# taz.de -- Faschings-Tatort aus München: Ein rastloses Rotkäppchen
       
       > Im neuen Batic/Leitmayr-Tatort geht es ums Flirten im Fasching und den
       > unvermeidlichen Absturz. Gemordet wird aber auch.
       
 (IMG) Bild: Franz Leimayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) rechtfertigen sich in Irmis Bar
       
       Fasching ist so lustig, man möchte direkt sterben. Das scheint sich
       zumindest der unterbehoste[1][Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl)]zu denken,
       als die besoffene Kasperparade unter seinem Fenster richtig gute Stimmung
       verbreitet. Sein Kollege Kommissar Ivo Batic (Miroslav Nemec) ist da von
       einem anderen Schlag und macht sich auf einer Faschingsparty zwei
       Marienkäferchen klar, die er aber nicht mit nach Hause nehmen kann und
       deshalb bei Leitmayr zwischenparkt.
       
       Fast erleichtert wirkt jener, als er sich wegen eines Leichenfundes in die
       Arbeit stürzen kann. Ein älterer Herr wurde tot im Park gefunden, und so
       beginnt die Ermittlung in der reich geschmückten Kneipe „Irmis Stüberl“, in
       der er kurz zuvor eingekehrt war.
       
       Neben ein paar unterhaltsamen Befragungen von faschingstrunkenen
       Verkleideten entschließen sich die Kommissare, ein nicht mehr ganz
       zurechnungsfähiges, aber tendenziell als Zeugin wichtiges Rotkäppchen
       namens Silke (Nina Proll in Bestform) mit auf die Wache und in die
       Ausnüchterungszelle zu nehmen.
       
       Untermalt von gassenhauerischer 80er-Musik, stellt sich dann heraus, dass
       der tote Mann ein Goldhändler war, der sich in krumme Geldwäschegeschäfte
       in Südafrika verstrickte. Doch er wurde nicht durch einen flachen
       Milieumord aus dem Leben entfernt, sondern durch etwas viel Unüblicheres.
       
       ## Leben voller Fehlentscheidungen
       
       Was zunächst als semispannender Kriminalfall beginnt, entpuppt sich als
       sehr interessantes und sensibel gezeichnetes Porträt einer rastlosen Frau,
       die nie wirklich angekommen scheint und auf ein Leben voller
       Fehlentscheidungen zurückblickt.
       
       Das Rotkäppchen ist die tragende Figur dieses Tatorts und nimmt die
       Zuschauer*innen mit auf eine Reise zwischen Willensstärke und Tragik,
       nachhaltigen Zufällen und falschen Entscheidungen. Wir blicken tief in die
       Seele einer Frau, die zwar gefallen ist, sich dabei aber ihre Würde und
       ihren Stolz behalten möchte, nicht aufgegeben hat und immer noch etwas
       erreichen will.
       
       Nachdrücklich die Szene, in der das Rotkäppchen Batic eine Lebensweisheit
       von Apple-Gründer Steve Jobs mit auf den Weg gibt: „Du bist der
       Durchschnitt der fünf Leute, mit denen du dich umgibst.“ Nicht minder
       nachdrücklich, wie Batic in der nächsten Szene im Revier sitzt und eine
       Liste der Menschen erstellt, die ihn umgeben. Die finale Frage dieses
       Tatorts ist: Gelingt dem Rotkäppchen der große Coup? Gönnen würde man es
       ihr!
       
       27 Feb 2022
       
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 (DIR) Almuth Müller
       
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