# taz.de -- Klimaschutz in der EU: Das Zugpferd auf Trab bringen
       
       > Der WWF fordert einen verschärften Emissionshandel, um ihn für das neue
       > EU-Klimaziel fit zu machen. Weltweit legen die Emissionen wieder zu.
       
 (IMG) Bild: Kraftwerk Bełchatów in Polen, das weltgrößte Braunkohlekraftwerk
       
       BERLIN taz | Die EU bekommt gerade ein eigenes Klimagesetz – und die
       Umweltstiftung WWF hat schon mal Forderungen vorgelegt, wie der Europäische
       Emissionshandel (ETS) reformiert werden sollte. Die Emissionen müssen
       schneller und drastischer sinken als bisher geplant, [1][fordert ein
       Gutachten des Öko-Instituts im Auftrag des WWF.]
       
       Beim Emissionshandel müssen Unternehmen aus dem Strom- und Industriebereich
       Zertifikate für ihren Treibhausgasausstoß kaufen und handeln. Sie sind für
       etwa die Hälfte aller europäischen CO2-Emissionen verantwortlich.
       
       Der Preis hat in den letzten Jahren endlich Höhen von etwa 30 Euro und
       zuletzt sogar 40 Euro pro Tonne CO2 erreicht, sodass etwa Kohlekraft
       zunehmend unrentabel wird. Nun muss die EU am ETS drehen, um ihr neues
       Klimaziel für 2030 zu erreichen.
       
       „Der Emissionshandel ist das Zugpferd des europäischen Klimaschutzes, aber
       bisher nur 3 von den 15 Jahren seiner Existenz wirksam gewesen“, sagt
       Viviane Raddatz, WWF-Klimaexpertin. Fast immer gab es mehr Lizenzen, als
       gebraucht wurden – jetzt müsse einmalig diese „heiße Luft“ aus dem System
       abgelassen werden. Sie spricht von Zertifikaten für mindestens 250
       Millionen Tonnen CO2.
       
       ## „Zielverschärfung ist notwendig“
       
       Zusätzlich solle der Reduktionsfaktor, um den die Menge der Lizenzen pro
       Jahr regulär fallen soll, von 2,2 auf 3,6 Prozent verschärft werden.
       
       [2][In der sogenannten Marktstabilitätsreserve] sollten laut Gutachten
       weiter die Überschüsse gesammelt und nach fünf Jahren gelöscht werden. Auch
       brauche es einen Mindestpreis und ein Ende der kostenlosen Zuteilung von
       Lizenzen – worauf allerdings die Industrie vehement pocht.
       
       Der WWF ist auch gegen Pläne etwa von Union und FDP, den EU-Emissionshandel
       bald auf Verkehr und Gebäude auszudehnen. Das würde laut WWF das ganze
       System gefährden, das sich gerade eingespielt hat.
       
       „Eine Zielverschärfung für den Emissionshandel ist für die höheren
       Klimaziele notwendig“, sagte auch der Chefökonom der Deutschen
       Emissionshandelsstelle beim Umweltbundesamt, Christoph Kühleis, der taz.
       „Bislang hatten wir immer Luft im System, seit 2009 haben wir einen
       strukturellen Überschuss von 4,4 Milliarden Zertifikaten aufgehäuft.“
       
       Was passiert, wenn es keinen ordentlichen CO2-Preis gibt, zeigt sich im
       aktuellen [3][Report „Global Energy Review“ der Internationalen
       Energieagentur IEA. D]ie Behörde erwartet für dieses Jahr einen starken
       Anstieg der weltweiten CO2-Emissionen aus der Energiegewinnung um etwa 5
       Prozent auf 33 Milliarden Tonnen. Der Sprung um 1,5 Milliarden Tonnen CO2
       sei der größte seit 2010.
       
       „Das ist eine ernste Warnung, dass die Erholung von der Coronakrise alles
       andere als nachhaltig für das Klima ist“, sagte IEA-Chef Fatih Birol.
       
       Getrieben wird die Rückkehr der Klimakiller vor allem aus China. Mehr als
       80 Prozent des steigenden Bedarfs nach Kohle komme aus Asien. Weltweit
       würde der Bedarf an Kohle und Gas trotz des Booms bei den Erneuerbaren noch
       höher liegen als 2019, hieß es.
       
       21 Apr 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Klima/WWF-Studie-Emissionshandel-englisch.pdf
 (DIR) [2] /Reform-des-EU-Emissionshandels/!5009373
 (DIR) [3] https://www.iea.org/reports/world-energy-outlook-2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Pötter
       
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