# taz.de -- „Junge Welt“ im Verfassungsschutzbericht: Fehl am Platz
       
       > Laut Innenministerium verstößt Marximus gegen die Prinzipien der
       > freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Da hat wohl jemand was falsch
       > verstanden.
       
 (IMG) Bild: Verfassungsfeindliches Symbol? Marx-Engels-Denkmal in Berlin
       
       Ist der marxistische Klassenbegriff verfassungsfeindlich? Wenn man dem
       CDU-Politiker Günter Krings, parlamentarischer Staatssekretär im
       Bundesinnenministerium, folgt, dann ist das so. Krings hat eine Kleine
       Anfrage der Linksfraktion zur Nennung der Tageszeitung junge Welt (jW) im
       [1][Verfassungsschutzbericht] beantwortet. Dort bescheinigt er dem
       Marxismus, gegen die „Grundprinzipien der freiheitlichen demokratischen
       Grundordnung“ zu verstoßen.
       
       „Beispielsweise widerspricht die Aufteilung einer Gesellschaft nach dem
       Merkmal der produktionsorientierten Klassenzugehörigkeit der Garantie der
       Menschenwürde. Menschen dürfen nicht zum ‚bloßen Objekt‘ degradiert oder
       einem Kollektiv untergeordnet werden, sondern der Einzelne ist stets als
       grundsätzlich frei zu behandeln.“
       
       Mittels des Klassenbegriffs wird allerdings kein Mensch „einem Kollektiv
       untergeordnet“. Vielmehr wird jeder Mensch im Rahmen der
       Sozialstrukturanalyse einer (als „Klasse“ bezeichneten) Großgruppe
       zugeordnet. Das tun alle Soziologen, auch solche, die dem Klassen- den
       Schichtbegriff vorziehen.
       
       Man muss übrigens kein [2][Marxist sein], um zu erkennen, dass Deutschland
       eine Klassengesellschaft ist. Einer kleinen Minderheit der Bevölkerung
       gehören die Unternehmen, Banken und Versicherungen, während die große
       Mehrheit ihre Arbeitskraft verkaufen muss, um gut leben zu können.
       
       ## Auch klassenlose Gesellschaft wäre dann verfassungsfeindlich
       
       Zudem ist Krings’ Antwort zu entnehmen, dass auch das Ziel einer
       klassenlosen Gesellschaft verfassungsfeindlich ist – also die Beseitigung
       dessen, was doch der Menschenwürde widerspricht. Das „wesentliche Ziel“
       einer „marxistischen Grundüberzeugung“ ist es laut Krings, „die
       freiheitliche Demokratie durch eine sozialistische/kommunistische
       Gesellschaftsordnung zu ersetzen“.
       
       Nicht die Demokratie soll jedoch durch eine andere Gesellschaftsordnung
       ersetzt werden, sondern das kapitalistische Wirtschaftssystem. Hier urteilt
       ein Jurist über den Marxismus, der ihn offenbar nicht versteht oder
       bösartig verdreht. Jemand wie er ist daher fehl am Platze.
       
       19 May 2021
       
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