# taz.de -- Hamburger Derbysieg im fünften Anlauf: HSV wehrt St. Paulis Angriff ab
       
       > Mit dem 2:1 gegen den FC St. Pauli holt der HSV sich die
       > „Stadtmeisterschaft“ zurück – und spielt wieder um den Aufstieg in die
       > Fußball-Bundesliga.
       
 (IMG) Bild: Überflieger: Bakery Jatta krönte seine Leistung mit einem Kunstschuss zum 2:1 für den HSV
       
       HAMBURG taz | Wenn der HSV gegen den FC St. Pauli spielt, dann geht es
       immer gleich um die Vorherrschaft in der Stadt. Das ist so albern wie
       unvermeidlich. Wenn man sich dennoch auf diese Betrachtungsweise einlassen
       wollte, dann hätte der HSV sie sich mit seinem 2:1-Sieg am Freitag
       zurückgeholt, nach zwei harten Jahren, in denen der „große“ Verein gegen
       den Stadteilclub nur einmal einen Punkt geholt und [1][dreimal verloren
       hatte].
       
       Beide Teams hatten in der Woche bereits großes geleistet, waren ins
       Viertelfinale des DFB-Pokals eingezogen. St. Pauli hatte den
       Titelverteidiger [2][Borussia Dortmund souverän ausgeschaltet]. Der HSV
       hatte sich ebenfalls gegen einen Erstligisten durchgesetzt, musste beim 1.
       FC Köln aber durch Verlängerung und Elfmeterschießen gehen und kam
       letztlich nur weiter, weil der unglückliche Kölner Schütze des
       entscheidenden Elfmeters sich selbst ans Standbein geschossen hatte und
       sein Treffer deswegen nicht anerkannt wurde.
       
       Von den zu erwartenden müden Beinen oder Köpfen war beim HSV im Derby drei
       Tage später nichts zu sehen. Die Gastgeber waren den St. Paulianern in
       allen Belangen überlegen, die ihrerseits offenbar keinen Motivationsschub
       aus dem Überraschungs-Coup gegen Dortmund mitgenommen hatten.
       
       Dabei hatte ihr Trainer Timo Schultz danach versprochen, Zeit zum Feiern
       werde es nach dem Derby geben. Das musste nun ausfallen und Schultz blieb
       nichts anderes übrig, als dem „Stadtnachbarn“, wie er immer sagt, um die
       drei Buchstaben nicht in den Mund nehmen zu müssen, artig zur verdienten
       „Stadtmeisterschaft“ zu gratulieren.
       
       Sein Gegenüber Tim Walter weigerte sich hartnäckig, dem Sieg irgendwas
       besonderes abzugewinnen, schließlich würden auch in diesem Spiel nur drei
       Punkte vergeben. „In der Kabine steht eine Kiste Bier“, sagte er
       schließlich fast mürrisch, „da unsere Jungs ja nicht so viel trinken,
       werden wir vielleicht eins mehr trinken.“
       
       Dabei könnte sich der Sieg noch als Schlüsselmoment bei dem Bemühen
       herausstellen, einen nachhaltigeren Angriff des FC St. Pauli abzuwehren.
       Denn beide Teams haben noch gute Chancen, in die erste Bundesliga
       aufzusteigen. Und wer das schafft, hat deutlich bessere Karten, die
       wirtschaftlichen Schäden aufzufangen, die die Pandemie bereits angerichtet
       hat und mit jedem Spiel weiter anrichtet, zu dem der Hamburger Senat nicht
       mehr als 2.000 Zuschauer:innen zulässt.
       
       ## Beide Clubs brauchen dringend frisches Geld
       
       Der HSV hat schon vor der Pandemie Jahr für Jahr ein [3][Millionenminus
       eingefahren]. Zuletzt hat er seinen Finanzvorstand wenige Monate vor
       Vertragsende gefeuert. Innerhalb weniger Tage ist der Neu-Anteilseigner
       Thomas Wüstefeld in den Aufsichtsrat eingezogen, dessen Chef geworden und
       von dort auf den Posten des Finanzvorstands aufgerückt. Es wirft ein Licht
       auf den Grad der Verzweiflung beim HSV, dass diesmal niemand [4][„Putsch“]
       schreit.
       
       Der FC St. Pauli dagegen hatte eine Dekade der Konsolidierung hinter sich,
       war kerngesund, als die Pandemie zuschlug – und hat dennoch innerhalb eines
       Jahres sein halbes Eigenkapital aufgebraucht. Mit dem Aufstieg käme viel
       frisches Geld. Zuletzt ist dies – immer noch inoffizielle – Ziel wieder
       etwas weiter weg gerückt: Seit vier Spielen ist in der Liga kein Sieg
       gelungen, aus der Tabellenführung mit sechs Punkten Vorsprung ist der
       zweite Platz geworden.
       
       Der HSV dagegen liegt auf Platz fünf nur noch drei Punkte hinter St. Pauli.
       Der Aufstieg scheint plötzlich auch am Volkspark wieder eine Möglichkeit.
       Und St. Paulis Angriff auf die Spitzenposition in der Stadt könnte der HSV
       so nebenbei noch abwehren. Sogar wenn beide gemeinsam aufstiegen.
       
       22 Jan 2022
       
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 (DIR) Jan Kahlcke
       
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