# taz.de -- Über Grauwasser und Goldwasser
       
       > Forscher*innen haben in einem Berliner Wohnblock ein alternatives
       > Abwassersystem entwickelt – für die eigene Pflanzenzucht
       
       Sind Klospülung und Duschwasser flüssiger Müll – oder eine Ressourcenquelle
       für Nahrungsproduktion, ein gutes Stadtklima und den sozialen Zusammenhalt?
       Für die Stadt- und Landschaftsplanerin Grit Bürgow ist die Antwort klar.
       Sie leitete an der TU Berlin das Projekt „Roof Water-Farm“ in einem
       Kreuzberger Wohnblock. Dort gibt es doppelte Abwasserleitungen, Waschwasser
       wird getrennt vom Klowasser gesammelt. Nachdem Bakterien das Grauwasser –
       also das aus Duschen und Waschmaschinen – gereinigt haben, züchteten die
       Forscher*innen Fische und Salat damit. Alle EU-Grenzwerte konnten
       eingehalten werden. Weil die Pflanzenzucht ohne Erde stattfindet, ist sie
       relativ leicht und kann auf Hausdächern praktiziert werden, ohne dass es zu
       statischen Problemen kommt. Theoretisch reichen Berlins Dächer aus, um dort
       mehrere hunderttausend Tonnen Frischgemüse zu züchten und damit einen
       Großteil des Bedarfs in der Stadt zu decken.
       
       Aus dem Toiletteninhalt stellten die Forscher*innen „Goldwasser“-Dünger
       her. Mit einer Membrantechnik filterten sie Medikamentenrückstände heraus,
       sodass auch hier EU-Qualitätsstandards eingehalten wurden. „Wir müssen
       wegkommen von monofunktionalen und teuren Infrastrukturen für Energie,
       Abwasser, Abfall, Transport und Lebensmittelversorgung“, so Bürgows Credo.
       Nötig seien stattdessen Quartiere, die die Bereiche verbinden und auch die
       Bevölkerung einbeziehen.
       
       30 Jul 2022
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Annette Jensen
       
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