# taz.de -- Militärische Lage im Osten der Ukraine: Krieg im Donbass steckt fest
       
       > Bei den Kämpfen in der Ostukraine können weder Moskau noch Kiew
       > Fortschritte erzielen. US-Analysten sprechen von einer „Pattsituation“.
       
 (IMG) Bild: Besuchte Präsident Selenski in Kiew: Nancy Pelosi, Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses
       
       BERLIN taz/rtr/dpa | Einen Monat, nachdem Russland seine Truppen aus dem
       Umland der ukrainischen Hauptstadt Kiew abzog und seinen Krieg auf die
       vollständige Eroberung des Donbass im Osten der Ukraine konzentrierte, sind
       immer noch keine entscheidenden militärischen Durchbrüche zu verzeichnen.
       Es hat sich ein zunehmend intensiver Stellungskrieg entlang einer mehrere
       hundert Kilometer langen Frontlinie entwickelt, die vom Umland der
       Millionenstadt Charkiw bis an die Grenzen der seit 2014 russisch
       kontrollierten „Volksrepublik“ Luhansk reicht.
       
       Anfang vergangener Woche verzeichneten die russischen Truppen kleine, aber
       stetige Geländegewinne im Umland der für sie wichtigsten eroberten Städte
       Isjum und Rubizhne, entlang dieser Frontlinie. Von hier aus wollen sie auf
       die noch von der Ukraine kontrollierten Donbass-Städte Slowjansk und
       Kramatorsk vorstoßen. Ende der Woche aber gelang es der ukrainischen Seite
       in Gegenangriffen, eine Reihe von Vorstädten und Dörfern nördlich und
       östlich von Charkiw zurückzuerobern. Die Versorgungslinien der tief in die
       Ostukraine eingerückten russischen Einheiten sollen nun gefährdet sein.
       
       Das „Institute for the Study of War“ in den USA sprach am Samstagabend von
       einer „Pattsituation“ und analysierte: „Größere Vorstöße der russischen
       Truppen in der Ostukraine erscheinen zunehmend unwahrscheinlich, und
       ukrainische Streitkräfte könnten in den kommenden Tagen breitere
       Gegenoffensiven durchführen.“
       
       Für beide Seiten gilt der Ausgang der Kämpfe in diesem Teil der Ukraine als
       entscheidend. Zumindest eine Tendenz in Richtung Sieg will Russland bis zum
       9. Mai erkennen lassen, wenn in Moskau die traditionelle große
       Militärparade zur Feier des Sieges über Deutschland 1945 stattfindet, für
       die schon eifrig geprobt wird.
       
       ## Bombardierungen auf Stahlwerkskomplex Azovsta halten an
       
       Und so hält sich Russlands Generalstabschef Waleri Gerassimow
       höchstpersönlich in der rund 50.000 Einwohner zählenden Frontstadt Isjum
       auf, um die Donbass-Offensive zu befehligen. Nach ukrainischen Berichten
       wurde sein Feldquartier außerhalb der Stadt am Samstag von ukrainischen
       Raketen getroffen; der General selbst sei dabei verletzt und rund 20 hohe
       Offiziere getötet worden, berichtete am Sonntag das Innenministerium in
       Kiew. Von russischer Seite gab es dafür keine Bestätigung.
       
       Auch ist es den russischen Truppen offenbar noch nicht gelungen, die
       Hafenstadt Mariupol vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen. Entgegen
       eigener Beteuerungen bombardieren sie den riesigen Stahlwerkskomplex
       Azovstal, in dem sich mehrere tausend ukrainische Soldaten und Zivilisten
       verschanzt halten, nach wie vor fast täglich. Am Wochenende gelang es
       erstmals, zumindest einige wenige Zivilisten aus dem Stahlwerk in
       Sicherheit zu bringen. [1][Wie ein Reuters-Fotograf berichtete, erreichten
       am Sonntag zwei Gruppen von rund 40 und 14 Menschen ein Aufnahmezentrum im
       russisch kontrollierten Dorf Besimene in der Region Donezk.] Sie seien in
       Bussen mit ukrainischen Nummernschildern in einem Konvoi mit russischen
       Truppen und Fahrzeugen mit UN-Emblemen angekommen. Die Evakuierungsaktion
       wird nach UN-Angaben mit dem Roten Kreuz, Russland und der Ukraine
       koordiniert.
       
       In Odessa wurde eine Landebahn des Flughafens durch russische Luftangriffe
       zerstört. Beide Seiten bestätigten den Angriff.
       
       In Kiew empfing Präsident Wolodimir Selenski am Samstagabend die
       Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi. Sie ist die
       ranghöchste US-Vertreterin, die seit Kriegsbeginn die Ukraine besucht hat.
       Neben Pelosi waren sechs weitere Abgeordnete bei dem Treffen dabei.
       US-Präsident Joe Biden hatte am Donnerstag in Washington angekündigt, er
       wolle den Kongress um die Bewilligung von weiteren 33 Milliarden US-Dollar
       (31,4 Milliarden Euro) für die Ukraine bitten. 20 Milliarden davon sollen
       für Militärhilfe genutzt werden.
       
       1 May 2022
       
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