# taz.de -- Vorgezogene Parlamentswahl in Armenien: Sieg für Paschinjans Partei
       
       > Der bisherige Regierungschef Paschinjan erklärt sich zum Wahlsieger, sein
       > Herausforderer Kotscharjan zweifelt aber das offizielle Ergebnis an.
       
 (IMG) Bild: Wahlsieger Nikol Paschinjan vor dem Hauptquartier seiner Partei
       
       ERIWAN afp | Aus der vorgezogenen Parlamentswahl in Armenien ist die Partei
       von Regierungschef Nikol Paschinjan als Sieger hervorgegangen. Sie erzielte
       laut dem vorläufigen Endergebnis vom Montagmorgen 53,9 Prozent der Stimmen.
       Paschinjan hatte sich bereits in der Nacht zum Sieger erklärt. Das
       Wahlbündnis seines Herausforderers, Ex-Präsident Robert Kotscharjan, kam
       demnach auf 21 Prozent. Das Bündnis beklagte Wahlbetrug.
       
       Kotscharjans Bündnis erklärte, es gebe „hunderte Hinweise“ aus den
       Wahllokalen, die auf „organisierte und geplante Fälschungen“ hindeuteten.
       Das Bündnis werde das Wahlergebnis nicht anerkennen, bis diese „Verstöße“
       überprüft seien.
       
       Die Generalstaatsanwaltschaft hatte am Sonntagabend erklärt, sie habe 319
       Berichte über Unregelmäßigkeiten bei der Wahl erhalten. Sechs
       Ermittlungsverfahren wegen mutmaßlicher Bestechung während des Wahlkampfs
       seien eingeleitet worden.
       
       Der Wahlgang in Armenien stand unter dem Eindruck des jüngst ausgetragenen
       militärischen Konflikts mit dem benachbarten Aserbaidschan um die Region
       Bergkarabach. Nach sechswöchigen Kämpfen hatte Armenien im vergangenen
       August seine Niederlage eingestehen müssen.
       
       Die Zahl der Toten wurde von beiden Seiten mit mehr als 6.500 angegeben.
       Armenien musste große Gebiete aufgeben, die seit einem vorangegangenen
       Konflikt in den 90er Jahren unter seiner Kontrolle standen.
       
       Paschinjan war 2018 in einer friedlichen Revolution und mit dem Versprechen
       an die Macht gekommen, korrupte Eliten in der kleinen ehemaligen
       Sowjetrepublik im Kaukasus zu stürzen. Die militärische Niederlage gegen
       Aserbaidschan beschädigte sein Ansehen jedoch massiv. Nach heftigen
       Protesten rief Paschinjan daher vorgezogene Neuwahlen aus.
       
       Kotscharjan wirft Paschinjan Unfähigkeit vor und empfahl sich unter Verweis
       auf seine Amtszeit von 1998 bis 2008 als erfahrener Staatsmann. Er gilt als
       Freund von Russlands Präsident Wladimir Putin.
       
       21 Jun 2021
       
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