# taz.de -- Forderungen nach einer Flugverbotszone: Falsch und gefährlich
       
       > Präsident Selenskis Drängen nach einer Flugverbotszone ist verständlich.
       > Doch dann würde ein Krieg zwischen Atommächten drohen.
       
 (IMG) Bild: Selenskis Appell nach einer Flugverbotszone ist verständlich, doch gefährlich
       
       Selenskis Appell nach einer Flugverbotszone ist verständlich. Über Putins
       Angriffskrieg mit all seinen jetzt schon verheerenden Folgen herrschen
       tiefe Verzweiflung und Ohnmacht. Daher sind die Forderungen von Präsident
       Selenski und aus der ukrainischen Zivilgesellschaft, [1][die Nato solle
       eine Flugverbotszone einrichten], um den Beschuss des Landes durch die
       russischen Luftstreitkräfte zu beenden, nachvollziehbar.
       
       Dennoch wäre es falsch, weil hochgefährlich, diesen Forderungen
       nachzugeben. Bei den drei seit Ende des Kalten Krieges verhängten und
       jeweils von den USA und diversen Nato-Verbündeten durchgesetzten
       Flugverbotszonen über Nordirak (1991), Bosnien (1992) und [2][Libyen
       (2011)] waren die Gegner militärisch schwach und hatten keine Atomwaffen.
       
       Bei einer von der Nato verhängten Zone mit einem Flugverbot für russische
       Kampfflugzeuge droht hingegen ein Krieg zwischen den beiden Mächten, die
       jeweils über rund 45 Prozent der weltweiten Atomwaffenarsenale verfügen.
       Selenski bestritt dieses Risiko mit dem Vorwurf, die Nato-Länder hätten
       „selbst die Erzählung geschaffen, dass eine Schließung des Himmels über der
       Ukraine eine direkte russische Aggression gegen die Nato provozieren
       würde“.
       
       Doch die Option, das Risiko eines dritten Weltkrieges unter Einsatz von
       Atomwaffen einmal auszutesten, gibt es möglicherweise nur einmal. Und dann
       nie mehr. Manche ukrainischen BefürworterInnen einer Flugverbotszone
       argumentieren, der dritte Weltkrieg habe mit dem Angriff auf ihr Land doch
       schon begonnen. Wenn die Nato Putin jetzt nicht stoppe, werde dieser nach
       einer Zerstörung der Ukraine gegen die baltischen Staaten und dann gegen
       die EU und die Nato selbst vorgehen, um die Weltordnung zu verändern.
       
       ## Fatalistische Prognose
       
       Dieser fatalistischen Prognose ist zu widersprechen. Schon jetzt mehren
       sich die Anzeichen, dass der Ukrainekrieg der Anfang vom Ende der Ära Putin
       ist. Die von Putin offensichtlich nicht erwarteten Schwierigkeiten beim
       Vormarsch seiner Bodentruppen, [3][die mutigen und wachsenden Proteste
       gegen den Krieg in der russischen Zivilgesellschaft], die Auswirkungen der
       Wirtschaftssanktionen, Russlands Isolation in der UNO – all diese Faktoren
       erodieren schon jetzt die Autorität und Macht des russischen Präsidenten.
       Diese Erosion wird zunehmen. Russland wird die Ukraine selbst nach einem
       etwaigen militärischen Sieg nie unter dauerhafte Kontrolle bekommen.
       
       Doch wann führt diese Erosion zu Rissen und Interessenkonflikten in Putins
       Machtgefüge, die dann auch positive Auswirkungen hätten? [4][Gibt es
       Oligarchen], die – und sei es nur, um ihre eigenen Privilegien zu retten –
       Putin durch eine andere Person ersetzen werden, die den Krieg dann beendet?
       Befinden sich in der militärischen Führung besonnene Männer, die Putin am
       Einsatz von Atomwaffen hindern würden, so wie US-Generäle das vor sechs
       Jahren nach den nuklearen Drohungen von Präsident Trump gegen Nordkorea
       öffentlich angekündigt hatten?
       
       Dass entsprechende Hoffnungen die aktuell herrschende tiefe Verzweiflung
       und Ohnmacht kaum schmälern können, ist mir klar.
       
       6 Mar 2022
       
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