feb 2021
       
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