# taz.de -- Boostern in Berlin: Piks auf eigenes Risiko
       
       > Wer Zeit mitbringt, kann sich mühelos eine Auffrischungsimpfung geben
       > lassen. Problematisch war es bis Mittwoch nur, wenn man vorfristig am
       > Start war.
       
 (IMG) Bild: Dreimal Piks, nur wann? Berlin setzt ab Donnerstag auf fünf Monate
       
       BERLIN taz | Am Samstag war eine Nachricht aufs Handy gekommen: Keine
       Schlange beim Impfen im [1][Pankower Rathauscenter.] Und sie boostern auch
       ab fünfeinhalb Monate nach der zweiten Impfung, schrieb der Bekannte.
       Leider stand ich Samstag in der Küche. Acht Freunde zum Essen eingeladen,
       natürlich 2G+.
       
       Also diesen Mittwoch. Diesmal mit Schlange. Eine halbe Stunde vor Öffnung
       des Impfzentrums war ich die Nummer 28. Zwei Stunden stehen und warten.
       Weil ich noch nie bei der Berlinale am Kassenschalter stand, wäre ich ein
       Relotius, wenn ich schriebe: Es war wie bei der Berlinale. Vielleicht war
       es ein wenig wie beim Einlass im Olympiastadion, aber da ist es im Winter
       kälter als in einer Shopping-Mall. Wie im Wartezimmer beim Arzt war es aber
       auch nicht, denn da kann man sitzen.
       
       Es war also, um exakt zu bleiben, wie beim Warten auf eine Boosterimpfung
       an jenem Tag, an dem der geschäftsführende Gesundheitsminister mitgeteilt
       hat: „Der gemäß Zulassung vorgesehene Abstand von sechs Monaten zur
       vollständigen Immunisierung ist als zeitliche Richtschnur zu verstehen, der
       natürlich nicht tagesgenau einzuhalten ist.“ Impfärzte könnten deshalb
       „zeitnah und auch vor Ablauf der sechs Monate im eigenen Ermessen impfen“.
       
       ## Was Spahn sagt, ist egal
       
       Na also, dachte ich, kann nix schiefgehen, auch wenn ich schon von Fällen
       gehört hatte, die in den beiden [2][Impfzentren] abgewiesen wurden, weil
       sie einen Tag zu früh waren. Umso überraschter war ich, als ich
       unterschreiben sollte, dass ich mich auf eigenes Risiko impfen lasse und
       auf jegliche Haftungsansprüche verzichte.
       
       Einige Momente arbeitete das Hirn an einer Kosten-Nutzen-Rechnung: Einen
       Impftermin hätte ich in der Messe am 27. November, das wäre nach Ablauf der
       Sechsmonatsfrist. Anfang Dezember bin ich auf einem Literaturfestival in
       Split, und Kroatien hat gerade eine Inzidenz von 901. Wäre schön, da
       geboostert zu sein. Und wer wartet schon zwei Stunden umsonst?
       
       Einen kleinen Versuch, um die Unterschrift herumzukommen, wagte ich aber:
       „Herr Spahn hat doch gesagt …“ Darauf der Impfarzt: „Kommen Sie mir nicht
       mit Herrn Spahn.“ Okay, okay, sagte ich, und unterschrieb.
       
       Nach dem Piks die nächste Überraschung. Zwei Wochen kein Sport. „Neue
       Erkenntnisse“, murmelte der Arzt. „Herzmuskelentzündung.“ Zwar sei das
       Risiko für Geimpfte unter dreißig höher, aber auszuschließen ist nichts.
       Wenn ich also beim Treppensteigen Atemnot hätte, sofort zum Arzt. Und
       Fahrrad fahren? „Besser auch nicht.“
       
       Fühlte sich etwas anders an, die dritte Impfung, irgendwie gefährlicher.
       Wer weiß, vielleicht gibt es Impfgegner unter den Ärzten, die sich in
       Impfzentren einschleusen.
       
       Scherz beiseite. Noch am selben Abend meldete die [3][Berliner
       Gesundheitsverwaltung], dass ab 18. November nur noch fünf Monate zwischen
       zweiter und dritter Impfung verstrichen sein müssen. Was würde der Impfarzt
       dazu sagen? Mich weiter auf eigenes Risiko impfen und meckern: „Kommen Sie
       mir nicht mir Frau Kalayci.“
       
       18 Nov 2021
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [3] https://www.berlin.de/sen/gpg/service/presse/2021/pressemitteilung.1147868.php
       
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