# taz.de -- Mutmaßlicher Sabotageakt im Iran: Teheran sieht Israel hinter Angriff
       
       > Die Führung in Teheran hat Israel mit Vergeltung gedroht. Sie macht das
       > Land für einen Angriff auf die Natans-Atomanlage am Sonntag
       > verantwortlich.
       
 (IMG) Bild: Das iranische Nuklearzentrum Natans in einer Satellitenaufnahme vom 7. April 2021
       
       BERLIN taz | Für Iran steht außer Frage, was viele außerhalb des Landes nur
       vermuten: Hinter dem jüngsten Angriff auf die Atomanlage Natans stehe
       Israel, teilte die Regierung am Montag mit. Außenminister Mohammed Dschawad
       Sarif bezeichnete den Vorfall vom Sonntag als „Nuklear-Terrorismus“ und
       kündigte an, „sich an den Zionisten zu rächen“ sowie beschädigte
       Zentrifugen durch leistungsfähigere zu ersetzen. Laut Sicherheitsbehörden
       wurde eine Person identifiziert, die in Natans einen Stromausfall ausgelöst
       habe.
       
       In den frühen Morgenstunden war die Elektrizität in Natans gekappt worden.
       Unter Berufung auf israelische Geheimdienstkreise nannten Medien später
       einen israelischen Cyberangriff als Ursache. Der Sender Kan meldete, der
       Mossad stecke hinter dem Angriff. Die New York Times berichtete unter
       Berufung auf amerikanische und israelische Geheimdienstler*innen, eine
       absichtlich herbeigeführte Explosion habe das autarke und stark beschützte
       Elektrizitätssystem der Anlage zerstört. Dies habe Irans Atomprogramm um
       mindestens neun Monate zurückgeworfen.
       
       Israel bekannte sich nicht offiziell zu dem mutmaßlichen Angriff. Politiker
       deuteten lediglich auf eine Beteiligung Israels hin. Regierungschef
       Benjamin Netanjahu sagte am Sonntag, „der Kampf gegen den Iran und seine
       Stellvertreter ist eine gewaltige Aufgabe.“ Bereits vergangenen Sommer war
       es zu einem Brand in Natans gekommen. In der Anlage wird derzeit Uran auf
       Anreicherungsgrade angereichert, die das im internationalen Atomabkommen
       (JCPOA) von 2015 vereinbarte Limit überschreiten.
       
       Der Vorfall vom Sonntag kommt zu einer sensiblen Zeit: Iran strebt eine
       Wiederbelebung des JCPOA an, aus dem die USA unter Trump ausgestiegen sind.
       Die Biden-Administration hat sich grundsätzlich bereit erklärt, dem
       Abkommen wieder beizutreten. Israel dagegen ist nach wie vor ein
       entschiedener Gegner des Abkommens. Nach israelischer Lesart verhindert das
       JCPOA eine nukleare Bewaffnung Irans nicht, sondern verzögert sie
       lediglich, während es Teheran gleichzeitig ermögliche, seinen Einfluss in
       der Region auszubauen. Vertreter des iranischen Regimes haben Israel immer
       wieder offen mit Vernichtung gedroht.
       
       ## EU fordert Aufklärung
       
       Seit vergangener Woche finden in Wien Gespräche über die Zukunft des JCPOA
       statt. Vertreter*innen der Vertragsparteien Deutschland, Frankreich,
       Großbritannien, Russland und China sowie EU-Diplomat*innen vermitteln dabei
       zwischen Iran und den USA. Teheran will, dass die USA ihre Sanktionen gegen
       Iran aufheben. Die USA fordern, dass sich Teheran wieder an die
       JCPOA-Abmachungen hält, gegen die es seit 2019 systematisch verstößt. Die
       Gespräche sollen diese Woche fortgesetzt werden.
       
       Ein Sprecher des Auswärtigen Dienstes der EU sagte am Montag: „Wir weisen
       alle Versuche zurück, die laufenden diplomatischen Aktivitäten zu
       untergraben.“ Der Vorfall in Natans, „bei dem es sich um einen Sabotageakt
       gehandelt haben könnte“, müsse aufgeklärt werden.
       
       „Die Frage ist, ob das Timing Zufall ist oder einen absichtlichen
       israelischen Versuch darstellt, Hindernisse auf den Weg zurück zum JCPOA zu
       legen“, sagt Sima Shine, Analystin am Institute for National Security
       Studies in Tel Aviv und ehemalige Mossad-Mitarbeiterin. Der Vorfall vom
       Sonntag könne eine Eskalation in Gang setzen. Die iranische Regierung steht
       nun vor der Entscheidung, ob und wie sie reagiert, was die Gespräche in
       Wien gefährden könnte.
       
       12 Apr 2021
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jannis Hagmann
       
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