# taz.de -- Ex-Monarch Juan Carlos I. in Spanien: Der Skandalkönig zu Besuch
       
       > Der korrupte Altmonarch kehrt aus dem Exil in Abu Dhabi in seine Heimat
       > zurück. Dort befördert seine Visite Kritik an der Monarchie an sich.
       
 (IMG) Bild: Der neue und der alte Monarch: König Felipe VI. (l) und sein Vater Juan Carlos 2015 in Madrid
       
       MADRID taz | Spaniens Altkönig Juan Carlos I. ist am Donnerstag nach fast
       zwei Jahren in seine Heimat zurückgekehrt. Der 84-jährige Ex-Monarch lebte
       seit Sommer 2020 [1][im Exil in Abu Dhabi], weil zu Hause gegen ihn wegen
       dubioser Konten mit Hunderten Millionen Euro, die er beim Finanzamt nicht
       angegeben hatte, ermittelt wurde. Jetzt, wo alle Verfahren eingestellt
       sind, wird er am Wochenende eine Segelregatta im nordwestspanischen
       Sanxenxo besuchen. Ob er mit seinen Segelfreunden teilnimmt oder nur als
       Zuschauer anwesend sein wird, steht noch nicht fest.
       
       Juan Carlos hatte mit allerlei Skandalen auf sich aufmerksam gemacht, etwa
       einem Unfall auf Elefantenjagd in Botswana im Beisein seiner deutschen
       „speziellen Freundin“ Corinna zu Sayn-Wittgenstein, so die Presse. Danach
       hatte er 2014 den Thron an seinen Sohn Felipe VI. abgetreten. Ihn wird Juan
       Carlos am Montag im königlichen Anwesen vor den Toren Madrids besuchen,
       bevor er den Rückflug antritt.
       
       Die Frau von Juan Carlos, Königin Sofia, die weiterhin in Spanien lebt,
       reiste demonstrativ nach Miami. Sie wird nur am Montag im Beisein ihres
       Sohns ihren Ehemann treffen. An eine endgültige Rückkehr von Juan Carlos
       werde nicht gedacht, so eine Erklärung aus dem Königshaus.
       
       Der Besuch des Altkönigs wurde möglich, nachdem die spanische Justiz
       vergangenen März alle Ermittlungen gegen ihn eingestellt hatte. Doch der
       Verdacht, dass seine Millionen als Kommission bei unterschiedlichen
       Großaufträgen an ihn flossen, wie etwa beim Bau eines
       Hochgeschwindigkeitszugs durch ein spanisches Konsortium von Medina nach
       Mekka in Saudi-Arabien, besteht weiter. Weil all dies geschah, als Juan
       Carlos noch König war, genoss er völlige Straffreiheit. Der König ist laut
       spanischer Verfassung unantastbar. Andere Finanzdelikte waren verjährt.
       Außerdem wurde Juan Carlos rechtzeitig informiert, um eine „freiwillige
       Steuernachzahlung“ in Millionenhöhe zu tätigen, bevor auch dies vor Gericht
       gegangen wäre.
       
       ## Mehrheit findet die Monarchie überholt
       
       Da verwundert es nicht, dass der Besuch von Juan Carlos in Spanien Debatten
       auslöst. Der sozialistische Ministerpräsident Pedro Sánchez beteuert, dass
       der ehemalige Monarch den Spaniern „eine Erklärung schuldig“ sei. Pablo
       Echenique, Fraktionssprecher von Unidas Podemos, dem linksalternativen
       Koalitionspartner der Sozialisten, sagte, die Straffreiheit für die
       Monarchie stoße „auf gesellschaftliche Ablehnung“. Und die katalanischen
       Separatisten sehen im Besuch der Segelregatta den Versuch der
       „Weißwaschung“ des Altmonarchen.
       
       Nur die konservative Partido Popular und die rechtsextreme VOX nehmen
       Juan Carlos in Schutz. Da nichts gegen ihn vorliege, habe er das Recht, in
       die Heimat zu kommen, wann immer er wolle. Die Linke wolle mit ihrer Kritik
       „die Monarchie und damit das Verfassungsmodell beenden“, erklärte der
       Madrider Bürgermeister José Luis Martínez-Almeida.
       
       Die Skandale um Juan Carlos haben dem [2][Ansehen des Königshauses schwer
       geschadet]. Viele Spanier akzeptierten die Monarchie, weil ihnen Juan
       Carlos als derjenige galt, der den Übergang von der Franco-Diktatur zur
       Demokratie maßgeblich unterstützte. Doch nach seinen unzähligen Skandalen
       zeigt eine Umfrage, dass 53 Prozent der Untertanen in der Monarchie eine
       überholte Staatsform sieht.
       
       Felipe VI. ging demonstrativ auf Distanz zu seinem Vater. Er hatte bereits
       vor dessen Exil auf sein finanzielles Erbe verzichtet und dem Altmonarchen
       die monatlichen Zuwendung aus dem Haushalt des Königspalasts entzogen. Er
       gelobte Transparenz und [3][stimmte einem Dekret zu], nachdem er seine
       Einkünfte und sein Vermögen fortan offenlegen wird.
       
       20 May 2022
       
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