# taz.de -- Das neue Machtzentrum der CDU: Merz vor dem Spagat
       
       > Als Partei- und auch Fraktionsvorsitzender der CDU muss Friedrich Merz
       > gleichzeitig moderieren und Kante zeigen. Ein Risiko für ihn und die
       > Partei.
       
 (IMG) Bild: Endlich im Machtzentrum: Merz beim Bundesparteitag am letzten Samstag
       
       Friedrich Merz ist jetzt genau da, wo er immer hinwollte, lässt man das
       Kanzleramt außer Acht. [1][Er ist das klare Machtzentrum der CDU]. Und
       ironischerweise ist er dies durch genau den gleichen machtpolitischen Move,
       den Angela Merkel 2002 anwandte und den Merz nie verwunden hat. Damals
       räumte Merkel, die CDU-Chefin, Merz als Fraktionsvorsitzenden ab – und
       reklamierte den Posten als Oppositionsführerin für sich.
       
       Die Frage ist nur, ob die Geschichte für Merz ähnlich erfolgreich
       weitergehen wird. Oder ob heute nicht die Gefahr überwiegt, die in der
       Zusammenführung der beiden Posten liegt. Für Merz selbst, aber auch für
       seine Partei.
       
       Es stimmt zwar, dass in der machtorientierten CDU einiges dafür spricht,
       sich für eine unumstrittene Führungsfigur zu entscheiden, soll der interne
       Machtkampf und damit die Selbstzerstörung der Partei nicht weitergehen. Das
       größere Risiko aber liegt möglicherweise genau in dieser Konzentration.
       Denn derzeit sind auf dem Posten des Partei- und jenem des
       Fraktionsvorsitzenden so unterschiedliche Profile gefragt, dass eine Person
       sie schwer erfüllen kann.
       
       Der CDU-Chef hat zuallererst diese Aufgabe: Er muss die CDU einen und mit
       sich selbst versöhnen. Dazu muss er moderieren, inhaltliche Positionen
       ausloten und die verschiedenen Strömungen zusammenhalten. Als
       Oppositionsführer aber darf der Fraktionschef genau das nicht. Hier sind
       klare Positionen und pointierte Reden im Bundestag gefragt. Das passt nicht
       zueinander.
       
       Dass Merz Letzteres kann, ist unbestritten. Davon, dass er auch das
       Zusammenführen beherrscht, ist bislang nichts bekannt. Gelingt ihm aber die
       Versöhnung der Partei nicht, steht der CDU der weitere Absturz bevor. Da
       können seine Reden noch so geschliffen sein.
       
       ## Ein kluger Rückzug
       
       Noch-Fraktionschef Ralf Brinkhaus hatte keine andere Chance, als sich Merz’
       Machtanspruch zu beugen. Auch wenn er in der Fraktion geschätzt wird, wäre
       er in einer Kampfabstimmung schon allein deshalb unterlegen, weil man den
       neuen Parteichef nicht schwächen will. Brinkhaus ist klug genug, um nicht
       in einen Kampf zu ziehen, den er nicht gewinnen kann.
       
       Im Umgang mit dem Noch-Fraktionschef wird Merz nun gleich seine
       Integrationskraft unter Beweis stellen können. Brinkhaus ist einer der
       wenigen im Bundestag, der frei mitreißende Reden halten kann. Viele solcher
       Talente hat die Union nicht. Will Merz nicht auf ihn verzichten, wird er
       seinen Vorgänger einbinden müssen. Was Merkel mit ihm damals bekanntermaßen
       nicht gelang. Woran laut Merz nur eine Person schuld war.
       
       Ohnehin liegen die Fehler für Merz gern bei den anderen. Sollte die CDU
       jetzt scheitern, wird er sich nicht wegducken können. Wer allein an der
       Spitze steht, ist nun einmal verantwortlich.
       
       28 Jan 2022
       
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