# taz.de -- Wenn der Kandidat verdrängt: Klimastreber Armin Laschet
       
       > Spät hat der CDU-Chef seine Liebe zum Klimaschutz entdeckt. Nun ist sie
       > so groß, dass alles ausgeblendet wird, was der Leidenschaft widerspricht.
       
 (IMG) Bild: Späte Liebe zum Klima. Aber wie treu ist Schwerenöter Laschet – bei seiner verkohlten Vorgeschichte?
       
       Es hat lange gedauert, bis Armin Laschet seine Berufung zum Klimaschützer
       entdeckt hat. Vor zwei Jahren hatte er in der NZZ noch das Standardargument
       der Klimabremser zum Besten gegeben, dass die Deutschen „gerade mal 2
       Prozent zum weltweiten CO2-Ausstoß beitragen“ (was für gut 1 Prozent der
       Weltbevölkerung übrigens ziemlich viel ist). [1][Und noch in seiner
       Bewerbungsrede für den CDU-Vorsitz tauchte das Thema keinmal auf].
       
       Doch seit Laschet mit seiner schnellen Auffassungsgabe gemerkt hat, dass
       die Wähler*innen den Klimaschutz dann doch wichtig finden, will auch er
       jetzt dabei sein. Und zwar nicht nur irgendwie, sondern natürlich ganz
       vorne. „Nordrhein-Westfalen leistet den größten Beitrag zur Erreichung der
       Pariser Klimaziele in ganz Deutschland“, verkündete er in dieser Woche bei
       den sogenannten Reviertagen im bisherigen Braunkohleabbaugebiet.
       
       Denn von dieser Kohle soll in Zukunft weniger verfeuert werden. „Bereits in
       zwei Jahren werden wir ein Drittel der Kraftwerkskapazitäten im Revier
       abgeschaltet haben“, kündigte Laschet an. Damit spare die von ihm geführte
       schwarz-gelbe Landesregierung viel mehr CO2 ein als die rot-grüne
       Vorgängerregierung, lobte er sich diese Woche im SZ-Interview.
       
       Doch so sympathisch die neue Klimaliebe des Armin Laschet erscheint – sie
       trägt auch Züge von jenem klassischen Realitätsverlust, der mit starker
       Verliebtheit oft einhergeht. So hat Laschet offenbar total verdrängt, dass
       nicht NRW die Idee hatte, die Kraftwerke abzuschalten, sondern die vom Bund
       eingesetzte Kohlekommission. Dass er selbst 2017 erklärt hatte, ein festes
       Ausstiegsdatum für die Kohle sei „keine rationale Politik“, und noch 2019
       im Zusammenhang mit dem Kohleausstieg vor einem „energiepolitischen
       Kurzschluss“ warnte, hat Laschet offenbar ebenfalls vergessen.
       
       Und auch in der Gegenwart blendet der CDU-Chef leider vieles aus, was dem
       neuen Bild des Klimastrebers widerspricht – etwa [2][die weiterhin geplante
       Abbaggerung von sechs Dörfern] oder den gerade beschlossenen
       1.000-Meter-Abstand von Windrädern zu Wohnhäusern, der die Energiewende in
       NRW stark behindern wird. Doch das kann sich ja ändern: Irgendwann wird
       seine neue Liebe bestimmt noch glaubwürdig.
       
       2 May 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Klimaschutzbilanz-des-CDU-Vorsitzenden/!5744652
 (DIR) [2] /Hauptversammlung-von-Energiekonzern/!5762849
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malte Kreutzfeldt
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Liebeserklärung
 (DIR) Erneuerbare Energien
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Armin Laschet
 (DIR) Lebenslauf
 (DIR) Armin Laschet
 (DIR) RWE
 (DIR) Schwerpunkt Hambacher Forst
 (DIR) Schwerpunkt Fridays For Future
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Debatte über Lebensläufe: Erlaubt ist, was gefällt
       
       Diskussionen über den Lebenslauf der Kanzlerkandidat:innen verfehlen
       die Realität. Es ist gewöhnlich, Lebensläufe ein wenig aufzupeppen.
       
 (DIR) Nach der Bundestagswahl 2021: Streit um Laschets Rückfahrkarte
       
       Armin Laschet will ein Gerücht stoppen: Er rechne schon mit einer
       Niederlage bei der Bundestagswahl und wolle sich eine Rückfahrkarte nach
       NRW sichern.
       
 (DIR) Hauptversammlung von Energiekonzern: Protest gegen RWE angekündigt
       
       Der Energiekonzern RWE inszeniere sich als nachhaltig, setze aber weiter
       auf Kohle und Atom, sagen Kritiker:innen. Am Mittwoch wollen sie
       demonstrieren.
       
 (DIR) Braunkohleabbau bedroht Siedlungen: Die Verkohlten
       
       Ein gefräßiges Loch droht sechs Dörfer in NRW zu verschlingen. RWE baggert
       weiter Braunkohle ab, Klima hin oder her. Doch jetzt keimt Hoffnung auf.
       
 (DIR) GründerInnen über die KlimaUnion: „1,5-Grad-Ziel muss ins Programm“
       
       Der neue Verein „KlimaUnion“ will CDU und CSU auf radikalen Öko-Kurs
       bringen. So sollen WählerInnen von den Grünen zurückgeholt werden.