# taz.de -- Briefwechsel auf koreanischer Halbinsel: Süd und Nord nicht mehr sprachlos
       
       > Die Führungen Süd- und Nordkoreas wollen wieder miteinander reden. Nach
       > über einem Jahr öffnen sie die gekappten Kommunikationskanäle.
       
 (IMG) Bild: Ein südkoreanischer Sender präsentiert am Dienstag Archivbilder im Bahnhof von Seoul
       
       SEOUL ap/afp | Süd- und Nordkorea haben nach mehr als einjähriger
       Unterbrechung die Kommunikationskanäle zwischen ihren Regierungen wieder
       geöffnet. Dies sei ein erster Schritt hin zu einer angestrebten
       Verbesserung der Beziehungen, teilte das Büro des südkoreanischen
       Präsidenten Moon Jae In am Dienstag mit.
       
       Seit April hätten Moon und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un etliche Male
       persönliche Briefe ausgetauscht und sich dann entschlossen, „die
       grenzüberschreitenden Kommunikationskanäle zu normalisieren.“
       
       Am Dienstag telefonierten Moon und Kim miteinander, teilte das
       südkoreanische Wiedervereinigungsministerium mit. Das
       Verteidigungsministerium teilte mit, dass auch die militärischen Hotlines
       zwischen beiden Seiten wieder vollständig in Betrieb seien.
       
       Die Staatschefs hätten auch vereinbart, „das gegenseitige Vertrauen
       wiederherzustellen und ihre Beziehungen so bald wie möglich wieder
       aufzubauen“, ergänzte Regierungssprecher Park Soo Hyun in Seoul.
       
       ## Signal Pjöngjangs an US-Regierung?
       
       Nordkoreas Staatsmedien bestätigten die Bekanntgabe umgehend. „Nun verlangt
       die gesamte koreanische Nation danach, zu erleben, wie die
       Nord-Süd-Beziehungen sich so früh wie möglich vom Rückschlag und von der
       Stagnation erholen“, hieß es in einer Mitteilung der amtlichen
       Nachrichtenagentur KCNA.
       
       Im vergangenen Jahr hatte Nordkorea [1][alle Kommunikationskanäle nach
       Südkorea gekappt] und sogar das Gebäude des [2][Verbindungsbüros
       gesprengt]. Damit protestiere man gegen das Unvermögen Seouls, etwas gegen
       Aktivisten zu unternehmen, die mit Ballons Flugblätter mit kritischen
       Inhalten über Machthaber Kim Richtung Norden schicken, hieß es aus
       Pjöngjang. Insbesondere die Schwester von Machthaber Kim, [3][Kim Yo Jong],
       tat sich als rhetorische Hardlinerin Pjöngjangs hervor.
       
       Einige Experten werteten die nordkoreanische Aktion damals auch als Zeichen
       der Frustration, dass Seoul lukrative innerkoreanische Wirtschaftsprojekte
       nicht wiederbelebt und die USA nicht zu einer Lockerung der Sanktionen
       gegen Pjöngjang bewegt habe.
       
       Die unerwartete Wiederannäherung wird jetzt auch auch als Signal Pjöngjangs
       an die neue US-Regierung von Präsident Joe Biden gewertet. Sowohl Nordkorea
       als auch die US-Regierung hatten sich seit Bidens Amtsantritt mit Blick auf
       den gegenseitigen Umgang abwartend verhalten.
       
       ## Ende des gegenseitigen Abwartens
       
       Im Juni hatte Kim erklärt, Nordkorea müsse sich mit Blick auf die von Biden
       geführten USA sowohl auf „Dialog als auch auf Konfrontation“ einstellen.
       
       Die Gespräche zwischen Nordkorea und den USA über sein Atomprogramm stecken
       in der Sackgasse. Der Zusammenbruch der Nukleardiplomatie setzte mit Kims
       zweitem Gipfel mit dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump 2019 in
       Vietnam ein. Damals wiesen die Amerikaner Forderungen Nordkoreas nach
       Lockerungen der Sanktionen im Gegenzug für einen Teilverzicht auf
       Pjöngjangs Atomarsenal zurück.
       
       Das Weiße Haus erklärte derweil, einen „pragmatischen Ansatz“ in der
       Nordkorea-Politik verfolgen zu wollen, um eine atomare Abrüstung des
       isolierten Landes zu erreichen. Der US-Sonderbeauftragte für Nordkorea,
       Sung Kim, sagte im Juni, Washington sei „jederzeit“ und „ohne
       Vorbedingungen“ bereit zu einem Treffen mit der Führung Pjöngjangs – ein
       Angebot, das Kims einflussreiche Schwester Kim Yo Jong umgehend zurückwies.
       
       Der Nordkorea-Experte Yang Moo Jin bewertete die jüngste Annäherung
       zwischen Seoul und Pjöngjang als Zeichen dafür, dass Nordkoreas Machthaber
       die Wiederaufnahme der Kontakte mit Seoul „innen- und außenpolitisch für
       vorteilhaft“ halte.
       
       Der südkoreanische Präsident Moon habe trotz des Stillstands in den
       Verhandlungen mit Nordkorea stets auf die Erholung der innerkoreanischen
       Beziehungen gepocht. Die Bereitschaft zur Wiederaufnahme des Kontakts zu
       Südkorea „sollte als erste Antwort von Kim Jong Un auf Seoul und Washington
       verstanden werden“, sagte Yang.
       
       27 Jul 2021
       
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