# taz.de -- Sportmoderator Breyer über Hopp-Doku: „Fast alle wussten Bescheid“
       
       > ZDF-Moderator Jochen Breyer spricht über seine Doku zu Dietmar Hopp, ein
       > denkwürdiges Fußballspiel und warum er den Konflikt nun anders wahrnimmt.
       
 (IMG) Bild: Hassfigur: Dietmar Hopp gilt in der deutschen Fanszene als Symbol für den Investorenfußball
       
       taz: Warum dieser Film zu dieser Zeit? Pandemiebedingt sind das Spiel in
       Sinsheim und die Schmähungen von Dietmar Hopp durch Fans des FC Bayern
       eigentlich in Vergessenheit geraten. 
       
       Jochen Breyer: Das stimmt, aber der Konflikt ist nicht gelöst. Es finden
       bis heute noch Gerichtsprozesse gegen Fans statt, die bei den
       Schmähaktionen gegen Dietmar Hopp letztes Jahr dabei waren. Die Geschichte
       geht also weiter. Das war die eine Motivation, diese Doku zu drehen. Die
       andere war das Interview mit Hopp im „Aktuellen Sportstudio“ vor einem
       Jahr. Damals gab es aus den Fanszenen Kritik, wir hätten das Thema nicht
       ausgewogen behandelt. Und sie hatten recht. Das war damals nicht gut von
       uns, das war nicht gut von mir.
       
       Kritisiert wurde, dass lediglich Statements von Hopp gesendet wurden, zu
       denen nicht einmal Nachfragen gestattet waren. Sie haben sich im Nachhinein
       also in Ihrer journalistischen Ehre verletzt gefühlt? 
       
       [1][Die Kritik hat sehr an mir genagt, ja.] Ich habe mich ein paar Tage
       nach der Sendung mit Vertretern der Ultraszene getroffen, um mir ihre
       Version anzuhören. Was sie mir erzählt haben, fand ich sehr interessant,
       und so ist die Idee entstanden, diese Doku zu drehen, in der wir all die
       Hintergründe aufarbeiten und in der beide Seiten ihre Sicht der Dinge
       ausführlich schildern.
       
       Können Sie das konkreter machen, was interessant war? 
       
       Ein Beispiel: Dietmar Hopp hat in dem „Sportstudio“-Interview erklärt, er
       sei bereit, zu vergessen. Fast zeitgleich gingen aber bei vielen Fans
       Strafbefehle ein, die wegen der Beleidigungen beim Spiel gegen Hoffenheim
       angezeigt worden waren.
       
       Was hat Sie denn während des Drehs überrascht? 
       
       Einiges. Dass es etwa innerhalb des DFB einen großen Streit über den Umgang
       mit den Ultras zwischen den beiden mächtigsten Funktionären gab, dem
       damaligen Präsidenten Reinhard Grindel und seinem Vize Rainer Koch. Deren
       Verhältnis ist laut Grindel an dieser Frage zerbrochen. Was mich am meisten
       überrascht hat: Dass vor dem Spiel in Sinsheim offenbar fast alle Bescheid
       wussten, was passieren würde, die TSG Hoffenheim, der FC Bayern und der
       DFB.
       
       Ein wirklich bemerkenswerter Moment der Doku. Selbst der Sky-Moderator
       wusste zuvor Bescheid. Was denken Sie im Nachhinein darüber? Sind wir alle
       Opfer einer Inszenierung geworden? 
       
       Opfer ist mir ein zu großes Wort. Und man darf nicht vergessen, [2][dass am
       Anfang des Ganzen ja immer noch die Schmähungen der Fans standen.] Aber
       dass die Reaktionen der Verantwortlichen offenbar auch geplant waren und
       dass dabei an der einen oder anderen Stelle überzogen wurde, das veränderte
       meinen Blick auf diesen Tag und diesen Konflikt.
       
       Ihnen ist es gelungen, dass sich die sonst öffentlichkeitsscheuen Ultras
       vor die Kamera gesetzt haben. Dietmar Hopp und die TSG Hoffenheim haben
       sich jedoch verweigert. Warum? 
       
       Die Ultras dazu zu bekommen mitzumachen, war tatsächlich nicht einfach. Wir
       haben uns viele Male getroffen und kontrovers diskutiert, über neun Monate
       hinweg, bis sie schließlich zugesagt haben. Und zu Dietmar Hopp: Man sagte
       uns auf unsere Anfrage hin, dass er aktuell keine Interviews gibt. Mehr
       weiß ich nicht.
       
       Der Konflikt ist komplex. Haben Sie eine Erklärung dafür, warum die
       Debatten um Hopp und die Ultras meist nur an der Oberfläche kratzen? 
       
       Gute Frage. Wahrscheinlich weil die Sache auf den ersten, flüchtigen Blick
       klar erscheint: Hier der soziale Wohltäter, dort die Chaoten in der Kurve,
       die ihn aufs Übelste beleidigen und Fadenkreuz-Plakate hochhalten. Erst
       wenn man sich tiefergehend mit dem Thema auseinandersetzt, merkt man, dass
       das alles komplizierter ist.
       
       Das ist eigentlich die Aufgabe von Journalisten, mit beiden Seiten zu
       sprechen. Uli Hoeneß hat Ihnen aber genau das in der Doku zum Vorwurf
       gemacht. Sie würden es sich damit zu einfach machen, Sie sollten sich
       stattdessen auf die Seite des Opfers Hopp stellen. Das macht
       journalistische Arbeit nicht unbedingt einfacher, wenn Protagonisten, mit
       denen man in Kontakt bleiben möchte, eine Voreingenommenheit erwarten? 
       
       Das mag hin und wieder so sein, aber bei Uli Hoeneß sehe ich diese Gefahr
       überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, ich glaube, er schätzt es,
       Streitgespräche zu führen. Ich hatte schon einige mit ihm, und der Kontakt
       zu ihm ist dadurch eher besser geworden als schlechter.
       
       Der Film wird am Samstag eine halbe Stunde vor Mitternacht ausgestrahlt.
       Warum ist es denn so schwer, mit kritischer Sportberichterstattung
       attraktivere Sendeplätze zu ergattern? 
       
       Das sehe ich anders. Dass die Doku auf dem „Sportstudio“-Sendeplatz
       ausgestrahlt wird, als erste „Sportstudio“-Doku überhaupt, finde ich super.
       Und für alle, die um die Uhrzeit schon schlafen: Der Film ist schon früher
       am Abend in der Mediathek abrufbar.
       
       27 Mar 2021
       
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