# taz.de -- Website für Geflüchtete und Hilfsbereite: Vermittlung per Mausklick
       
       > Die Website „Beds for Ukraine“ bringt Geflüchtete und
       > Schlafplatz-Anbieter*innen zusammen. Entwickelt hat sie die Geographin
       > Julia Levermann.
       
 (IMG) Bild: Wer einen Schlafplatz für Geflüchtete anbieten möchte, kann das auf www.bedsforukraine.com tun
       
       HAMBURG taz | Suchen wir etwas per Karten-App, dann ist die Antwort meist
       nur einen Klick entfernt: nächster Donut-Laden, nächster Friseur, nächster
       Spa. Die vielen Menschen, die aus der Ukraine flüchten, suchen
       Existenzielles: einen [1][Platz zum Schlafen]. Der erscheint nicht einfach
       so als Stecknadel auf dem Smartphone-Bildschirm. Julia Levermann hat diese
       Not erkannt, denn die studierte Geografin denkt in Landkarten. Sie hat die
       [2][Website „Beds for Ukraine“] entwickelt, um dieses Problem zu lösen.
       
       Levermann weiß, wie es ist, neu anzufangen und wie es sich anfühlt, fremd
       zu sein – wenn auch selbst gewählt: 14 Umzüge in 34 Lebensjahren. Geboren
       ist sie im niedersächsischen Stade, erwachsen wurde sie überall in der
       Welt: Namibia, Kanada, England, Neukaledonien, Holland, USA – die Liste ist
       lang.
       
       „Schon als Kind habe ich mir immer Weltkarten angeguckt, alle Länder
       bewundert und die Hauptstädte auswendig gelernt“, sagt Levermann. Sie
       studierte Geografie und bereiste dann die Orte, die sie zuvor nur vom
       Globus kannte. Damals hatten sich ihre Eltern noch gefragt, ob ihre Tochter
       mit diesem Studium überhaupt etwas anfangen könne. Heute wohnt Levermann in
       Los Angeles, arbeitet bei einem großen Softwareunternehmen – und
       visualisiert Landkarten.
       
       Doch dann kam der [3][Ukraine-Krieg]. Levermann klebte vor ihrem Fernseher,
       schaute pausenlos Nachrichten. „Ich habe sofort gespendet und fühlte mich
       trotzdem unglaublich hilflos.“ Sie hatte das Bedürfnis mehr zu machen. „Für
       mich war es ein geografisches Problem: Wo ist der Mensch, der Hilfe
       braucht? Und wo ist die Person, die Hilfe anbieten kann? Ich bin morgens
       aufgewacht und erkannte: Ich muss Menschen miteinander verbinden, um ihnen
       zu helfen.“ Also nutzte sie ihr technisches Wissen und die Produkte ihrer
       Softwarefirma.
       
       Levermanns Projekt hat ein Ziel: Geflüchtete mit Freiwilligen zu verbinden.
       Das Prinzip ist einfach, es gibt online nur zwei Optionen: ‚Biete ein Bett‘
       oder ‚Finde ein Bett‘. Wer helfen will, füllt einen Fragebogen aus: Name,
       Adresse, Sprachkenntnisse, verfügbare Betten. Dann verwandelt sich das
       Hilfsangebot direkt in einen blauen Punkt auf der Landkarte. Wer wiederum
       ein Bett sucht, der sieht viele blaue Punkte überall auf der Welt. Klickt
       man einen Punkt an, dann kann man den Gastgeber direkt kontaktieren.
       Bislang gibt es nicht viele „Matches“, bei denen Suchende und Anbietende
       zusammenfinden, noch zu wenige Geflüchtete wissen von dem Projekt. Ändern
       soll sich das jetzt durch Flyer und Social Media-Auftritte.
       
       Mit zunehmender Hilfsbereitschaft wächst aber auch die Kritik daran. Die
       Frage, wer Gastgeber überprüft, steht im Raum – ebenso die Gefahr des
       Missbrauchs. Levermann spricht diese Probleme von sich aus an. „Das hat
       mich die ganze Zeit beschäftigt. Wir tragen schließlich eine Verantwortung,
       da wir die beiden Seiten vermittelt haben.“
       
       Deswegen arbeitet „Beds für Ukraine“ jetzt mit [4][Airbnb.org] zusammen.
       Diese gemeinnützige Organisation übernimmt die Verifizierung, den
       Versicherungsschutz und die Betreuung bei Fragen. Die Registrierung der
       Geflüchteten bei Behörden wird durch Airbnb.org aber nicht geregelt. Sie
       haben eine interne Datenbank, die Daten werden nicht weitergegeben.
       
       „Ich bin sehr erleichtert über die Partnerschaft“, sagt Levermann. „Beds
       for Ukraine“ sei schließlich ein Privatprojekt, aber sie habe ja auch noch
       ihre hauptberufliche Arbeit. „Das muss man erst mal alles jonglieren. In
       den letzten Wochen waren meine Nächte sehr kurz.“ Weniger Schlaf für
       Levermann, mehr Schlafplätze für Geflüchtete.
       
       30 Mar 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Not-Unterkunft-fuer-Kriegsfluechtlinge/!5836603
 (DIR) [2] https://www.bedsforukraine.com/
 (DIR) [3] /Schwerpunkt-Krieg-in-der-Ukraine/!t5008150
 (DIR) [4] https://de.airbnb.org/?_set_bev_on_new_domain=1648633110_YzdiNTUxZTUyZmNi
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Viorica Engelhardt
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Soziales Engagement
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Niedersachsen
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Ukraine
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Flüchtlingshilfe in Fischerhude: Ein Dorf steht zusammen
       
       Das Dorf Fischerhude in Niedersachsen baut eigene Strukturen auf, um
       Geflüchteten zu helfen. Lokalpolitische Dispute sind dafür auf Eis gelegt.
       
 (DIR) Flucht ausgegrenzter Menschen: Ein Shuttle für die Vergessenen
       
       Menschen, die ohne europäischen Pass aus der Ukraine flüchten, haben es
       schwer. Aktivist*innen haben für sie Busse nach Hamburg organisiert.
       
 (DIR) Brandenburger Verein im Grenzgebiet: „Über die Grenze geprügelt“
       
       Um Geflüchtete zu unterstützen, ist Miriam Tödter von „Wir packen’s an“ in
       Polen unterwegs. Sie wünscht sich mehr Solidarität mit allen Flüchtenden.
       
 (DIR) Unterkunftssuche für Geflüchtete am ZOB: Auf der Suche nach „guten Händen“
       
       Am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) vermitteln Freiwillige mit viel Mühe
       Ukraine-Flüchtlinge an private Gastgeber*innen. Nicht immer klappt es.