# taz.de -- Die Wahrheit: Die graue Eminenz in Grau
       
       > Heute in unserer beliebten Reihe „Schurken, die die Welt beherrschen
       > wollen“: Tim „Kellner“ Cook, der wahre Apple-Schnitzer.
       
 (IMG) Bild: Pretty vor Pink: Tim Cook, Apple
       
       Eigentlich könnte sich Tim Cook zufrieden streicheln und vor Behagen
       schnurren. „Die Firma“, wie er Apple ganz zufällig nennt, hat sich unter
       seiner Geschäftsführung zu einem der weltweit dicksten, schönsten und sogar
       weltweitesten Unternehmen ausgewachsen. Produkte wie der iPad Mini (2012),
       der iPad Midi und der iPad Maxi konnten den Kunden angedient und
       aufgesattelt werden, die Modelle iPad Air (2013), iPad Fire, iPad Water und
       iPad Earth räumten den Markt bis aufs Unterholz ab.
       
       Ja, Tim Cook könnte vor Wonne auf dem Teppich rumkugeln, denn das unter
       seiner Herrschaft entwickelte Bezahlsystem „Apple Pay“ (2014) ersetzte das
       krumpelige „Birne Pay“, und die „Apple Watch“ (2015) zeigte allen
       Apple-Kunden perfekt Uhrzeit und Datum an – und sie konnte sogar am
       Handgelenk getragen werden, statt auf dem Tisch aufgeklappt werden zu
       müssen!
       
       Tim Cooks Birne könnte vor Glück glühen, zumal auch die „iCloud“ (2011) ein
       absolut total bombensicheres Geschäft ist und Daten nur auf Verlangen oder
       Betreiben oder aus Unvorsicht und anderen Gründen in fremde Koffer
       geschaufelt werden können. Die Streaming- und Runterholdienste „Apple
       Music“ (2015), „Apple Painting“, „Apple Literature“ und „Apple Bildhauen“
       boomen, brummen und brodeln; die drahtlosen Ohrkneifer „AirPods“ (2016) und
       „AirBlitz“ sowie die Nachfolgemodelle „AirPods Pro“ (2019) und „AirPods
       Contra“ hatten sich Abermillionen Käufer eingestülpt und eingefräst.
       
       Alles, alles, alles hatte er, Tim Cook, rausgehauen – und niemand weiß es!
       Die Welt weiß nur eines, eines, eines: dass Apple auf den Namen Steve Jobs
       hört. Sogar dass „die Firma“ unter ihm, Cook, ihre Finger tief in fremde
       Geschäftsfelder hineingesteckt hat, sich den chinesischen
       Fahrdienstvermittler Didi Chuxing (2016), den australischen
       Vogelfutterhersteller Dodo Food und die kongolesische Zementfabrik Dada
       Bo’bo zulegte: Niemand feiert es und ihn – eben Tim Cook!
       
       ## Halbgott in Grau
       
       Stattdessen wird Steve Jobs als Halbgott verehrt, als Messias angebetet.
       Die Gläubigen pilgern zu seinem Haus in Palo Alto, wo er am 5. 10. 2011 zum
       Himmel auffuhr, und Papst Franziskus hat ihn zur Heiligsprechung
       freigegeben. Selbst in einem Provinzkaff wie dem nordhessischen Kassel
       (Deutschland) wurde der weltberühmte Herkules, der das Oktogon im
       Welterbepark Wilhelmshöhe krönt, durch eine Statue des noch weltberühmteren
       Steve Jobs ersetzt!
       
       Noch heute geraten seine Jünger in einen Zustand der Entrückung, wenn sie
       ein Notebook von Apple berühren dürfen. Was wäre erst geworden, wenn er,
       Tim Cook, diesen Weltblender und Aufschneider nicht endlich 2011 unter die
       Radieschen bugsiert hätte! Er muss es gewesen sein, denn eine einfache
       Krankheit wie Krebs hätte der Gott Steve Jobs mit links weggedrückt.
       Schließlich hatte sich dieser Hippie, Indienfahrer und ewige Quatschkopp 56
       Jahre lang als Vegetarier, Frutarier oder wenigstens Pescetarier beköstigt
       und noch dazu seinen Geist mit Buddhismus und Rauschmitteln genährt –
       Treibstoffen, mit deren Hilfe er seine Visionen erschnüffelte, sein
       Charisma zusammenbraute und seine Gloriole am Dampfen hielt!
       
       In Wahrheit war er, Tim Cook, die Eins, Steve Jobs die Null. Das
       Smartphone, den Tabletcomputer, den Heimcomputer mit Maus und grafischer
       Benutzerdings, iPod, iTunes, iPhone und iGitt – andere hatten es für Jobs
       ausgegrübelt und zusammengeklebt, denn der hatte vier linke Hände und
       konnte nicht mal eine Lasche an die Muffe löten. Kein Wunder, dass Apple am
       Abnippeln war – bis Tim Cook 1998 zu Apple stieß und „die Firma“ auf breite
       Füße stellte. In Wahrheit war er, Tim Cook, der Koch und Steve Jobs der
       Kellner.
       
       ## Was wolle Wozniak?
       
       Er, Tim Cook, wirkte grau in grau im Hintergrund, während die Dampfnudel
       Jobs auf der Bühne zauberte und eine quietschbunte Reklameschau abzog. Das
       war sein ganzes Talent: in fremdem Gehäuse gewachsenes Genie als
       selbstgezogenes verkaufen! Zum Beispiel das seines Kumpels Steve Wozniak.
       Zuerst entwickelte der ein Computerspiel, für das Jobs 5.000 Dollar in den
       Beutel bekam und dünne 350 an Wozniak abzwackte. Dann klügelte Wozniak 1976
       den Apple I aus, den ersten Heimrechner mit eingeborener
       Schreibmaschinentastatur und Kassettenrekorder – Jobs’ Job: ihn für 666
       Eier an den Mann zu bringen und die Pfoten von dem gottwerten Teil zu
       lassen.
       
       Jobs hatte ja nichts gelernt. Er dagegen, Tim Cook, hatte Management und
       Ingenieur gebimst und bei IBM und Compaq gewullackt, während Papagei Jobs
       in der Luft herumfuchtelte und Utopien zusammenbraute. Nun ist seit elf
       Jahren Schluss der Vorstellung – doch der Schatten lebt! Noch immer brechen
       die Jobs-Jünger bei dem Namen ihres iDols in konvulsivische Zuckungen aus –
       während er, Tim Cook, sich bloß jeden Feierabend eine Tausend-Dollar-Note
       anzünden und die Asche auf Steve Jobs’ Porträtfoto über dem Kamin blasen
       kann.
       
       12 Jan 2022
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Peter Köhler
       
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