# taz.de -- Pläne zur Super League im Fußball: Da geht noch was
       
       > Die Uefa beschließt eine Reform der Champions League, aber das geht zwölf
       > Topklubs nicht weit genug. Nun stellen sie Pläne für eine Super League
       > vor.
       
 (IMG) Bild: Wertvolle Fracht: Die Champions League bekommt womöglich Konkurrenz
       
       Der europäische Klubfußball steht vor einem Umbruch. Während die
       Europäische Fußball-Union (Uefa) am Montag dabei war, eine Reform der
       [1][Champions League] zu beschließen, geht dieser Schritt einer Reihe von
       Spitzenklubs nicht weit genug. Sie sind am Sonntag mit ihren Plänen für
       eine Super League an die Öffentlichkeit gegangen. Fußballfans, die im Zuge
       der Coronapandemie darauf gehofft hatten, eine Zeit des Umdenkens sei
       gekommen, werden eines besseren belehrt. Das Gegenteil ist richtig: Die
       Kommerzialisierung wird auf die Spitze getrieben. Die Topklubs sind dabei,
       sich ein Umfeld zu gestalten, in dem sie noch wesentlich mehr Geld
       verdienen können.
       
       „Das neue jährliche Turnier wird ein deutlich größeres Wirtschaftswachstum
       bieten“, schreiben die Initiatoren der Super League [2][auf ihrer
       Webseite]. Die Pandemie habe gezeigt, verkünden sie in salbungsvollen
       Worten, „dass eine strategische Vision und ein nachhaltiger
       wirtschaftlicher Anreiz erforderlich sind, um den Wert und die
       Unterstützung zum Nutzen der gesamten europäischen Fußballpyramide zu
       steigern“.
       
       Die Super League solle künftig unabhängig von der Uefa veranstaltet werden,
       die Klubs aber gleichzeitig in ihren nationalen Ligen verbleiben. Mit dabei
       sind der FC Arsenal, Manchester United, FC Liverpool und Tottenham Hotspur,
       FC Chelsea, Manchester City und der AC Mailand, Inter Mailand und Juventus
       Turin, Real Madrid, FC Barcelona und Atlético Madrid.
       
       Aus Deutschland und Frankreich sowie den anderen europäischen Ländern hat
       bislang kein Klub Interesse bekundet. Diese zwölf Klubs, heißt es, rechnen
       mit weiteren drei Gründungsmitgliedern. Mit fünf Qualifikanten soll das
       Feld aufgefüllt werden. Am Ende sollen sich 20 Mannschaften in der Vorrunde
       in zwei Zehnergruppen duellieren, um dann in eine K.o.-Phase einzusteigen.
       
       ## J.P. Morgan will einsteigen
       
       Vorstände der European Super League Company S.L. sind Florentino Pérez
       (Präsident Real Madrid), Andrea Agnelli (Vorstandsvorsitzender Juventus
       Turin) und Joel Glazer (stellvertretender Vorstandsvorsitzender Manchester
       United). Als Geldgeber tritt die US-Bank J.P. Morgan in Erscheinung. Sie
       sichert die Finanzierung des neuen Wettbewerbs, der den Teilnehmern
       garantierte Einnahmen in dreistelliger Millionenhöhe sichern soll.
       
       Während der „anfänglichen Verpflichtungsperiode der Vereine“ könnten
       Solidaritätsleistungen in Höhe von zehn Milliarden Euro ausgezahlt werden,
       teilen die Vereine mit. Die Gründungsmitglieder sollen einen Betrag von 3,5
       Milliarden Euro erhalten, „der ausschließlich für die Entwicklung ihrer
       Infrastruktur und zur Abfederung der Auswirkungen der Covidpandemie
       vorgesehen ist“. Damit bestätigen sich die Pläne, die bereits 2018 im Zuge
       der Football-Leaks-Enthüllungen an die Öffentlichkeit gedrungen waren.
       
       Die Veranstalter der Super League geben sich in ihrer Außendarstellung auch
       einen philanthropischen Anstrich. Sie werben mit „unbegrenzten
       Solidaritätszahlungen“ an den „europäischen Fußball“, Summen, die angeblich
       höher ausfallen als bisher. Unklar ist bislang, ob die Pläne, eine Super
       League in harter Konkurrenz zur Champions League zu etablieren, nur eine
       weitere Drohkulisse sind, um die Funktionäre der Uefa gefügig zu machen,
       oder ob die Großklubs die offene Konfrontation mit dem Verbandsfußball
       suchen.
       
       Die Uefa hat sich bei der Reform der Champions League womöglich nicht so
       flexibel gezeigt wie erwartet, wenngleich das neue Champions-League-Modell
       – neues Format, mehr Spiele, mehr Einnahmen – auch schon eine Konzession an
       die Wünsche der sogenannten [3][G14 der europäischen Großklubs] ist. Seit
       Bekanntwerden der Pläne reißt die Kritik an der Super League nicht ab.
       
       Ex-Bundestrainer Rudi Völler spricht von einem „Verbrechen am Fußball“,
       Fan-Initiativen machen mobil. Die Interessenvertretung „Unsere Kurve“
       fordert harte Strafen für die Teilnehmer an einer Super League. „Clubs, die
       sich für eine Super League entscheiden, sind konsequent zu sanktionieren
       und sofort von allen verbandlichen Wettbewerben auszuschließen“, heißt es.
       Man fordert zudem: „Die Reform der Uefa-Clubwettbewerbe muss umgehend
       zurückgenommen werden.“
       
       Und was sagen der FC Bayern und Borussia Dortmund zur Super League? Lehnen
       das Konstrukt angeblich ab. Da hat man von Bayern-Vorstand Karl-Heinz
       Rummenigge allerdings schon einmal andere Töne vernommen.
       
       19 Apr 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://de.wikipedia.org/wiki/UEFA_Champions_League
 (DIR) [2] https://thesuperleague.de/index.html
 (DIR) [3] https://de.wikipedia.org/wiki/G-14
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Markus Völker
       
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