# taz.de -- Australiens Umgang mit Asylsuchenden: Monumentale Ohrfeige
       
       > Tennisprofi Đoković war im selben Hotel untergebracht wie Geflüchtete.
       > Die Causa wirft ein Schlaglicht auf Australiens grausame Asylpraxis.
       
 (IMG) Bild: Freiheit für Đoković: Protest vor dem Park Hotel in Melbourne am vergangenen Freitag
       
       Nur zu einfach ließe sich das Chaos um den Entscheid der australischen
       Immigrationsbehörden überbewerten, [1][Novak Đoković] am Einreiseschalter
       in Melbourne abzuweisen. War es böser Wille? Neid vielleicht? Oder sogar
       politische Einflussnahme? Wahrscheinlich nicht. Die Ursache für den von
       einem Richter nun spektakulär abgeschmetterten Entscheid ist wohl um
       einiges banaler: das administrative Birchermüsli der australischen
       Behörden. Jeder macht ein bisschen was.
       
       Bürokraten der Gliedstaaten sprechen nicht mit jenen der politisch anders
       gelagerten Bundesregierung. Eine Hand weiß nicht, was die andere tut.
       Dieses eine Mal aber hatte ein Problem, mit dem australische
       StaatsbürgerInnen täglich konfrontiert sind, eine positive Seite.
       Internationale Flüchtlingsorganisationen hätten sich keinen besseren
       Skandal wünschen können, um auf einen mehrfach größeren und ernsteren
       hinzuweisen.
       
       Im selben Hotel, in dem der serbische Profitennisspieler mehrere Nächte
       unfreiwillig verbringen musste, leben Dutzende von [2][abgewiesenen
       Asylsuchenden] – einige seit neun Jahren. Die Bedingungen sind
       erschreckend: miserables Essen, gelegentlich durchsetzt von Maden, viel zu
       wenig frische Luft, soziale Isolation, Suizidgefahr. Gefängnis eben. Für
       Menschen, die nichts anderes gesucht hatten als ein Leben in Sicherheit.
       
       Dass der Fall Đoković Licht auf diese grausame Praxis wirft – dafür werden
       humanitäre Organisationen dem Serben wohl noch lange danken. Nicht aber für
       seine Arroganz, als Ungeimpfter wissentlich die Gesundheit der
       australischen Bevölkerung zu gefährden und das zu einer Zeit, in der sich
       [3][Covid-19] mit einem Tempo durch das Land frisst wie nie zuvor in den
       letzten zwei Jahren. Auf diesen Punkt dürfte sich Canberra nach dieser
       monumentalen richterlichen Ohrfeige konzentrieren.
       
       Der australische Einwanderungsminister Alex Hawke hat die Macht, den Serben
       wieder vor die Türe zu stellen, so wie er die Macht hätte, die
       bedauernswerten Geflüchteten im Hotel in die Freiheit zu entlassen. Dieses
       Match hat Đoković noch nicht gewonnen.
       
       11 Jan 2022
       
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