# taz.de -- Viele Verletzte in Jerusalem: Kämpfe auf dem Tempelberg
       
       > Israelische Sicherheitskräfte dringen in die Al-Aqsa-Moschee ein, im
       > Westjordanland gibt es mehrere Razzien. Die Angst vor weiterer Eskalation
       > wächst.
       
 (IMG) Bild: Spuren der Kämpfe: Palästinenser säubern am Freitagmorgen die Al-Aqsa-Moschee
       
       TEL AVIV taz | Kämpfe auf dem Tempelberg zwischen Palästinenser*innen
       und der israelischen Polizei haben die trügerische Ruhe in Jerusalem
       gebrochen. Laut Polizei hätten maskierte Männer mit Hamas-Fahnen Steine
       geschmissen und Feuerwerkskörper abgeschossen. Die Polizei habe mit ihrem
       Eingreifen gewartet, bis das Morgengebet um 4 Uhr früh beendet war. Dann
       drangen sie in die Al-Aqsa-Moschee ein. [1][Videos in den Sozialen Medien]
       zeigen das Abfeuern von Granaten im Innenraum. Rund 150
       Palästinenser*innen und 3 Polizist*innen wurden verletzt.
       
       In diesem Jahr fallen die drei höchsten Feste der drei abrahamitischen
       Religionen auf einen Freitag zusammen: Karfreitag, der zweite Freitag des
       Ramadan und der Beginn des Pessachfestes. Besonders festlich ist die
       Stimmung nicht – angesichts der Gewalt sowohl in Israel als auch im
       Westjordanland und der Sorgen vieler vor einer weiteren Eskalation.
       
       Seit den Anschlägen der vergangenen Wochen in vier israelischen Städten,
       bei denen 14 Menschen getötet worden sind, ist Israel in Alarmbereitschaft.
       Das Militär stockt die Verteidigungskräfte auf – wohl auch, um das
       erschütterte Sicherheitsgefühl der israelischen Bürger*innen
       wiederherzustellen. Innerhalb von Israel werden verstärkt
       Polizist*innen und Soldat*innen postiert.
       
       Im Westjordanland führt das israelische Militär Razzien durch. In den
       ersten Tagen nach den Anschlägen konzentrierten sie sich vor allem auf
       Jenin – die Stadt im Westjordanland, aus der die Attentäter der Anschläge
       in Tel Aviv und Bnei Brak stammten. Als weitere Maßnahme wurden vielen der
       Einwohner:innen von Jenin die Passierscheine nach Israel und
       Ost-Jerusalem entzogen. Außerdem dürfen Israelis die Stadt nicht mehr
       betreten. Das sorgt gerade während des Ramadan für Unmut unter den
       Geschäftsinhaber*innen, denn palästinensisch-stämmige Israelis machen
       [2][einen großen Teil ihrer Umsätze aus].
       
       ## Der Konflikt um den Tempelberg hat besondere Sprengkraft
       
       In den vergangenen Tagen weitete das Militär die Hausdurchsuchungen und
       Festnahmen auch auf andere Teile des Westjordanlandes aus: Am vergangenen
       Mittwoch wurden dabei drei Palästinenser*innen getötet, unter ihnen
       auch ein 14-Jähriger aus Husan in der Nähe von Bethlehem. In den
       vergangenen zwei Wochen wurden fünfzehn Palästinenser*innen [3][vom
       israelischen Militär getötet, teilweise nachdem sie dieses zuvor
       angegriffen hatten].
       
       In Jerusalem wurde die Atmosphäre zusätzlich angeheizt von der Ankündigung
       einiger extremistischer Jüd*innen, vor dem Beginn von Pessach – gemäß einem
       alten Ritual – Ziegen auf dem Tempelberg opfern zu wollen. [4][Eine Gruppe,
       die es tatsächlich versucht hatte, wurde von der israelischen Polizei am
       Donnerstag festgenommen]. Dieser Vorstoß ist nicht ungewöhnlich, fällt aber
       in diesem Jahr in den Ramadan-Monat und ist dadurch besonders kontrovers.
       
       Der Tempelberg, auf dem die Al-Aqsa-Moschee steht, ist sowohl im Judentum
       als auch im Islam eine der bedeutendsten religiösen Stätten. Laut
       derzeitigem Status Quo dürfen Jüd*innen den Tempelberg zwar zu bestimmten
       Zeiten betreten, jedoch nicht dort beten. Ein Rütteln an dieser
       Vereinbarung könnte eine weitere Eskalation hervorrufen.
       
       Am Donnerstag hatten die Anführer der militanten Organisation Hamas im
       Gazastreifen vor „zionistischen Bedrohungen“ des Tempelbergs gewarnt und zu
       einer Eskalation gegen Israel aufgerufen. In der vergangenen Woche hatten
       sie mit vorerst vagen Worten Jerusalem und die Al-Aqsa-Moschee zu roten
       Linien erklärt.
       
       Für den Beginn des jüdischen Pessachfestes hat das israelische Militär die
       Schließung der Grenzen des Westjordanlandes nach Israel verkündet. Diese
       soll von Freitagabend bis Samstagnacht gelten.
       
       15 Apr 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://twitter.com/theIMEU/status/1514805362452430851?s=20&t=5jCz37uBd3GwO-2cUDnA-g
 (DIR) [2] https://www.haaretz.com/israel-news/.premium-israel-imposes-sanctions-on-jenin-the-west-bank-hometown-of-tel-aviv-terrorist-1.10731480
 (DIR) [3] /Israel-Palaestina-Konflikt/!5845111
 (DIR) [4] https://www.timesofisrael.com/four-extremist-jews-arrested-for-planning-animal-sacrifice-atop-temple-mount/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Judith Poppe
       
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