# taz.de -- Neues Motto für Olympia: Einladung zum Kirchentag
       
       > Der traditionelle Olympia-Slogan „Höher, schneller, weiter“ wurde jetzt
       > um das Wörtchen „gemeinsam“ erweitert. Was macht das mit den Spielen?
       
 (IMG) Bild: „Citius, altius, fortius“: Taekwondista Recber (Türkei, l.) kämpft gegen Husic aus Bosnien
       
       Das Branding der Olympischen Spiele würde auch im Privatfernsehen tadellos
       funktionieren: „United by Emotion“ steht auf den grünen Leibchen der
       Olympia-Fotografen, wenn sie leere Ränge oder so knipsen. „Powered by
       Emotion“ hätte es ebenso gut sein können, wenn einst nicht schon Sat.1
       seine Sendungen mit diesem Spruch beworben hätte.
       
       „United by Emotion“ ist nicht etwa das neue olympische Motto, das bleibt
       schon das althergebrachte [1][„Höher, schneller, weiter“]. Allerdings wurde
       dieser Sinnspruch nun um das Wörtchen „gemeinsam“ erweitert. Es heißt also
       in der lateinischen Version jetzt: „Citius, altius, fortius – communiter.“
       Darf IOC-Chef Thomas Bach so einfach an den Fundamenten der olympischen
       Ideengeschichte herumwerkeln? Offenbar.
       
       ## Leihe beim Priester
       
       Geht es nach den olympischen Damen und Herren, dann können nicht genug
       Modeworte in die olympische Phraseologie einziehen. Aber was wollen sie mit
       der Neuerung andeuten? Dass es bei Olympia nicht um knallharten
       Leistungssport und schiere Konkurrenz geht?
       
       Dass ehrgeiziges Wetteifern gestrig und das Gemeinschaftserlebnis das
       einzig Erstrebenswerte sind? Dass künftig nur noch Teamwettbewerbe bei
       Olympia ausgetragen werden, weil da das Gemeinsame im Mittelpunkt steht?
       Und: Was würde wohl Baron de Coubertin zum neuen olympischen Slogan sagen?
       
       Der Olympiaspruch „Höher, schneller, weiter“ stammt ursprünglich nicht vom
       Baron. Er hat ihn sich bei einem Geistlichen ausgeliehen: [2][dem
       Dominikaner-Pater Henri Didon], der so etwas wie der Pionier des
       Schulsports gewesen ist.
       
       Der Baron und der Priester waren gute Bekannte; so veranstalteten sie etwa
       zur Gaudi von Schülern eine Schnitzeljagd. Didon reiste zu den Olympischen
       Spielen 1896 nach Athen und hielt ein Jahr später eine Rede auf dem
       olympischen Kongress. Beide einte ihre sportliche Vision vom großen,
       völkerverbindenden Sportfest.
       
       Wenn man sich in die alten Schriften vertieft, dann hätte der Baron de
       Coubertin das neue Motto wohl gar nicht sooo schlecht gefunden, denn im
       Jahr 1900 schreibt er: „Dem Sportler liegt jedes die Nützlichkeit
       bezweckende Streben fern.“ Man könnte auch sagen: „Dabei sein ist alles.“
       Echt jetzt? Wird Olympia jetzt zum Kirchentag?
       
       26 Jul 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Citius,_altius,_fortius
 (DIR) [2] https://mueller.sport.uni-mainz.de/files/2018/08/DIDON.pdf
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Markus Völker
       
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