# taz.de -- Überschwemmungen in Brasilien: „Größte Katastrophe für Bahia“
       
       > Bei Extremwettern sind in dem brasilianischen Bundesstaat 20 Menschen
       > gestorben. Nun droht auch noch die Wasserversorgung zusammenzubrechen.
       
 (IMG) Bild: „Diese Menge Wasser ist nicht normal“: Wenn es mit dem Auto nicht mehr vorwärts geht
       
       BERLIN taz | Mit Jetskis düsen die Männer durch eine völlig überflutete
       Straße. Wo vor wenigen Tagen noch Fußgänger*innen spazierten, ragen
       jetzt gerade noch die oberen Stockwerke der Häuser aus den Fluten empor.
       Das Video wurde in Itabuna aufgenommen, einer Stadt im Süden des
       Bundesstaates Bahia. Brasilien wird von den schwersten Überschwemmungen
       seit mehr als 30 Jahren heimgesucht. Gouverneur Rui Costa verglich die
       Situation mit der in einem Kriegsgebiet und sprach von der „größten
       Katastrophe in der Geschichte Bahias“.
       
       Nach heftigen Regenfällen stehen mehr als 60 Orte unter Wasser. Laut den
       Behörden starben bereits 20 Menschen in den Fluten, zahlreiche weitere
       gelten als vermisst, Zehntausende verloren ihre Häuser. Die starken
       Regenfälle führten auch zu Erdrutschen. Vor allem arme
       Brasilianer*innen wohnen oft an Hängen und ihre Häuser sind den
       klimatischen Bedingungen schutzlos ausgeliefert. [1][Zwei Staudämme hielten
       die Wassermassen nicht aus und brachen.] Viele weitere drohen dem Druck
       nicht standzuhalten.
       
       Diese Meldungen erwecken bei vielen Brasilianer*innen traumatische
       Erinnerungen: [2][Bei einem Staudammbruch in Brumadinho waren Anfang 2019
       mindestens 260 Menschen von einer Schlammlawine getötet worden]. 2015 war
       nahe der Kleinstadt Mariana der Damm einer Eisenerzmine gebrochen. 19
       Menschen starben, Tausende wurden obdachlos. Sollten die Dämme tatsächlich
       brechen, gibt es ein weiteres Problem: Dem Bundesstaat könnte gespeichertes
       Wasser verloren gehen, das eigentlich für die trockenen Monate benötigt
       wird.
       
       Laut Expert*innen ist erst Mitte Januar mit Besserung zu rechnen, dann
       sollten die Unwetter nachlassen. Starke Regenfälle sind in den heißen
       Sommermonaten nicht unüblich. „Doch diese Menge an Wasser ist nicht
       normal“, sagt Pedro Luiz Côrtes der taz. Der Geologie-Professor forscht an
       der Universität von São Paulo (USP) zu Umwelt- und Klimathemen. „Die
       Überschwemmungen in Bahia sind mit Sicherheit eine Folge des Klimawandels.“
       Laut dem Forscher werden Extremwetterlagen auch in Brasilien immer
       häufiger.
       
       ## Unterschiedliche Formen von Extremwetter
       
       Neben schweren Regenfällen machten dem größten Land Lateinamerikas in
       diesem Jahr auch Trockenphasen und Hitzewellen zu schaffen. Ende September
       fegte ein gigantischer Sandsturm über mehrere Städte im brasilianischen
       Westen. Nach Angaben von Meteorolog*innen hing dieses für
       Lateinamerika seltene Wetterphänomen mit der extremen Trockenheit zusammen.
       Diese sei wiederum eine [3][direkte Folge der Erderhitzung], sind sich
       Expert*innen sicher.
       
       Die jüngsten Überschwemmungen treffen das krisengebeutelte Land schwer. In
       sozialen Medien haben Internetnutzer*innen Spendenkampagnen ins Leben
       gerufen. Vertreter*innen der Lokalregierungen stapfen mit Regenjacken
       ausgerüstet durch die Fluten. Präsident Jair Bolsonaro flog einmal über die
       Region, versprach aber erst nach mehreren Tagen, Notfallhilfen für die
       Betroffenen auszuzahlen. Außerdem sorgte er für Empörung, weil er in den
       Urlaub fuhr und sich gut gelaunt am Strand fotografieren ließ. „Bolsonaro
       müsste die Hilfe für die Opfer zu seiner Priorität machen“, sagt er
       Geologie-Professor Côrtes. „Aber Bolsonaro scheint sich nicht für das Leid
       der Bevölkerung zu interessieren.“
       
       29 Dec 2021
       
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