# taz.de -- St. Pauli verliert Aufstiegs-Duell: Nachbarschaftshilfe für den HSV
       
       > 1:2 verliert St. Pauli gegen Konkurrent Darmstadt. Vier Spieltage vor
       > Saisonende stehen die Hamburger damit nicht mehr auf einem
       > Aufstiegsplatz.
       
 (IMG) Bild: Die Stille nach dem Spiel: Nur das Riesenrad auf dem Hamburger Dom dreht sich nach dem 1:2 weiter
       
       HAMBURG taz | Solange im Profibetrieb noch echte Vereine mitmischen, gehört
       zur Fußballfolklore, dass vor Spielen Glückwünsche über die
       Stadionlautsprecher ausgesprochen werden – zu Vereinsjubiläen langjähriger
       Mitglieder, Hochzeiten oder Geburtstagen. Eher selten dürfte es sein, dass
       dazu ein eigener Song in voller Länge gespielt wird. Und dass der Jubilar
       die örtliche Skinhead-Gruppe ist – das gibt es wohl nur auf St. Pauli.
       Allein, mit dem Geburtstagsgeschenk wurde es nichts.
       
       Dabei wurde fürs Auge durchaus was geboten beim Samstagabendspiel der
       Zweiten Bundesliga gegen den Aufstiegskonkurrenten Darmstadt 98. St. Pauli
       entdeckte plötzlich und unerwartet wieder, was die überragende Hinrunde
       ausgemacht hatte: Dieses irrwitzig schnelle Kurzpassspiel, mit dem sie die
       Liga ein paar Monate lang schwindlig gespielt hatten und das ihnen dann
       irgendwie abhanden gekommen war. Nur besannen sie sich darauf gegen
       Darmstadt erst, als sie schon mit 0:2 hinten lagen.
       
       Trotzdem begann das Millerntor noch einmal zu beben, schien spätestens nach
       Lukas Daschners Treffer zum 1:2 die große Mehrheit der 29.546 Menschen im
       Stadion den Ball zum Ausgleich ins Darmstädter Tor brüllen zu wollen. Die
       Atmosphäre beeindruckte auch Gästetrainer Torsten Lieberknecht, der nach
       vier gelben Karten auf der Tribüne Platz nehmen musste – mitten unter
       St.-Pauli-Fans.
       
       Hinterher musste er erst mal einen „Riesendank an alle Zuschauer“
       loswerden. Es sei „so ein Privileg, hier spielen zu dürfen“, dass man
       darüber „fast den Sieg vergisst“. Den hatte sein Team aber geholt – und St.
       Pauli damit von Rang drei der Tabelle verdrängt, der zu den
       Relegationsspielen um den Aufstieg berechtigt.
       
       ## „Die Jungs sind fokussiert“
       
       Da half es auch nichts, dass Lieberknecht sagte, „es würd’ mich tierisch
       freuen, wenn’s uns beiden gelingt“ – für St. Pauli ist der Aufstieg um
       einiges unwahrscheinlicher geworden, bei nur noch drei ausstehenden Spielen
       [1][gegen ausnahmslos schwere Gegner]. Auch wenn Trainer Timo Schultz
       meinte, vielleicht tue sein Team sich sogar ein bisschen leichter, „jetzt,
       wo wir mal runter sind von den Aufstiegsplätzen“.
       
       Nicht gelten lassen wollte Schultz, worüber die Bild spekuliert hatte: Dass
       die unklare Vertragssituation vieler Spieler und Prämienverhandlungen die
       Leistung des Teams beeinträchtigen könnten. „Die Jungs sind fokussiert, die
       haben Bock zu trainieren, die haben Bock zu spielen – ich denke, das hat
       man heute auch gesehen“ – trotz der „ganzen Themen, die da drumherum
       reingedichtet werden“.
       
       Allerdings ist der [2][souveräne Herbstmeister] tatsächlich in die
       unkomfortable Lage geraten, dass drei Wochen vor Saisonende nicht klar ist,
       in welcher Liga er spielen wird. Steigt er auf, das haben die vergangenen
       Wochen deutlich gemacht, müssten erhebliche Verstärkungen her – und eine
       Reihe der jetzigen Spieler müsste gehen. Und das könnte sich im
       Relegationsfall erst dann entscheiden, wenn das Gros der Fußballprofis
       längst im Sommerurlaub ist.
       
       Das sind Luxusprobleme, die man beim Lokalrivalen HSV gern hätte, bei dem
       wegen des vermeintlich neuerlich verpassten Aufstiegs schon wieder die
       Trainerdiskussion eingesetzt hat. Mit der Heimniederlage leistete St. Pauli
       nun ungewollte Nachbarschaftshilfe: Die Hamburger haben nach ihrem 4:2-Sieg
       in Regensburg in letzter Minute plötzlich auch wieder Chancen auf Platz
       drei – und das mit Abstand leichteste Restprogramm in der Spitzengruppe.
       
       Unaufgeregt kann man das alles in Bremen betrachten: Werder hat mit einer
       4:1-Machtdemonstration Schalke 04 von Platz eins verdrängt und könnte, wenn
       alle mitspielen, den Aufstieg mit einem Sieg gegen Holstein Kiel am Freitag
       schon praktisch perfekt machen.
       
       24 Apr 2022
       
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