# taz.de -- Wahlergebnis der Grünen: Glaube, Liebe, Hoffnung
       
       > Die Grünen haben bei den Landtagswahlen zugelegt. Die Realität ist aber
       > weniger schmeichelhaft – nicht nur, was die Zahlen angeht.
       
 (IMG) Bild: Grüne Runde am Politischen Aschermittwoch: Annalena Baerbock, Winfried Kretschmann (m) und Robert Habeck
       
       Auf den ersten Blick sind die Grünen die Sieger dieser Landtagswahlen. In
       Baden-Württemberg liegt Winfried Kretschmann unangefochten vorn – [1][und
       kann sich die Partner aussuchen]. Und in Rheinland-Pfalz [2][haben die
       Grünen zugelegt]. Liegt Parteichef Robert Habeck also richtig, wenn er
       schwärmt, die grüne Dynamik setze sich fort und sie hätten im Bund die
       Chance, „das Unwahrscheinliche möglich zu machen“?
       
       Etwas Wasser in den Biowein gießen sollte man dann doch. Die Grünen müssen
       sich im Bund inzwischen an dem Maßstab messen lassen, den sie selbst an
       sich anlegen. Zur Erinnerung: Habeck und seine Co-Chefin Annalena Baerbock
       wollen die Union im Kampf um Platz 1 im Parteiensystem herausfordern und
       ins Kanzleramt einziehen. Sie fordern eine radikale Transformation, die
       Deutschland auf den 1,5-Grad-Pfad bringt.
       
       Solche Chuzpe orientiert sich nicht an der Wirklichkeit – die
       Wahrscheinlichkeit eines oder einer grünen KanzlerIn ist gering –, sondern
       an den Gesetzen der Aufmerksamkeitsökonomie. Habeck und Baerbock wollen
       den Wahlkampf als Aufholjagd inszenieren. Sie wissen: Um im Gespräch zu
       bleiben, braucht es eine Erzählung, die für Spannung und Nervenkitzel
       sorgt. Das Unwahrscheinliche, um Habeck zu zitieren, muss möglich sein.
       
       Deshalb fällt der zweite Blick auf die Ergebnisse für die Grünen nicht ganz
       so schmeichelhaft aus. In Rheinland-Pfalz liegen sie unter der
       Zweistelligkeit und deutlich hinter den Prognosen, die sie vor wenigen
       Wochen bei 14 oder 15 Prozent sahen. Die Grünen haben die Dynamik also
       nicht in die Wirklichkeit übersetzt. Und Kretschmanns behutsame
       Status-quo-Anpassung in Baden-Württemberg reicht nicht, um auf den
       1,5-Grad-Pfad zu kommen. Das Land bleibt hinter Klimazielen zurück, obwohl
       er seit zehn Jahren regiert.
       
       Hinter dem Erfolg verbergen sich also valide Hinweise, dass die Grünen auf
       mehreren Ebenen mit unhaltbaren Versprechen unterwegs sind. Wenn selbst ein
       grüner Regierungschef angesichts der sich zuspitzenden Klimakrise zu
       langsam agiert, was bleibt den Grünen dann noch – außer dem Prinzip
       „Glaube, Liebe, Hoffnung“?
       
       15 Mar 2021
       
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