# taz.de -- Razzia beim DFB: Seltsame Geldflüsse
       
       > Hausdurchsuchung beim DFB: Kurz vor der Präsidentschaftswahl wird wegen
       > Verdachts auf Untreue ermittelt.
       
 (IMG) Bild: Polizeibesuch beim DFB: Beamte bei ihrer Arbeit in Frankfurt
       
       Berlin taz/dpa | Nächste Woche am Freitag wählt der Deutsche Fußball-Bund
       einen neuen Präsidenten. Und klar ist schon jetzt, dass im Verband, der
       seit Jahren hauptamtlich damit beschäftigt zu sein scheint, skandalöse
       Vorgänge im Dunkeln zu belassen, von der Notwendigkeit des Neuanfangs viel
       die Rede sein wird.
       
       Vom Aufklärungswillen getrieben, besuchten indes am Donnerstagmorgen Beamte
       der Frankfurter Staatsanwaltschaft sowie des Landes- und
       Bundeskriminalamtes die DFB-Zentrale an der Frankfurter
       Otto-Fleck-Schneise, die Privatwohnung eines früheren DFB-Funktionärs sowie
       Geschäftsräume von fünf Unternehmen.
       
       Bei den Durchsuchungen geht es um den Verdacht der Untreue. Ein ehemaliger
       Verantwortlicher des DFB soll im Namen des DFB einen Dienstleistungsvertrag
       mit einer Kommunikationsagentur geschlossen haben. Aufgrund dieses Vertrags
       soll der DFB insgesamt 360.000 Euro an die Agentur gezahlt haben, teilte
       die Staatsanwaltschaft mit. „Bei dem Vertrag soll es sich um einen bloßen
       Scheinvertrag gehandelt haben.“ Den Namen des früheren Funktionärs nannte
       die Behörde nicht. Ermittelt wird auch gegen einen Verantwortlichen der
       Kommunikationsagentur. An dem Einsatz in Hessen, Nordrhein-Westfalen,
       Baden-Württemberg, Berlin und Bremen sind rund 70 Beamte beteiligt gewesen.
       
       Mit dem umstrittenen [1][Kommunikationsberater Kurt Diekmann] beschäftigte
       sich auch der interne Prüfungsausschuss des DFB. Dessen Vorsitzender Ulrich
       Ruf, früher Finanzchef beim VfB Stuttgart, wird nach einem Bericht der
       Süddeutschen Zeitung sein Amt zur Verfügung stellen – „wegen der für mich
       bedenklichen und ernüchternden Erfahrungen“ in dieser Causa. In einem
       Bericht des Prüfungsausschusses soll sich dieser über massive Behinderungen
       des DFB bei ihren Aufklärungsarbeiten beklagt haben.
       
       ## Zurückdatierter Vertrag
       
       Den ominösen Vertrag mit Kommunikationsberater Diekmann, der auf dessen
       Initiativbewerbung in Betracht gezogen worden sein soll, haben beim DFB
       laut SZ der frühere Generalsekretär Friedrich Curtius, Schatzmeister
       Stephan Osnabrügge und der derzeitige Interimspräsident Rainer Koch in die
       Wege geleitet. Merkwürdigerweise wurde ausnahmsweise auf eine Ausschreibung
       verzichtet und der spät aufgesetzte Vertrag im Oktober 2019 auf den Mai im
       selben Jahr zurückdatiert. Dabei hatte Diekmann seine Tätigkeit bereits im
       April aufgenommen.
       
       Interessant ist auch, dass Diekmann von 2016 bis 2019 beim Spiegel als
       Informant für dessen DFB-Recherchen tätig gewesen und DFB-Funktionären
       seit Beginn der 2000er-Jahre immer wieder begegnet sein soll. Laut SZ
       wirkte er auch an der Demontage des ehemaligen DFB-Präsidenten Reinhard
       Grindel mit. Grindel trat im April 2019 zurück.
       
       Der im Mai 2021 nach einer Auseinandersetzung mit Rainer Koch
       [2][zurückgetretene DFB-Präsident Fritz Keller], den er mit dem NS-Richter
       Roland Freisler verglich, erklärte im Rückblick:„Ich bin fest davon
       überzeugt, dass er die Schmutzkampagnen gegen Vorgänger von mir und gegen
       mich über den vom DFB bezahlten Medienberater Kurt Diekmann mindestens
       mitinitiiert hat.“ In seiner Amtszeit schöpfte Keller bereits Argwohn gegen
       den Vertrag mit Diekmann, ihm wurde jedoch die Einsicht in die Unterlagen
       lange verweigert.
       
       Es gibt nach wie vor jede Menge aufzuarbeiten beim DFB. Im November 2021
       hatte die Staatsanwaltschaft wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung
       Unterlagen aus der Zentrale von Sponsor Adidas mitgenommen. Medienberichten
       zufolge ging es dabei um die Versteuerung von Sachzuwendungen durch den
       langjährigen DFB-Sponsor zwischen 2015 und 2020.
       
       3 Mar 2022
       
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