# taz.de -- Petition für Behelfsbrücke: Happy End für die Märchenbrücke?
       
       > Die Dornröschenbrücke in Hannover soll abgerissen werden. Eine Petition
       > setzt sich dafür ein, während der Bauzeit eine Behelfsbrücke zu
       > errichten.
       
 (IMG) Bild: Auf den Brücken zwischen Linden und der Nordstadt wird es wohl bald eng für den Radverkehr
       
       Sonnenuntergang, Feierabendbier, Blick über die Leine. Wer seinen Abend in
       Hannover entspannt ausklingen lassen will, tut das gerne auf der
       Dornröschenbrücke. Die Brücke liegt etwas versteckt im Grünen und verbindet
       Linden mit der Nordstadt. Als Bindeglied der beiden alternativen Stadtteile
       war sie bis vor wenigen Jahren auch Schauplatz der jährlichen
       Gemüseschlacht, einem Event, bei dem die Kiezbewohner*innen ihre halb
       ernste Rivalität mit dem Werfen von Grünzeug ausleben konnten.
       
       Die Dornröschenbrücke ist allerdings nicht bloß als Treffpunkt von
       Bedeutung, sondern auch als autofreie Verkehrsstraße – täglich überqueren
       allein 5.600 Radfahrer*innen die Dornröschenbrücke. Wegen Zweifel an
       der Tragfähigkeit soll sie jetzt aber neu gebaut und für eineinhalb Jahre
       gesperrt werden. Das bringt die Leute auf.
       
       Über die schönen und auch die nützlichen Seiten der Brücke kommt Christiane
       Hausleiter ins Schwärmen. Die gebürtige Hannoveranerin führt mit ihrem Mann
       den Biergarten Dornröschen, nahe der Brücke. Die beiden haben das
       Fachwerkhaus und den Außenbereich 2016 als ehemalige Stammgäste übernommen
       und erst 2018 nach aufwendigem Umbau eröffnet.
       
       Während das Ende der coronabedingten Schließungen absehbar scheint, ist die
       langfristige Existenz des Betriebs auch vom Laufpublikum der Brücke
       abhängig. Wenn diese aber gesperrt wird, werden viele Gäste den Biergarten
       wohl nicht mehr so leicht erreichen. „Die Sperrung würde uns kurz nach der
       Pandemie das Genick brechen“, sagt Hausleiter. Sie fordert während der
       Bauzeit eine provisorische Brücke und hat dafür eine Petition ins Leben
       gerufen.
       
       ## Wie kommt man in der Zwischenzeit über die Leine?
       
       Die Reaktionen auf die Petition machen deutlich, wie wichtig die
       Dornröschenbrücke für die Anwohner*innen ist. Während der Bauzeit
       müssten sie auf zwei alternative Brücken ausweichen. Beide sind mit großen
       Umwegen und Problemen verbunden. Die jetzt schon überlastete
       Justus-Garten-Brücke biete nicht genug Platz, um den zusätzlichen
       Veloverkehr über den Fluss zu führen. Die zweite Alternative sei als Brücke
       mit Bundesstraße weder zu Fuß noch mit dem Rad angenehm zu überqueren.
       Online wird zudem berichtet, dass die Ausweichrouten für Schwerbehinderte
       nicht geeignet und für Eltern von Schulkindern zu lang und unsicher seien.
       
       Für die Stadt Hannover und ihren grünen Oberbürgermeister Belit Onay ist
       die Mobilitätswende ein wichtiges Ziel. In Zukunft soll daher ein
       ausgebautes Velorouten-Netz die Stadt prägen. Eine dieser Fahrradrouten
       führt über die Dornröschenbrücke und ist für viele die einzige Verbindung
       zwischen Linden und der Nordstadt.
       
       Die Stadt teilte der taz mit, dass für eine Behelfsbrücke neben der
       Dornröschenbrücke nicht ausreichend Platz bestünde, weshalb in jedem Fall
       ein Umweg entstünde. Da zudem die Investition in eine Zwischenlösung
       „keinen nachhaltigen Mehrwert“ bedeute, lehnt sie einen Ersatz aktuell ab.
       
       Wie geht es mit der Dornröschenbrücke weiter? Auch wenn eine Behelfsbrücke
       unwahrscheinlich scheint, werden durch die Petition doch die Probleme der
       Sperrung sichtbar. Um kreative Lösungen und Konzepte im Sinne der
       Hannoveraner*innen zu finden, plant die Stadt ein
       Bürgerbeteiligungsverfahren zum Neubau.
       
       9 May 2021
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christoph Sommer
       
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