# taz.de -- SPD-Politiker Carsten Brosda: Beerbt er die Kulturbeauftragte?
       
       > Schafft die CDU es nicht in die nächste Bundesregierung, ist wohl auch
       > Monika Grütters ihren Job los. Carsten Brosda scharrt schon mit den
       > Hufen.
       
 (IMG) Bild: Carsten Brosda, Kultursenator von Hamburg, will nach oben
       
       BERLIN taz | Im daueraufgeregten Hauptstadtpolitgehege pflegt man
       gewöhnlich Dinge, die außerhalb Berlins geschehen, eher gering
       wahrzunehmen. München, Frankfurt, Köln oder Hamburg – alles nur
       Regionalliga. Das gilt auch für Ansprüche, zumal jetzt, [1][da die Union
       nicht mehr automatisch das Kanzleramt zu besetzen verspricht.] Dann steht
       auch der Posten der mächtigsten Kulturpolitikerin zur Disposition, der von
       [2][Monika Grütters] nämlich. Einer Frau, gegen die niemand offiziell ein
       böses Wort sagen würde, denn sie verfügt wie keine sonst über Einfluss,
       Stellen und Gelder.
       
       In Hamburg scharrt in dieser Hinsicht aber einer mit den Hufen, und er
       würde es mit der Berliner CDU-Politikerin in puncto Mandarinhaftigkeit
       locker aufnehmen können: Carsten Brosda, Kultursenator Hamburgs.
       
       Brosda ist so gut vernetzt in die Kulturszene wie kaum jemand sonst. 1974
       in Gelsenkirchen geboren, diente der promovierte Medienmann viele Jahre in
       der Berliner SPD-Zentrale und arbeitete von 2005 bis 2009 für die
       Bundesarbeitsminister Franz Müntefering und Olaf Scholz.
       
       Seit 2017 ist er Kultursenator von Hamburg, kein elektrisierendes Amt, aber
       durch Bücher mit Titeln wie „Die Kunst der Demokratie: Die Bedeutung der
       Kultur für eine offene Gesellschaft“ und, aktuell, „Ausnahme/Zustand.
       Notwendige Debatten nach Corona“ profilierte er sich als
       Irgendwie-zwischen-den-Stühlen-Sitzender, der alles begrübelt, was im
       gehobenen Latte-Milieu just so an Furchtsamkeit und Bedenklichkeiten
       wabert. Immer kritisch, klar. Alle Bücher atmen den Geist vom trivialst
       Ungefähren – alles eben richtig, nie etwas falsch.
       
       ## Große Worte für noch mehr Geld
       
       In der Zeit der vorigen Woche erschien ein Text von ihm mit Co-Autor
       [3][Olaf Scholz] unter der Überschrift „Für den Schulterschluss von Geist
       und Macht“, darin auch die Passage zu dem, was ihnen vorschwebt: „… wenn
       zum Beispiel in den USA etliche Künstlerinnen und Künstler gemeinsam mit
       Michelle und Barack Obama kleine Clips produzieren, um unter dem Titel ‚We
       the People‘ für die freiheitliche Demokratie zu werben.“ Als ob es an
       Filmchen zu diesem Thema mangelte – klingt aber erst mal gut.
       
       Auffällig ist indes vor allem die „We are the world“-Attitüde. Das wird die
       deutsche Kulturwirtschaft selbstverständlich lieben: große Worte mit,
       darauf kommt es ja an, mutmaßlich noch mehr Geld für alle Kulturbereiche im
       Gepäck. Der letzte ultraprominente Wahlkämpfer für die Es-Pe-De war Günter
       Grass. Der glaubte wirklich, bei Kanzler Willy Brandt auf dem Schoß erhört
       zu werden. Brosda wird das nicht fantasieren. Er will einfach weg nach
       oben, und das wird Monika Grütters noch erleben.
       
       19 Sep 2021
       
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