# taz.de -- Studie über den Meeresspiegel-Anstieg: Land unter im Norden
       
       > Laut einer neuen Studie über den Anstieg des Meeresspiegels wird
       > Norddeutschland bald überflutet. Helfen können allerdings Deiche.
       
 (IMG) Bild: Wird es immer öfter geben: überflutete Hamburger Fischauktionshalle, hier im Jahr 2009
       
       BREMEN taz | Der durch die Erderhitzung steigende Meeresspiegel bedroht
       weltweit Küstenregionen. Eine [1][neue Studie] der US-Organisation Climate
       Central zeigt, welche Szenarien drohen, sollte die weltweite
       Durchschnittstemperatur um 1,5, zwei, drei oder sogar vier Grad ansteigen.
       
       Die Forscher:innen ermittelten in der Studie die Zahl der Menschen, die
       jetzt und zukünftig in [2][Gebieten leben, die unter dem Meeresspiegel
       liegen] und damit besonders bedroht sind. In Vietnam etwa sind das weit
       über die Hälfte der Bevölkerung, wenn man von dem derzeit politisch
       anvisierten Temperaturanstieg von zwei Grad ausgeht. Weltweit würde dies
       280 Millionen Menschen betreffen. Der Meeresspiegel würde in diesem Fall um
       durchschnittlich 4,7 Meter steigen.
       
       In Hamburg würde solch ein Anstieg rund eine Viertelmillion Menschen
       betreffen, die dann unterhalb von Normal Null leben würde. In einer
       interaktiven Karten von Climate Central kann man die voraussichtliche
       Ausbreitung des Wassers in den unterschiedlichen Szenarien verfolgen. Auch
       große Teile von Bremen und Hamburg sind darin rot eingefärbt, würden also
       in einer zwei Grad wärmeren Welt vom Wasser verschluckt. Lüneburg und
       Verden wären dann Küstenstädte.
       
       Bei einer globalen Temperaturerhöhung um vier Grad würde der Meeresspiegel
       sogar um 8,9 Meter steigen. Laut Bevölkerungsdaten von 2010 würden damit
       627 Millionen Menschen in unter dem Meeresspiegel liegenden Regionen leben.
       
       ## Lüneburg und Verden als Küstenstädte
       
       Die Studie berücksichtigt in ihren Szenarien keine Maßnahmen, die die
       Küstenregionen in Zukunft vor dem näher kommenden Ozean schützen können und
       werden. Monika Rhein, Professorin für Ozeanographie an der Universität
       Bremen, ist zuversichtlich, dass die geplante Erhöhung der Deiche die
       Folgen des ansteigenden Meeresspiegels für norddeutsche Städte abmildern
       wird. „In den nächsten hundert Jahren werden wir hier ziemlich sicher keine
       Regionen aufgeben müssen.“
       
       Bei den Inseln und Halligen sei das anders. Dort zu wohnen werde durch die
       steigende Zahl von extremen Wetterereignissen immer gefährlicher.
       „Zusätzlich zur Erhöhung des mittleren Meeresspiegels muss man Ereignisse
       wie Sturmfluten mit einberechnen“, so Rhein. Aktuellen Klimamodellen
       zufolge werden diese auch im Atlantik und der Nordsee zunehmen.
       
       Deiche können die Städte künftig schützen – jedoch nicht vor anderen
       Extremwetterereignissen wie Hitzewellen. Auch diese werden Prognosen
       zufolge immer häufiger vorkommen.
       
       Aufhalten lässt sich der ansteigende Meeresspiegel nicht. Denn einmal
       ausgestoßen, verbleibe CO2 laut Climate Central so lange in der Atmosphäre,
       dass es die Temperaturerhöhung Tausende von Jahren beeinflussen kann.
       
       „Selbst wenn wir von heute auf morgen aufhören, CO2 auszustoßen, wird der
       Meeresspiegel ansteigen“, sagt auch Rhein. Im letzten Jahrzehnt habe sich
       der Meeresspiegel weniger durch die Erwärmung des Ozeanwassers erhöht,
       sondern vielmehr durch das Abschmelzen der Gletscher in Grönland und der
       Antarktis. Laut aktuellem Weltklimabericht erhöht sich die
       Durchschnittstemperatur in den Polregionen doppelt so schnell wie im
       globalen Durchschnitt.
       
       29 Oct 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/ac2e6b
 (DIR) [2] https://coastal.climatecentral.org/map/6/104.1522/12.4148/?theme=water_level&map_type=water_level_above_mhhw&basemap=roadmap&contiguous=true&elevation_model=best_available&refresh=true&water_level=1.0&water_unit=m
       
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 (DIR) Teresa Wolny
       
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