# taz.de -- Arbeitskampf bei Deutscher Bahn: Zeichen stehen auf Streik
       
       > Die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) erneuert ihre Streikdrohung.
       > Sie nennt aber keinen Termin für einen weiteren Ausstand.
       
 (IMG) Bild: GDL-Chef Claus Weselsky spricht am 11.08.2021 am Ostbahnhof zu streikenden Lokführer:innen
       
       BERLIN taz | Im Tarifkonflikt zwischen der Gewerkschaft Deutscher
       Lokomotiführer und dem Management der Deutschen Bahn ist weiter keine
       Entspannung in Sicht. Die Zeichen stehen weiter auf Streik. „Ihr wisst,
       dass wir dieses letzte Mittel wieder zum Einsatz bringen müssen, wenn das
       Management, unterstützt vom Eigentümer, sich weiter so verhält“, sagte der
       GDL-Vorsitzende Claus Weselsky am Dienstag bei einer Kundgebung vor der
       Konzernzentrale der Deutschen Bahn am Potsdamer Platz in Berlin. Einen
       konkreten Streiktag nannte Weselsky am Dienstag nicht.
       
       Es spricht viel dafür, dass es noch in dieser oder in der kommenden Woche
       zu weiteren Arbeitskampfmaßnahmen kommt. Die GDL hat allerdings zugesagt,
       anders als bei dem Streik in der vergangenen Woche einen Ausstand mit
       längerer Vorlaufzeit anzukündigen. Damals hatte die GDL am Dienstag
       angekündigt, ab Mittwoch zu streiken.
       
       Die Deutsche Bahn habe der GDL kein neues Angebot vorgelegt, sagte Weselsky
       der taz. Ein neues Angebot hatte die Gewerkschaft zur Bedingung gemacht, um
       weiter zu verhandeln. Legt die Deutsche Bahn keines vor, [1][will die GDL
       die Züge erneut stillstehen lassen.] Die Deutsche Bahn äußerte sich auf
       taz-Anfrage nicht, ob sie ein neues Angebot vorlegen wird und ob sie sich
       auf weitere Arbeitskampfmaßnahmen vorbereitet.
       
       ## GDL fordert Coronabonus
       
       In der vergangenen Woche hatte die GDL ihre Mitglieder kurzfristig zum
       Streik aufgerufen. Am Mittwoch und Donnerstag [2][fielen laut Deutscher
       Bahn drei Viertel der Fernzüge] aus. Im Nahverkehr fuhren mehr Bahnen,
       allerdings vor allem deshalb, weil hier private Wettbewerber einen
       Marktanteil von 40 Prozent haben. Private Konkurrenten sind von dem
       Tarifkonflikt nicht betroffen, sie schließen eigene Vereinbarungen mit den
       Gewerkschaften.
       
       Die GDL fordert von der Deutschen Bahn einen Coronabonus von 600 Euro und
       rückwirkend zum 1. April für 2021 eine Lohnerhöhung von 1,4 Prozent und 1,8
       Prozent ab April 2022. Die Deutsche Bahn will für 2021 eine Nullrunde. Ab
       2022 bietet sie eine Gehaltssteigerung von 1,5 Prozent an, ab März 2023
       weitere 1,7 Prozent. Gleichzeitig sollen die Betriebsrenten gesenkt werden.
       Laut Deutscher Bahn verdienen Lokführer.innen im Jahr 44.000 bis 52.500
       Euro, im Zugbegleitdienst gibt es 37.000 bis 50.000 Euro im Jahr. Bei
       diesen Zahlen sind Weihnachtsgeld und Zuschläge etwa für Nacht- und
       Wochenenddienste einbezogen. Sie gelten für eine Vollzeitstelle. Wegen
       hoher Belastungen etwa durch den Schichtdienst reduzieren etliche
       Bahnbeschäftigte ihre Arbeitszeit und verdienen entsprechend weniger.
       
       Zu der Protestkundgebung vor dem Hauptsitz der Deutschen Bahn hatte auch
       der Deutsche Beamtenbund (DBB) aufgerufen, dem die GDL angehört. „Wenn eine
       unserer Mitgliedsgewerkschaften in einen Streik gezwungen wird, wie jetzt
       die GDL vom DB-Management, dann stehen wir eng zusammen“, sagte der
       Vorsitzende des Beamtenbundes, Ulrich Silberbach. An der Kundgebung bei
       regnerischem Wetter nahmen auch Vertreter:innen [3][weiterer Mitglieder
       des DBB] teil, etwa der bei der Post und Telekom aktiven
       Kommunikationsgewerkschaft DPV und der Deutschen Polizeigewerkschaft,
       darunter deren Vorsitzender Rainer Wendt.
       
       Der Tarifkonflikt bei der Bahn ist kompliziert, weil in dem Staatskonzern
       zwei Gewerkschaften miteinander konkurrieren. Die Eisenbahn- und
       Verkehrsgewerkschaft EVG, die zum Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) gehört,
       organisiert mit rund 184.000 Mitgliedern mehr als die GDL, die auf 37.000
       kommt. Das nach dem Bahnstreik 2015 verabschiedete Tarifeinheitsgesetz
       sieht vor, dass nur der Tarifvertrag gilt, den ein Unternehmen mit der
       jeweils größten schließt – was in vielen der 300 Tochterbetriebe der Bahn
       die EVG ist. Beobachter:innen, die Deutsche Bahn und auch
       Regierungsmitglieder warfen der GDL deshalb einen politischen Streik vor.
       Das wies Weselsky am Dienstag zurück. „Wir streiken für Geld, wir streiken
       für Arbeitsbedingungen“, rief er.
       
       17 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Arbeitskampf-bei-der-Deutschen-Bahn/!5791054
 (DIR) [2] /Streik-bei-der-Bahn/!5788534
 (DIR) [3] https://www.dbb.de/der-dbb/mitgliedsgewerkschaften.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anja Krüger
       
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