# taz.de -- Mit dem Zug in Europa reisen: Grüne Oasen
       
       > Es gibt einen dichten Dschungel von Netzwerken und Projekten für
       > nachhaltigen Tourismus in Europa. Sie müssen nur sichtbarer werden.
       
 (IMG) Bild: Die Entwicklung eines europäischen Schienennetzes muss vorangetrieben werden
       
       „Förderung des nachhaltigen und sozialen Reisens in Europa“ lautet der
       Titel einer Konferenz, organisiert vom [1][europäischen Netzwerk für
       nachhaltiges Reisen]. Die Mitglieder, zum größten Teil Veranstalter,
       stammen vor allem aus Deutschland, Frankreich, Spanien, Portugal,
       Österreich und Italien.
       
       Unterstützt wird die Initiative von Tourismus Portugal. Das Land hat im
       ersten Halbjahr 2021 den Vorsitz im Rat der EU. Es tritt ausdrücklich für
       einen sozialen und nachhaltigen Tourismus ein. Auf der Onlinekonferenz
       diskutierten Tourismuswissenschaftler und Veranstalter mit Vertretern des
       Europaparlaments, der Europäischen Kommission, des Europarats über die
       Perspektiven eines europäischen Tourismus.
       
       Es ist das europäische Jahr der Schiene. Eine gute Gelegenheit, jetzt die
       Entwicklung eines europäischen Schienennetzes weiterzutreiben, um endlich
       eine klima- und nutzerfreundliche Alternative zu den europäischen
       Billigfliegern anzustoßen.
       
       In der Diskussion mit der Präsidentin des europäischen Jahres der Schiene,
       Anna Deparnay-Grunenberg, wurden folgende Punkte betont: die Notwendigkeit
       einer technischen Übereinstimmung der europäischen Bahnsysteme,
       damit eine durchgehende Verbindung gewährt ist, ohne die Maschinen wechseln
       zu müssen. Ein vereinheitlichtes Ticketverkaufssystem für Reiseagenturen
       und Einzelreisende und die Verknüpfung unterschiedlicher Formen des
       bodenständigen Reisens mit Zug, Schiff, Bus, sodass es leicht wäre, etwa
       von Berlin nach Sardinien zu reisen. Und die Förderung von Nachtzügen.
       
       ## Reisen ist Kultur
       
       Diskutiert wurde auch der Begriff Tourismusindustrie. Um ein anderes Bild
       des Tourismus zu entwerfen, wolle man sich vom Begriff Industrie lösen.
       Damit werde Verschmutzung, Profit und Monotonie suggeriert. Der Begriff
       Industrie verdrehe den eigentlichen Sinn des Reisens, der vielmehr mit
       Kultur zu tun habe. Beide leben von Menschen, Orten, Erzählungen,
       Beziehungen, Identitäten. Auf der „Faro-Konvention 2005“ wurde das
       kulturelle Erbe in seiner Beziehung zu Menschenrechten und Demokratie
       betont. Die Konvention wurde vom Europarat aufgenommen. Sie ist Grundlage
       der europäischen Kulturrouten.
       
       Kultur sei die DNA der Reisemotivation. Es gehe dabei nicht um Museen und
       Schlösser, sondern um Lebensweisen. Kultur müsse Teil des Tourismus sein,
       weniger als touristische Attraktion, sondern als Strategie für regionale
       Entwicklung. Nachhaltiger Tourismus kann ein guter Weg sein, um das
       kulturelle Erbe zu erhalten. Ziel des europäischen Netzwerks für
       nachhaltigen Tourismus ist, die Beziehung zwischen Gesetzgebern auf
       EU-Ebene, Forschung und Veranstaltern zu erweitern.
       
       Es gibt bereits zahlreiche Netzwerke und europäische Fördertöpfe, die
       regionale Entwicklung auf ihre Fahnen geschrieben haben. Dazu gehören die
       europäischen Kulturrouten und Pilgerwege genauso wie der Fahrradweg um den
       Eisernen Vorhang. Ein Dschungel von Angeboten und Fördermitteln.
       
       [2][Ecotrans] hat dafür eine Datenbank entwickelt. Dieses europäisches
       Netzwerk von Experten und Organisationen aus den Bereichen Tourismus,
       Umwelt und regionale Entwicklung engagiert sich mit praktischen Ansätzen
       und Initiativen für einen langfristig umweltverträglichen Tourismus.
       Mitglieder von Ecotrans sind Nichtregierungsorganisationen und
       Beratungsunternehmen aus derzeit 12 Ländern. Ecotrans koordiniert zusammen
       mit der dänischen Beratungsfirma Rambøll die Informationsplattform zu
       nachhaltigem Tourismus: [3][DestiNet.]
       
       Eine neue Studie des europäischen Ausschusses für Verkehr und Tourismus
       (TRAN) zeigt Entwicklungen und Trends im europäischen Reisemarkt. Die
       Studienergebnisse des „[4][Relaunching transport and tourism in the EU
       after Covid-19]“-Reports sollen als Grundlage für politische Entscheidungen
       der Europäischen Union dienen. Sie bieten einen Überblick über die
       Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf den Verkehrs- und Tourismussektor
       der EU. Die Pandemie bleibe eine der größten Herausforderungen in den
       Regionen, die sehr auf den Tourismus angewiesen sind.
       
       16 May 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://anneedurail.eu/agences-cosignataires-appel-europeen/
 (DIR) [2] http://www.ecotrans.org
 (DIR) [3] https://www.destinet.de
 (DIR) [4] ttps://scholar.google.de/scholar?q=Relaunching+transport+and+tourism+in+the+EU+after+COVID-19&hl=de&as_sdt=0&as_vis=1&oi=scholart
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Edith Kresta
       
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