# taz.de -- Obdachlosenpolitik in Berlin: Zählung fällt aus
       
       > Weil sich nur halb so viele Freiwillige wie nötig gemeldet haben, muss
       > die geplante 2. Berliner Obdachlosenzählung am 22. Juni ausfallen.
       
 (IMG) Bild: Schlafplatz eines Obdachlosen unter einer Brücke im Regierungsviertel
       
       BERLIN dpa/taz | Weil sich zu wenig Freiwillige für die zweite Zählung von
       obdachlosen Menschen in Berlin angemeldet haben, wird sie um ein halbes
       Jahr verschoben. Lediglich 1.200 Freiwillige meldeten sich nach Angaben des
       Verbandes für sozial-kulturelle Arbeit vom Freitag für die am 22. Juni
       geplante Zählung an. Es würden aber mindestens doppelt so viele
       Helfer*innen benötigt, um die Ergebnisse mit denen der [1][ersten
       Zählung aus dem Jahr 2020] vergleichen zu können.
       
       Im Rahmen des Projekts „Zeit der Solidarität“ sollen Freiwillige in
       Kleingruppen unter professioneller Begleitung durch die Straßen der Stadt
       laufen, obdachlose Menschen zählen und ihnen Fragen zu ihren
       Lebensumständen stellen. Ziel ist, wirklich jede Straße in Berlin einmal
       „abzulaufen“, um ein möglichst umfassendes Bild zu bekommen. Die Erhebung
       soll dazu beitragen, die Situation der Menschen zu verbessern, etwa indem
       Hilfebedarfe genauer ermittelt werden können.
       
       Bei der ersten Zählung im Februar 2020 hätten sich 3.700 Freiwillige
       angemeldet, sagte Stella Kunkat, Referentin des Projekts. Tatsächlich
       mitgemacht hätten davon 2.600. Der Verband gehe davon aus, dass auch dieses
       Mal signifikant weniger Freiwillige mitgemacht hätten als angemeldet.
       Deshalb sei die Zahl von 2.400 Anmeldungen auch das Mindestmaß gewesen.
       
       „Dass wir die angestrebte Zahl diesmal nicht einmal im Ansatz erreichen,
       hätten wir auch nicht gedacht“, sagte Kunkat. Die Zählung solle nun im
       Januar 2023 stattfinden, ein genaues Datum sei noch nicht bekannt.
       Eigentlich war allerdings geplant, [2][die 2. Zählung im Sommer stattfinden
       zu lassen], da sich die Obdachlosen-Situation je nach Jahreszeit eklatant
       unterscheidet. [3][Bei der 1. Zählung im Winter] waren nur knapp 2.000
       Obdachlose gezählt worden, viel weniger als angenommen. Erwartet wurde,
       dass sich diese Zahl bei einer Sommerzählung ganz anders dargestellt hätte.
       
       ## Ukraine-Krieg als Grund?
       
       Als vermutlichen Grund für den Rücklauf der Anmeldungen nannte Kunkat die
       Folgen des Ukraine-Kriegs. Freiwillige Helferinnen und Helfer
       konzentrierten sich in besonderer Weise auf die Hilfe für Geflüchtete. Sie
       stünden Tag und Nacht an Bahnhöfen oder nahmen Geflüchtete zu Hause auf.
       „Diese besondere Herausforderung fordert derzeit in nicht vorhersehbarer
       Weise das Potenzial von engagierten Menschen“, teilte der Verband mit.
       
       10 Jun 2022
       
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