# taz.de -- Energieversorgung in Berlin: Vattenfall steigt aus
       
       > Keine Kohle mehr aus Russland: Berlin bereitet sich auf das Embargo im
       > August und einen weiteren Zustrom von Flüchtlingen vor dem 9. Mai vor.
       
 (IMG) Bild: Das Heizkraftwerk Lichterfelde wird mit Gas betrieben und nicht mit Kohle
       
       BERLIN taz | Wer Mode designt, braucht weniger Energie als der, der Motoren
       baut. Das in etwa wollte Berlins [1][Wirtschaftssenator Stephan Schwarz]
       (für SPD) zum Ausdruck bringen, als er sagte, dass „energieintensive
       Betriebe in Berlin eher unterrepräsentiert“ seien. Etwa 6 Prozent mache die
       industrielle Wertschöpfung in der Stadt aus, im Bund seien es 20 Prozent.
       „Berlin hat also eine andere Ausgangslage.“
       
       Die Energieversorgung der Stadt war am Dienstag Thema bei der Sitzung des
       rot-grün-roten Senats, und der Wirtschaftssenator hatte zur
       [2][anschließenden Pressekonferenz] zwei Botschaften mitgebracht: „Wir
       nehmen die Situation ernst“, sagte Schwarz, aber er betonte auch: „Wir
       haben keine Knappheit an Ressourcen, auch nicht an Mehl.“ Wenn die
       Supermarktregale leer seien, sei das einzig auf Hamsterkäufe und
       Spekulationsgeschäfte zurückzuführen.
       
       Zum Ernstnehmen gehört auch die tägliche Beobachtung der Lage. Seit Februar
       gebe es in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe ein
       „laufendes Monitoring“, berichtete der Senator. „Wir sind im Austausch mit
       den Bundesministerien, der Bundesnetzagentur und auch den verschiedenen
       Branchen.“ Jeden Tag lerne man mehr, betonte Schwarz, der von einer „Wucht
       an Komplexität“ sprach.
       
       Dazu gehören auch die Abhängigkeiten in der Region von russischem Öl, etwa
       in Schwedt. Für den Fall, dass die Pipeline dort ausfalle, habe man
       Alternativszenarien vorbereitet, etwa über eine Pipeline in Rostock.
       „Möglich ist auch, dass die Tankstellen in der Region dann von Raffinerien
       aus anderen Teilen Deutschlands versorgt werden müssen“, so Schwarz. Das
       wäre dann nicht nur eine logistische Herausforderung, sondern würde auch zu
       Preissteigerungen führen.
       
       Schwarz betonte, dass man zusammen mit dem Bund die Abhängigkeit von
       fossiler Energie verringern werde. „Bei russischer Kohle sind wir schon
       voll im Ausstiegsszenario.“ So kaufe Vattenfall für seine Kraftwerke
       bereits vor dem im August beginnenden Embargo keine Kohle mehr aus
       Russland.
       
       ## Mehr Flüchtlinge erwartet
       
       Eine logistische Herausforderung ist auch die Versorgung der ukrainischen
       Flüchtlinge. Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) sprach
       davon, dass es inzwischen 44.000 Anträge auf die Erteilung eines
       Aufenthaltstitels gibt. Derzeit sei das „Ankunftsgeschehen“ leicht
       rückläufig. „Wir haben nicht mehr 10.000 am Tag, sondern nur noch 3.000.“
       Mit dem Beginn der russischen Offensive im Donbass könne sich das aber
       ändern. „Wir müssen damit rechnen, dass vor dem 9. Mai noch eine erhöhte
       Zahl an Geflüchteten ankommt, weil sich die Angriffe verschärfen.“
       
       Dabei setzt der Senat ganz auf das [3][Ankunftszentrum in Tegel], das am
       Tag bis zu 10.000 Menschen abfertigen könne, so Giffey. Die
       „Notbehelfslösung an der Messe“ werde nicht mehr gebraucht, allerdings
       sollen die Kapazitäten vorgehalten werden.Froh zeigte sich die Regierende,
       dass der Bund bei der Konferenz mit den Länderchefs zugesagt hat, die
       Kosten zu übernehmen. Außerdem würden ab 1. Juni nicht mehr die Sozialämter
       für die Geflüchtete zuständig sein, sondern die Jobämter.
       
       In den Schulen, so Giffey, würden 1.916 Schülerinnen und Schüler aus der
       Ukraine unterrichtet. Je die Hälfte davon im Regelunterricht oder den 27
       Willkommensklassen.
       
       12 Apr 2022
       
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 (DIR) [1] https://www.berlin.de/sen/web/ueber-uns/leitung-und-organisation/senator-stephan-schwarz/
 (DIR) [2] https://www.youtube.com/watch?v=J7FO6d53xhU
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