# taz.de -- Spediteure klagen bei EU-Kommission: Wutstau am Brenner
       
       > Am Alpenpass staut sich der Lkw-Verkehr. Auch mal auf 70 Kilometern. Nun
       > beschweren sich die Lobbyverbände bei der EU-Kommission.
       
 (IMG) Bild: Stau Richtung Österreich im bayrischen Inntal
       
       WIEN taz | Transport- und Logistikverbände aus ganz Europa haben
       EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen [1][in einem Brief]
       aufgefordert, wegen der Behinderungen der Lkw-Transporte durch Tirol
       „endlich gegen Österreich vorzugehen“. Sie verlangen ein
       Vertragsverletzungsverfahren.
       
       Auf ein ähnliches Schreiben vom vergangenen März hatte von der Leyen nicht
       reagiert. Weil Tirol die Zeitfenster für Fahrten über den Brenner immer
       kleiner mache, komme es in [2][Bayern] regelmäßig zu Staus von bis zu 70
       Kilometern Länge. Fahrer müssten zehn Stunden lang ohne Toilette ausharren,
       Anwohner erlitten unzumutbare Belastungen und in Unternehmen stehe wegen
       unterbrochener Lieferketten die Produktion still, heißt es in dem Schreiben
       von 13 Verbänden.
       
       Tirols Landesregierung beruft sich auf die österreichische
       Straßenverkehrsordnung, die die Behörden verpflichtet, Sicherheit,
       Leichtigkeit und Flüssigkeit des Verkehrs zu gewährleisten. „Zudem sind
       Gefahren oder Belästigungen insbesondere durch Lärm, Geruch oder
       Schadstoffe fernzuhalten“, so ein Sprecher von
       Landeshauptmannstellvertreterin und Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe
       (Grüne).
       
       Der „österreichische Abschnitt des Brennerkorridors“ gehöre zu den
       meistbelasteten Autobahnen Österreichs. Ausschlaggebend für die Einführung
       des sogenannten Dosiersystems seien die Tage rund um Pfingsten 2017
       gewesen. Damals sei es unmöglich gewesen, Ein- oder Ausfahrten am
       Inntalkorridor gefahrlos zu nutzen.
       
       ## Ziel: LKWs auf die Schiene
       
       „Der gesamte rechte Fahrstreifen zwischen Kufstein und Innsbruck (ca. 75
       km) war mit zum Stillstand gekommenen Schwerfahrzeugen blockiert“, heißt es
       vonseiten der Verkehrsrätin. Sämtliche „Dosiertage“ werden nun im März und
       August [3][veröffentlicht]. Ziel von Deutschland, Österreich und Italien
       müsse es sein, eine Verlagerung der Lkws auf die Schiene zu erreichen.
       
       Für den deutschen Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung
       (BGL) ist das nicht ausreichend. Im Jahr 2020 sind laut BGL 2,3 Millionen
       Lastwagen über die Brennerautobahn gefahren. Um diese Transporte auf die
       Schiene zu verlagern, wären 428 Züge pro Tag notwendig. Tatsächlich gebe es
       30.
       
       Verkehrsrätin Felipe betonte, man wolle „die Kapazitäten entsprechend der
       steigenden Nachfrage laufend erweitern“. Einem Vertragsverletzungsverfahren
       blicke sie in Hinblick auf den „europäischen Green Deal sowie die
       Herausforderungen des Klimawandels“ mit „großer Zuversicht entgegen“.
       
       2 Dec 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.bgl-ev.de/images/downloads/media_3509_1.pdf
 (DIR) [2] /Anschluss-an-den-Brenner-Basistunnel/!5604096
 (DIR) [3] https://www.tirol.gv.at/verkehr/verkehrsrecht/lkw-dosierung/
       
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 (DIR) Ralf Leonhard
       
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