# taz.de -- Ermittlungen in Frankreich: Selbstbedienung à la Le Pen
       
       > Die französische Präsidentschaftskandidatin Le Pen soll sich als
       > EU-Abgeordnete bereichert haben. WählerInnen-Vertrauen verdient sie
       > nicht.
       
 (IMG) Bild: Auf Anti-EU-Kurs: Rechtspopulistin Marine Le Pen
       
       Marine Le Pens Hass auf die Europäische Union ist bekannt. Die französische
       Rechtspopulistin, die am Sonntag in der Stichwahl gegen Amtsinhaber
       Emmanuel Macron steht, wollte Frankreich lange aus der EU führen.
       Inzwischen verzichtet die 53-Jährige auf Frexit und Euro-Austritt. Statt
       dessen setzt sie darauf, die Gemeinschaft von innen heraus zu zersprengen.
       Sie tut alles, um die europäische Idee zu zerstören und den bereits
       überwunden geglaubten Nationalismus wiederzubeleben.
       
       Wie groß ihre Missachtung der EU ist, zeigt ein Bericht des Amts für
       Betrugsbekämpfung OLAF. [1][Um über 600.000 Euro sollen sie und ihre
       Vertrauten sich bereichert haben], als sie im Europaparlament saß. Das Geld
       aus Brüssel floss nicht in ihre Arbeit als Abgeordnete, sondern in ihre
       Partei und ihren Clan. Hotelrechnungen in vorgetäuschter EU-Mission stehen
       ebenso auf der Liste wie Werbematerial, das sie vermutlich für einen
       Parteitag einsetzte.
       
       Ihr Vater, der verurteilte Antisemit und Rassist [2][Jean-Marie Le Pen],
       orderte Wein und Champagner zu sich nach Hause. Es ist sicher kein Zufall,
       dass die Vorwürfe, die sich auf die Jahre 2004 bis 2017 beziehen,
       ausgerechnet jetzt bekannt werden. Das Duell zwischen Le Pen und Macron ist
       auch ein Kampf um Europa. Letztlich geht es um die Frage, ob die EU mit
       Macron als Präsident weiterbesteht und sich weiterentwickelt. Oder ob sie
       auseinanderfällt, weil ein Gründungsstaat von einer Nationalistin regiert
       wird.
       
       Marine Le Pen will Frankreich zu einer Art zweitem Ungarn machen. Die
       jahrzehntelange Zusammenarbeit mit Deutschland will sie aufkündigen und
       stattdessen Russland als Partner zu suchen. Auf dem Weg dorthin ist ihr
       fast jedes Mittel recht. Das Geld aus Brüssel sowieso. Gegen Le Pen wird
       bereits seit 2017 wegen [3][Scheinbeschäftigung im Europaparlament]
       ermittelt. Der OLAF-Bericht zeigt nun einmal mehr die
       Selbstbedienungsmentalität der Rechtspopulistin.
       
       Und er sollte ihre Landsleute warnen, einer solchen Politikerin die
       Geschicke des Landes anzuvertrauen. Le Pen ist eine Gefahr für Frankreich
       und die ganze EU. Es bleiben noch fünf Tage, um die Mehrheit der
       Französinnen und Franzosen davon zu überzeugen.
       
       18 Apr 2022
       
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 (DIR) Christine Longin
       
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