# taz.de -- Auslauf für Journalisten: Befreiendes Wälzen im Schnee
       
       > Der Bewegungsradius für Olympiareporter ist klein, die Maskenpflicht
       > streng. Da wird plötzlich einsetzender Schneefall zum Ereignis.
       
 (IMG) Bild: Die stillen Helferlein: Olympia-Volunteers bauen sogar Schneemänner und beantworten Fragen
       
       Viel Auslauf haben wir Olympiareporter ja nicht in der Blase. Vor dem
       Medienzentrum gibt es einen Platz, gut 200 Meter lang und 30 Meter breit,
       da dürfen wir uns austoben. Manch einer schnürt die Joggingschuhe und trabt
       auf und ab. Andere suchen sich ein verstecktes Plätzchen hinter einem Baum
       und legen heimlich ihre Maske ab, um für ein paar Minuten ungefilterte Luft
       inhalieren zu können. Auch auf dem Journalistenspielplatz gilt die Pflicht
       zum Tragen einer FFP2-Maske.
       
       Kaum einer wagt es, auch nur ein einziges Nasenloch zu zeigen. Nur die
       Schneemänner, die seit Sonntag, als auf einmal so viel Schnee gefallen ist,
       auf dem kleinen Freiplatz stehen, haben keine Pappe vor dem Mund. Ja, das
       war schön, dass es mal geschneit hat. Mit den Flocken ist ein wenig
       Heiterkeit eingekehrt in die Olympiawelt. Der Mann in Uniform, der am Ende
       des Platzes normalerweise darauf zu achten hat, dass nur ja keiner den Zaun
       überwindet und die Blase verlässt, hat einen Schneemann gebaut. Es klettert
       ja doch niemand rüber. [1][Volunteers liefern sich Schneeballschlachten],
       kichern, wälzen sich in der weißen Pracht.
       
       ## „Ich hätte da mal eine Frage“
       
       Das Freiwilligenleben ist nicht immer so heiter. Den jungen Leuten in den
       blauen Trainingsanzügen droht immer Ungemach, wenn die Angestellten des
       Pekinger Organisationskomitees in ihren rot-weißen Trainingsjacken in der
       Nähe sind. Das sind ihre Chefs. Manchmal müssen diese nur streng schauen,
       schon steigt Angst in die Köpfe der Volunteers.
       
       Einmal habe ich eine Freiwillige angesprochen. „Ich hätte da mal eine
       Frage“, sage ich. Bei der Siegerpressekonferenz von Gao Tingyu, dem
       Olympiasieger im Eisschnellauf über 500 Meter, hatte ich den Namen eines
       chinesischen Popstars nicht verstanden, den er erwähnt hatte. „Eine
       Frage?“, die Freiwillige sieht mich unsicher an. Sie schielt schuldbewusst
       zu der Frau in Rot-Weiß rüber, die neben ihr steht.
       
       Die sagt schnell: „Wir beantworten keine Fragen.“ Welche Frage sie da wohl
       erwartet hat? Ich bringe mein Anliegen vor. „Aha, das kann ich ihnen schon
       sagen. Jay Chou heißt der Sänger.“ Die Freiwillige ist erleichtert. Diese
       Art Fragen scheint sie wohl beantworten zu dürfen. Ich bin erleichtert,
       weil ich die Freiwillige mit meiner Neugier nicht in die Bredouille
       gebracht habe. Und vielleicht ist auch die Dame vom OK froh gewesen, dass
       sie nicht einschreiten musste.
       
       17 Feb 2022
       
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