# taz.de -- Bohrungen in Naturschutzgebiet: Gips im Karst
       
       > Im Südharz könnten bald Probebohrungen für den Gipsabbau durchgeführt
       > werden. Die dortige Gipskarstlandschaft ist einzigartig.
       
 (IMG) Bild: Dass wie im Südharz auf Gips Bäume wachsen, ist europaweit einzigartig
       
       BERLIN taz | Im Biosphärenreservat Südharz plant das Gipsunternehmen Knauf
       offenbar, [1][Gips abzubauen]. Das berichten Friedhart Knolle vom Verband
       der deutschen Höhlen- und Karstforscher und der BUND Sachsen-Anhalt. Die
       Firma befinde sich in Gesprächen mit dem Umweltministerium Sachsen-Anhalt,
       in denen es um neun Bohrungen zu je 60 Metern Tiefe gehe.
       
       Der taz liegt eine Karte vor, auf der mögliche Explorationsbohrungsorte im
       Naturschutzgebiet verzeichnet sind. Das zuständige Ministerium bestätigte,
       dass Knauf erwägt, im Naturschutzgebiet Erkundungsbohrungen vorzunehmen.
       Knauf äußerte auf Anfrage der taz nur, dass kein dementsprechender Antrag
       gestellt worden sei.
       
       Die aus Gips bestehende Karstlandschaft im Südharz liegt in Thüringen,
       Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Die Landschaft ist europaweit einmalig,
       weil der Gips bewaldet ist. Vom Bundesamt für Naturschutz wird er als
       „Hotspot der Artenvielfalt“ und als „größtes und bedeutendstes
       Gipskarstgebiet Mitteleuropas“ bewertet.
       
       „Wenn wir ordentlich Wirbel machen, haben wir eine Chance, das
       aufzuhalten“, sagt Geologe Knolle. Christian Kunz vom BUND Sachsen-Anhalt
       forderte die zuständigen Behörden auf, die Gebiete zu schützen, und
       kündigte im Falle einer Genehmigung der Probebohrungen rechtliche Schritte
       an.
       
       ## Gips ist ein wichtiger Baustoff, wird aber seltener
       
       Mehr als die Hälfte der zehn Millionen Tonnen Gips, die in Deutschland
       jährlich verbraucht werden, fallen als [2][Nebenprodukt bei der
       Kohleverbrennung in Kraftwerken] als sogenannter REA-Gips an. Im Zuge des
       Kohleausstiegs muss er also entweder ersetzt oder der Gipsverbrauch
       reduziert werden.
       
       Der Verband der Gipsindustrie hält den Rohstoff aber für unersetzbar im
       Bauwesen. Insbesondere bei der Nachverdichtung von Wohnraum in
       Ballungsgebieten sei Gips „nicht wirtschaftlich sinnvoll durch andere
       Baustoffe zu ersetzen“. Laut Koalitionsvertrag will die schwarz-rot-gelbe
       Landesregierung Sachsen-Anhalts die Gipslagerstätten des Landes sichern und
       eine umweltverträgliche Gewinnung ermöglichen. [3][Der BUND hatte 2020 eine
       Studie vorgelegt], in der sie einen Weg zum Ausstieg aus Natur und REA-Gips
       bis 2045 weisen. Dafür müsse Gips recycelt, als Nebenprodukt der
       Chemieindustrie gewonnen und durch andere Bauweisen ersetzt werden.
       
       25 Mar 2022
       
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